Es hapert bei der Mülltrennung: Städter verursachen am meisten Restmüll
Zum ersten Mal seit 35 Jahren wurde der Hausmüll analysiert. Er ist seitdem weniger geworden. Aber viel zu viel Biomüll landet in der falschen Tonne.
Eierschalen, Zwiebeln und Haarbüschel: Seit 2015 ist es eigentlich verboten, derartige Abfälle im Restmüll zu entsorgen. Eigentlich. Ob sich die Menschen in Deutschland auch wirklich daran halten und was sonst noch so im Hausmüll landet, das wollte das Umweltbundesamt (UBA) herausfinden und gab deshalb eine Studie in Auftrag - die erste dieser Art seit 35 Jahren.
Die gute Nachricht vorweg: Seit 1985 - dem Zeitpunkt der letzten Erhebung - hat sich die Restmüllmenge in Deutschland nahezu halbiert. Während in der Mitte der Achtziger noch jährlich 239 Kilogramm Restmüll pro Einwohner anfielen, waren es 2018 nur noch 128 Kilogramm.
Die schlechte Nachricht: Fast 40 Prozent dessen, was in der Restmülltonne landet, gehört eigentlich in die Biotonne. Also Eierschalen, Zwiebeln und Co. Das Problem: Nicht überall ist eine direkte Entsorgungsmöglichkeit vorhanden. „Die Dichte an Biotonnen muss erhöht werden“, fordert deshalb Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium.
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Es sei „lebensfremd“, von Menschen zu erwarten, dass sie ihre Eierschalen immer zum Wertstoffhof brächten. Das sei zwar eine Möglichkeit, Grünschnitt, Teebeutel und alles, was kompostierbar ist, loszuwerden, aber im Alltag kaum umsetzbar. Immerhin könne man sich darüber freuen, dass die Deutschen im Vergleich zu den 80er Jahren nun pro Person mehr als 100 Kilogramm weniger Restmüll produzierten.
Das Ideal: Gar kein Restmüll
Das „Geheimnis“ dahinter sei die getrennte Sammlung von Glas, Papier und Plastik. Früher landeten diese Abfälle wesentlich häufiger im Restmüll. Jetzt machen Altpapier und Altglas jeweils nur noch fünf Prozent aus, teilweise sind die Mengen in der falschen Tonne um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. „Ein Teilerfolg“, sagt Staatssekretär Flasbarth. Irgendwann sollen nahezu alle Abfälle wiederverwertet werden. Idealerweise so, dass gar kein Restmüll mehr anfalle.
Denn: Der Biomüll könne nur getrennt sein Potenzial entfalten. In Deutschland entstehen daraus beispielsweise Kompostprodukte, die die Moore schützen. Und woran auch nicht jeder beim täglichen Müll rausbringen denkt: Aus Biomüll wird auch Biogas - die klimafreundliche Treibstoffalternative der Zukunft. Rund drei Millionen Tonnen organische Abfälle gingen noch jährlich verloren, sagt Flasbarth.
Ein Umstand, an dem nicht nur der nachlässige Verbraucher Schuld sei. „Die Kommunen kommen ihrer Verpflichtung bislang nicht nach.“ Sprich: Jede Gemeinde kocht ihr eigenes Bio-Süppchen. Daran habe auch die Tatsache nichts geändert, dass Städte und Gemeinden seit dem 1. Januar 2015 verpflichtet sind, den Bürgern ein System zur Getrenntsammlung von Bioabfall bereitzustellen.
Nicht alle haben eine Biotonne
Der Knackpunkt: Das Gesetz schreibt zwar vor, den Biomüll getrennt zu entsorgen, aber nicht, wie genau das geschehen soll. Eine Möglichkeit neben Biotonnen sei etwa der teils umständliche Transport zum Wertstoffhof. Oder die Entsorgung im eigenen Garten.
Wie viele Haushalte hierzulande derzeit über eine Biotonne verfügen, kann das Umweltbundesamt nur schätzen. Die letzte Erhebung sei fünf Jahre her. 2014 hätten von 400 Städten und Gemeinden 72 angegeben, den Biomüll nicht getrennt einzusammeln. Zum damaligen Zeitpunkt seien knapp mehr als die Hälfte der Haushalte mit einer Biotonne ausgestattet gewesen. Heute schätzt das UBA den „Anschlussgrad“, also den Grad an Versorgung mit Biotonnen, auf 60 bis 70 Prozent.
„Da ist noch Luft nach oben“, sagt auch Bettina Rechenberg, Fachbereichsleiterin beim UBA. Derzeit gehöre nur ein Drittel dessen, was im Restmüll landet, auch wirklich in den Restmüll, sagt die Expertin. Wie die aktuelle Studie zustande kam: 14 öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger hätten 504 Stichproben zur Verfügung gestellt. Die untersuchte Menge entspreche dem Inhalt von 2800 Mülltonnen.
Städter werfen mehr in die Resttonne
Aus welchen Bundesländern oder Regionen die Proben stammen, könne das UBA aber nicht sagen. Was sich an Unterschieden jedoch durchaus sagen lässt: Städter verursachen offenbar mehr Restmüll als Menschen auf dem Land. So waren es in der Stadt pro Einwohner etwas mehr als 151 Kilogramm, in ländlichen Gebieten lediglich 124,6. In dicht besiedelten Dörfern produzierten die Einwohner im Jahr 2018 mit 110,5 Kilogramm sogar noch weniger Restmüll.
Rechenberg wünscht sich deshalb Sensibilisierung in Beratungsstellen und online. Denn eines steht fest, das macht auch Staatssekretär Flasbarth deutlich: Die Müllmenge an sich ist auf einem gleich hohen Niveau geblieben - es werde lediglich mehr getrennt. Deutschland sei etwa nach wie vor Europameister im Verpackungsmüll. „Das ärgert uns.“
Immerhin solle die Recyclingquote für Kunststoff bis 2022 von 50 auf 63 Prozent steigen. Ob bis dahin die Haarbüschel in der richtigen Tonne landen, wird sich zeigen.
Fatima Abbas
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