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Das Cover des "Daily Mirror" vom 9. März 2021.
© Ben STANSALL / AFP

Queen Elizabeth bricht das Schweigen: Stürzen Harry und Meghan das britische Königshaus in die Krise?

Nach Harrys und Meghans Anschuldigungen reagiert das Königshaus am Dienstagabend überraschend. Ansonsten zeigt der Vorfall altbekannte Muster.

Durchlebt das britische Königshaus derzeit eine Krise wie nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana 1997? Nach den Negativ-Schlagzeilen rund um die Welt stand das britische Königshaus am Dienstag unter massivem Druck, auf das TV-Ereignis des Jahres zu reagieren.

Im Gespräch mit der US-Talk-Königin Oprah Winfrey hatten Prinz Harry und seine US-amerikanische Gattin Meghan Markle ein Mitglied der Königsfamilie sowie die britischen Boulevardmedien des offenen Rassismus bezichtigt. Außerdem hätten hochrangige Angestellte vom Buckingham-Palast der suizidgefährdeten Herzogin von Sussex Hilfe verweigert.

Am Dienstagabend veröffentlichte der Buckingham-Palast eine schmallippige Erklärung: Man nehme die angesprochenen Probleme „sehr ernst“ und werde sie „im privaten Familienkreis behandeln“.

Wörtlich heißt es in dem Statement: „Die ganze Familie ist tief betrübt über das jetzt deutlich gewordene Ausmaß der Probleme für Harry und Meghan in den vergangenen Jahren. Die angesprochenen Themen, besonders in Bezug auf Rassismus, sind beunruhigend.“ Einschränkend wird hinzugefügt, Erinnerungen könnten sich „manchmal unterscheiden“. Auf jeden Fall aber gelte: „Harry, Meghan und Archie werden immer allseits geliebte Mitglieder der Familie sein.“

In dem von durchschnittlich 11,1 Millionen Haushalten auf der Insel und vielen weiteren Millionen Zuschauern weltweit konsumierten Gespräch sprach der Prinz davon, es gebe einen „unsichtbaren Vertrag“ zwischen Königshaus und der Presse: Positive Berichterstattung werde durch regelmäßigen Zugang zu führenden Mitgliedern erkauft.

Erkennbar zieht Harry dabei eine Parallele zu den Ereignissen in den 1990er Jahren. Aus Sicht des heute 36-Jährigen sowie seines 38-jährigen Bruders William tragen die Boulevard-Paparazzi die Hauptschuld am Unfalltod ihrer Mutter Diana im August 1997. Das haben beide mehrfach so zu Protokoll gegeben.

Harry gibt den Boulevardmedien die Schuld am Tod seiner Mutter

Dass der damals 13-jährige Harry in Begleitung seines Bruders, Vaters, Onkels und Großvaters auf der Trauerprozession quer durch London hinter dem Sarg der Toten herlaufen musste, empfindet er erklärtermaßen als schweres Trauma.

Diese Äußerungen gegenüber Winfrey knüpfen an frühere Beschwerden des Prinzen an. Schon als die Beziehung von Harry und Meghan im November 2016 erstmals offiziell wurde, war in einer Palastmitteilung von „einer Welle von Schmähungen und Belästigungen“ sowie von „offenem Sexismus und Rassismus“ die Rede. Auf Empörung stieß damals besonders die Thematisierung von Markles Familienhintergrund, die eine schwarze Mutter und einen weißen Vater hat.

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Wie damals stehen auch diesmal die bekanntermaßen rabiaten Londoner Boulevardblätter wie „Sun“, „Daily Mirror“ und „Daily Mail“ ebenso am Pranger wie Klatschpostillen weltweit. In ihnen wurden zu Bildern des Winfrey-Interviews immer wieder rassistische und faktisch falsche Schlagzeilen eingeblendet.

Rassistische Anklänge in den Schlagzeilen der Yellow Press

So schrieb die „Daily Mail“ von einer Familie „direkt aus Compton“. Compton ist ein als Kriminalitätsschwerpunkt verschriener Bezirk im Großraum Los Angeles. Detailliert wurde Markles Abstammung von Sklaven erörtert; meist fehlte dabei der Hinweis, dass die englische Krone einst die Sklaverei in ihren Kolonien in der Karibik sowie entlang der amerikanischen Ostküste eingeführt hatte.

Altgediente Königshaus-Beobachter verweisen darauf, dass die ungesunde Obsession der Boulevardblätter mit dem Privatleben des Herzogspaares auf Gegenseitigkeit beruhe.

Die gelernte Schauspielerin Markle habe ihnen zufolge den Unterschied zwischen ihrer früheren Existenz als nicht sehr bedeutende Celebrity mit guter PR-Unterstützung und einer globalen Person des öffentlichen Lebens nicht verstanden. Und auch der Prinz lese im Internet nicht nur die bösartigen Artikel über sich, sondern auch giftige Kommentare sämtlicher Spinner und Neider, die sich im Netz tummeln.

"Was haben sie da angerichtet?", fragte scheinheilig die "Mail"

Dabei ist in diesen Tagen ein in den Boulevardmedien bekanntes Muster zu beobachten: Wie schon nach dem Tod Dianas 1997 entziehen sich die britischen Medien der scharfen Kritik an ihrem eigenen Vorgehen, indem sie die Kritik am Königshaus akzentuieren. Man sei konfrontiert mit „der schlimmsten royalen Krise seit 85 Jahren“, trompetete der „Mirror“ in Anspielung auf die Abdankung Eduards VIII. 1936. „Was haben sie da angerichtet?“, fragte scheinheilig die „Mail“. Die Frage bezog sich auf die „giftigen Anschuldigungen“ des Herzogpaares, die sie im Interview mit Winfrey geäußert hätten.

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Wie die in den USA erstausgestrahlten Aussagen Harrys und Meghans in der britischen Öffentlichkeit ankommen, verdeutlicht eine Blitzumfrage der Firma YouGov: 36 Prozent der befragten Briten erklärten sich zu Sympathisanten der Königsfamilie, 22 Prozent erklärten sich loyal mit Harry und Meghan.

Ein weiteres Drittel erklärte, uninteressiert oder unzuständig zu sein. Allerdings unterscheidet sich die Beurteilung des Vorgangs je nach Lebensalter stark: Unter den 18-24-Jährigen sind 48 Prozent Anhänger des in Kalifornien lebenden Paars, bei den über 65-Jährigen sind es nur neun Prozent.

Mit ihrer kurzen Mitteilung scheinen die 94-Jährige Queen und ihr 72-jähriger Thronfolger Charles die Öffentlichkeitsarbeit ihrer Institution am Rat eines Akteurs der Ereignisse von 1997, auszurichten. „Ich würde jetzt sehr wenig sagen“, teilte der damalige Regierungssprecher Alastair Campbell am Dienstag der BBC mit: Die Royals „sollten durch aktives Handeln, nicht durch öffentliches Gerede beeindrucken“.

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