Recyclingfirmen starten Aufklärungsaktion: Windeln und Videokassetten sind Gift für die Gelbe Tonne
Recyclingfirmen klagen, dass immer mehr Dinge und Stoffe ihre Sortieranlagen für Verpackungsmüll verstopfen. Jetzt wenden sie sich vor allem an die Jugend
Wilde Rhythmen haben am Dienstag den Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche am Berliner Bahnhof Zoo beschallt. Einige Passanten, die sich das Spektakel anschauten, wirkten amüsiert bis irritiert: Hier war niemand "blau". Vier Percussionkünstler droschen auf quietschgelbe Tonnen ein.
Es war das lautstarke Finale einer Veranstaltung von bundesweit zehn regionalen Unternehmen der "dualen Systeme" im angrenzenden Bikini-Haus. Die dualen Systeme sind Verbünde privater Firmen der Recyclingwirtschaft, die für die Sammlung und Aufbereitung der Verpackungsabfälle in Deutschland zuständig sind. In Berlin ist es zum Beispiel der Entsorger Alba.
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Sie wollen in den kommenden drei Jahren gemeinsam einen höheren einstelligen Millionenbetrag in eine Infokampagne investieren, die die Bevölkerung darüber aufklären soll, welche Stoffe und Gegenstände in der Gelben Tonne beziehungsweise dem Gelben Sack entsorgt werden können - und welche nicht. Es soll Spots in Fernsehen, Radio und im Internet geben.
Axel Subklew, Sprecher der Kampagne „Mülltrennung wirkt“, erklärte, dass sich zu viel Restmüll in den Plastikabfällen befinde. Der könne nicht sortiert und dem Wertstoffkreislauf wieder zugefügt werden. Als Beispiel für klassische "Fehlwürfe" in Tonnen nannte er Babywindeln ("verunreinigen alles"), Lithium-Ionen-Akkus ("können in Brand geraten") und kurioserweise auch Bänder von Videokassetten, die aus fast allen Wohnzimmern verschwunden sein dürften.
Auch Elektroschrott, den man in Berlin und anderen Orten in Pilotprojekten zeitweilig in einer "Gelben Tonne plus" entsorgen durfte, habe darin nichts zu suchen. Geräte seien zum einen zu schwer für die Anlagen, die den Müll in der Regel mit Luftströmen trennen. Zum anderen bestünden sie aus zu vielen unterschiedlichen Stoffen. "Insgesamt möchten wir erreichen, dass sich die Qualität der Sammelmengen in den Sammlungen in den Gelben Säcken und Tonnen dauerhaft verbessert", sagte der Kampagnenleiter.
Man wolle speziell die jüngeren Generation erreichen. Die habe durchaus einen Sinn für Umweltschutz, wisse aber zu wenig über Mülltrennung. Die dualen Systeme hatten bereits in einem Pilotversuch in der Stadt Euskirchen in NRW mit gut 55.000 Einwohnern herausgefunden, dass man mit einer Infokampangne die Qualität des Plastikmülls deutlich verbessern kann.
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In diesem Sinne: In den Sack und Tonne gehören demnach grundsätzlich alle Verpackungen - außer Papier oder Glas. Man müsse sie auch nicht auswaschen, wenn man helfen wolle. Das sei Verschwendung, denn das könnten die Anlagen gut selbst erledigen. "Essensreste auskratzen genügt völlig", erklärte Subklew. Hilfreich sei es aber, die Verpackungen nicht zusammenzustecken - Joghurtbecher zum Beispiel. Auch solle man den Deckel abtrennen.
Nicht in die Tonne gehören neben den erwähnten Windeln, Akkus und Videokassetten unter anderem auch Glüh- und Energiesparlampen, CDs, Feuerzeuge und Textilien jeder Art. Diese würden sich nur in den Anlagen verheddern und die Sortierung behindern. Auch Bioabfälle hätten darin nichts zu suchen.
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