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Mohammed Dschawad Sarif, Außenminister und Chefverhandler des Iran beim Atomdeal.
© Reuters

Mohammed Dschawad Sarif: Wie der iranische Außenminister das Land aus der Isolation führt

Er ist stets charmant, gut gelaunt. Mohammed Dschawad Sarif ist das freundliche Gesicht Teherans. Nun hat er Iran erfolgreich aus der Isolation geführt. Ein Porträt.

Er ist das freundliche Gesicht Teherans. Im Wiener Palais Coburg gab sich Mohammed Dschawad Sarif stets charmant und gut gelaunt. Nur einmal in der letzten Woche fuhr der iranische Außenminister so sehr aus der Haut, dass man die hitzigen Wortgefechte sogar auf den Fluren vor dem Verhandlungssaal hören konnte. Ein dramatisches Intermezzo, das am Dienstag bei der feierlichen Schlusskonferenz der Hauptakteure schon wieder vergessen war. Der Atomvertrag mit den fünf Vetomächten des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland ist nach 13 Jahren Konflikt unter Dach und Fach. Erstmals kann die iranische Führung hoffen, ihre Nation aus der jahrelangen Isolierung herauszuführen und wieder zu einem anerkannten Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu machen.

Chefarchitekt dieser historischen Wende ist neben Präsident Hassan Ruhani vor allem der weltgewandte Sarif, der sich seit früher Jugend den Zielen der Islamischen Republik verschrieben hat. Er wuchs in Teheran auf, studierte in San Francisco und Denver, wo er 1988 über das Thema „Sanktionen in internationalem Recht“ promovierte. In seiner Autobiografie mit dem Titel „Herr Botschafter“ bekannte Sarif, als Sohn aus tiefreligiösem Hause habe er bis zum 15. Lebensjahr niemals Musik gehört. In den USA hatte seine Frau, eine kämpferische Anhängerin von Staatsgründer Ayatollah Chomeini, zehn Jahre lang den Kauf eines Fernsehers verhindert, um nicht die verderblichen Einflüsse des Westens in die eigenen vier Wände zu lassen. Inzwischen sei sie zu einem „ruhigen Menschen mit Geduld und Toleranz“ geworden, versichert ihr Ehemann.

Jahrelang war er Botschafter bei den Vereinten Nationen

Von 2002 bis 2007 war Mohammed Dschawad Sarif der Botschafter Irans bei den Vereinten Nationen in New York. Aus dieser Zeit stammt auch sein Ruf, der mit dem politischen Establishment der USA am besten vernetzte iranische Politiker zu sein. 2003 war er führend an den Verhandlungen über einen umfassenden Interessensausgleich zwischen Iran und den USA beteiligt. Kurz vor der Invasion in den Irak aber brach die Regierung von Präsident George W. Bush die Gespräche ab. Unter Präsident Mahmud Ahmadinedschad wurde Sarif kaltgestellt und lehrte als Professor an der Islamischen Azad Universität in Teheran, deren Vizepräsident er von 2010 bis 2012 war.

Er gilt als einer der engsten Vertrauten des iranischen Präsidenten

Seit August 2013 ist der Vater zweier erwachsener Kinder nun Außenminister seines Landes und gilt als einer der engsten Vertrauten von Präsident Ruhani, an dessen Seite er schon im Jahr 2003 den bisher einzigen Atomvertrag des Iran mit den westlichen Staaten aushandelte. Damals verpflichtete sich die Islamische Republik, ihre Urananreicherung zu stoppen und ihre Atomanlagen einer genaueren internationalen Kontrolle zu unterwerfen – ein Abkommen, welches Mahmud Ahmadinedschad nach seiner Wahl 2005 umgehend für nichtig erklärte.

„Nun sind Präsident Ruhani und ich wieder zurück am Verhandlungstisch“, schrieb Minister Sarif in einem Beitrag für die „Washington Post“. Und „unser Wille zur konstruktiven Zusammenarbeit hat sich nicht gewandelt“. Am Dienstag zog Sarif dann nach den erfolgreichen Verhandlungen von Wien übermüdet und erleichtert Bilanz: „Der Tag heute hätte das Ende der Hoffnung bedeuten können, stattdessen haben wir ein neues Kapitel der Hoffnung aufgeschlagen.“

Martin Gehlen

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