Kolumne: Der Kinderdok: Wenn der Bauch schmerzt
Aufregung, Infekte, Unverträglichkeiten: Die Ursachen für Bauchweh bei Kindern sind oft harmlos. Worauf Eltern achten sollten.
Unser Kolumnist betreibt eine Praxis in Süddeutschland, bloggt unter kinderdok.blog und berichtet in dieser Kolumne von seiner Arbeit.
Letztens fragten Eltern um Rat, weil ihr Sohn, fünf, immer Bauchschmerzen habe. Dieses Thema macht in der kinderärztlichen Praxis Sorgen wie kein anderes. Wir denken dabei gleich an eine Blinddarmentzündung. Das kommt aus einer Zeit, als Menschen daran gestorben sind. Was heute noch passieren kann. Deshalb ist oberste Maxime, immer auch daran zu denken. Für Mediziner ebenso wie für Eltern.
Die Schmerzen können aber vielerlei Gründe haben. Der erste und häufigste: das Bauchgefühl. Kinder ab dem Vorschulalter lernen ihren Körper immer besser kennen und spüren. Ein Grummeln, etwas Luft, die Verdauung, es rührt sich was und wird als unangenehm geäußert. Meist verfliegt das. Deshalb ist die erste Frage des Arztes an die Eltern: Wie lange dauern die Beschwerden an – und was hilft? Gibt es Gegenmittel wie Wärmflasche, Ablenkung, Streicheleinheiten? Folgen schließlich Pupsen oder Stuhlgang? Dann scheint alles nicht so schlimm gewesen zu sein.
Ein Ernährungsprotokoll kann hilfreich sein
Anders sind wiederkehrende Schmerzen, immer vor oder nach dem Essen, vor oder nach der Schule oder an einem bestimmten Wochentag. Was belastet das Kind? Was veranlasst den Darm, mehr zu arbeiten? Hier die zweite Frage an die Eltern: Würden Sie merken, dass Ihr Kind etwas am Bauch hat, wenn es das nicht sagt? Äußert es Beschwerden, aber hüpft zwei Minuten später wieder auf der Straße? Dann sind organische Ursachen unwahrscheinlich. Wir sprechen von Befindlichkeiten, von Reizdärmen, von Aufregungs-, Angst- oder Frustbauchweh. Hier hilft es, einen Kalender zu führen, um äußere Auslöser zu erkennen.
Auch Nahrungsmittel können Bauchweh verursachen. Zu viel. Zu ungesund. Zu unpassend. Das ist individuell verschieden. Die einen vertragen Unmengen an Milchprodukten, die anderen nur ein Glas oder gar nichts. Unverträglichkeiten von Laktose oder Weizen oder Fruchtzucker, die medial prominent präsentiert werden, weil eine ganze Industrie die passenden Nahrungsmittel anbietet, sind im Grunde natürlich. Zu viel ist eben zu viel. Der Mensch verträgt bestimmte Mengen, alles darüber hinaus macht Bauchweh. Durch ein Ernährungsprotokoll lässt sich das schnell eingrenzen.
Manchmal braucht es ein wenig detektivisches Geschick
Echte Notfälle sind bei Bauchschmerzen selten, Faustregel:
Wenn es schlimmer und schlimmer wird. Gallen- oder Nierenkoliken sind im Kindesalter selten, zum Glück auch die akute Blinddarmentzündung. Am häufigsten sind Infektionen – Harnwegsinfekte, Magen-Darm-Grippe, auch begleitende Nierenbeckenentzündungen (mit Fieber). Sie lassen sich mit einer körperlichen Untersuchung und einer Urinprobe recht schnell diagnostizieren.
Komplizierter sind Bauchschmerzen, die keine direkte Ursache aufzeigen, da braucht es ein wenig detektivisches Geschick. So lernt jeder Kinderarzt, dass eine ausgewachsene Lungenentzündung starkes Bauchweh verursacht, also gehört zur körperlichen Untersuchung das Abhören dazu.
Ach ja: Stuhlgang und Luft. Wann war das Kind zuletzt auf dem Klo? Wie häufig? Wie sah das Ergebnis aus? Abführmedikamente haben bei Bauchschmerzen schon oft Wunder bewirkt und einige Kinder vor einer Operation wegen einer angeblichen Blinddarmentzündung bewahrt.
Kinderdok
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