Kolumne: Der Kinderdok: Ein Fall für die Notaufnahme?
Die Eltern, der Hausarzt, die Notärztin: Jeder definiert einen Notfall anders. Hier ein paar absolute Jetzt-aber-los-Tipps.
Unser Kolumnist betreibt eine Praxis in Süddeutschland, bloggt unter kinderdok.blog und berichtet in dieser Kolumne von seiner Arbeit.
Neulich sagte mir eine Mutter, sie sei so unsicher, wann sie mit ihrem Kind dringend zum Arzt müsse oder in die Notfallambulanz im Krankenhaus. Ob es da ein paar absolute Jetzt-aber-los-Tipps gebe?
Jeder definiert einen Notfall anders, die Eltern, der Hausarzt, die Notärztin, die alles gesehen hat. Vielleicht hilft es, die Dinge im Hinterkopf zu behalten, bei denen wir Kinderärzte uns Sorgen machen.
Da sind vor allem Säuglinge bis zum ersten Geburtstag mit Fieber, noch dringlicher unter sechs Monaten. Bei Temperatur über 38,5 Grad sollten die Eltern einen Arzt aufsuchen, auch am Wochenende. Hier ist meist etwas im Busch, zumal die typischen Symptome bei so kleinen Kindern völlig untypisch verlaufen können. Einen fieberhaften Harnwegsinfekt etwa kann niemand dem Kind anmerken, hier hilft nur eine Urinuntersuchung.
Auch sehr starke Schmerzen sind ein wichtiger Vorstellungsgrund. Schmerzen an Kopf, Bauch, Rücken, nach Stürzen. Kinder, die sich nicht beruhigen, Säuglinge, die nichts trinken wollen, große Kinder (auch die stillen), die sich vor Schmerzen nicht mehr bewegen: ab zum Doktor.
Ein absolutes Alarmzeichen ist Nichtansprechbarkeit
Oder Atemnot. „Mein Kind bekommt keine Luft“, das hören wir oft und ist aus Sicht der Eltern ein weites Feld. Achten sollte man auf fehlende Stimme (Säuglinge, die nicht mal mehr schreien), sichtbare Atmung an den Rippen oder oberhalb des Brustbeins, sehr schnelle Atmung und quietschende oder feinknisternde Geräusche. Atemprobleme können auch zu starker Blässe oder Dunkelverfärbung des Gesichtes führen.
Ein absolutes Alarmzeichen ist Nichtansprechbarkeit, Lethargie, Bewusstlosigkeit, Schläfrigkeit. Klar sind kranke Kinder müde und schlapp. Wenn sie aber nicht erweckbar sind, taumelig laufen, apathisch sind: in die Klinik!
Gerne sehen Eltern in Hautausschlägen Notfälle, meist sind es aber nur Hitzepickel oder banale Kinderkrankheiten wie Windpocken oder Ringelröteln. Ausschläge, vor denen wir Ärzte Angst haben, sind Petechien, Einblutungen in die Haut. Erkennbar daran, dass Druck sie nicht verblassen lässt. Petechien können eine schwere Blutvergiftung anzeigen, wie sie bei Hirnhautentzündungen vorkommt. Ein echter Notfall.
Anrufen, Dringlichkeit mitteilen, auf einen Termin bestehen!
Liebe Eltern, wenn eure Kinder solche Auffälligkeiten zeigen: anrufen, Dringlichkeit mitteilen, auf einen Termin bestehen! Die Warnzeichen bedeuten nicht, dass tatsächlich etwas Schlimmes vorliegt – meist können wir eine ernsthafte Krankheit ausschließen –, aber eine Abklärung ist unumgänglich. Ist der Kinderarzt nicht erreichbar, fahrt in die nächstgelegene Notfallklinik oder (besonders bei Atemnot, Nichtansprechbarkeit oder Hirnhautentzündung) wählt die 112.
Umgekehrt gilt: Ein Kind, das zwar krank ist, aber (als Säugling) noch gut trinkt oder isst, kein Fieber hat, über keine Schmerzen klagt, lacht und spielt, dazu ruhig atmet, auch durch die Nase oder mit Schnuller im Mund, außerdem adäquat reagiert, antwortet und sich ablenken lässt – dieses Kind dürfte nicht lebensbedrohlich erkrankt sein. Ein Anruf beim Arzt kann die Nerven beruhigen, Tipps von der Medizinischen Fachangestellten können ja nie schaden.
Übrigens: Wenn die Eltern ernsthaft besorgt sind, ist das der wichtigste Notfall. Dann schauen wir uns jedes Kind an.
Kinderdok
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