Hitzewelle mit Rekordtemperaturen: Wenn die Sonne zur Bedrohung wird
Der Sommer verliert seine Unschuld: Rekordtemperaturen und Dürre machen Mensch und Tier zu schaffen. Was früher schlicht Wetter war, wird nun für manche zur Gefahr.
- Lars Spannagel
- Maris Hubschmid
- Katja Demirci
- Torsten Hampel
Je länger er dauert – und er dauert schon lange –, je mehr Temperatur- und Dürrerekorde er mit sich bringt, umso zahlreicher werden auch die Menschen, die ihn nicht mehr genießen können, sondern deren Alltag von einer Gewissheit bestimmt wird: Dem deutschen, dem Berliner Sommer 2018 kann keiner entrinnen. Nicht hinter Beton- und Ziegelwänden, in den Büros und Wohnungen und Altenheimen, nicht in den Schluchten der Straßen. Selbst in den Freibädern und in den Nächten nicht. Aus dem Sommer in Berlin, der sonst fast immer ein Ereignis gewesen ist, ist ein Zustand von Dauer geworden.
Der gerade zu Ende gegangene Juli war in Berlin im Durchschnitt 21,5 Grad warm und die Stadt damit – wie im Juni auch – die wärmste Region Deutschlands. Der Mai war bundesweit der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 – so wie es der April zuvor auch schon gewesen war. Seine Durchschnittstemperatur lag fünf Grad über dem langjährigen Mittelwert. Das Sommerhalbjahr 2018 ist seit seinem Beginn ein historisches. Nun fängt es an, bedrohlich zu werden.
Wenn Arbeit gefährlich wird
Pascal Johannes zeigt hinüber zu den Linden. Wenn er merkt, es geht nicht mehr, stellt er sich für ein paar Minuten darunter. Er hat gelernt aus dem letzten Sommer: Da war ihm erst schummerig, dann schmerzte bei jedem Aufstehen der Kopf, schließlich kam die Übelkeit: Sonnenstich. Johannes, groß, schlank, dunkelhaarig, ist Steinsetzer, momentan verlegt er mit fünf anderen neues Pflaster in der Kreuzberger Schleiermacherstraße. Stein greifen, anlegen, hämmern. Stein greifen, anlegen, hämmern. Acht Stunden am Tag. Mit 23 ist er der Jüngste hier – und doch mit sieben Jahren lange genug dabei, um zu wissen: Gerade die Älteren belächeln seine Schattenpausen oft, winken ab, sie bräuchten keine, tragen weder Hut noch Schirmmütze. Sagen: „Ich mache das seit 30 Jahren!“ Und kollabieren dann.
Diejenigen, die diesen leugnen, beschäftigen sich nicht mit dem Thema, bzw. blenden die Kenntnisse (stetige Steigerung der Ganzjahrestemperatur) einfach aus und kommen mit solchen Begründungen : 'Heiße Sommer gab es schon immer'. Damit kann ich aber den Klimawandel nicht wegwischen.
schreibt NutzerIn herjeh
Während er hier greift, anlegt, hämmert, gibt die Baugewerkschaft eine Mitteilung heraus, in der sie an Bauarbeiter und Dachdecker appelliert, sich zu schützen. Es drohten Hitzeschläge und weißer Hautkrebs. Der ist inzwischen sogar offiziell als Berufskrankheit anerkannt.
Der Chef hat Mineralwasser herangekarrt und mahnt immer wieder: Ruht euch zwischendurch aus! Wenn jemand zusammenklappt und ins Krankenhaus muss, ist keinem geholfen.
Ein paar hundert Meter weiter nördlich, in der Blücherstraße, baut der oberkörperfreie Olaf eine Kita. Justamente hat er auch noch seinen Helm abgenommen, weil „es darunter wahnsinnig warm ist“. Wenn einer von der Bauaufsicht kommt, kann ihn das 50 Euro Strafe kosten, deshalb verschweigt er seinen Nachnamen lieber. Sonnencreme? „Mein Körper ist das gewohnt, ich mache das seit 30 Jahren.“
Im Schatten geht ein Kollege auf und ab, „Beine vertreten.“ Er ist Kranfahrer, sein Kopf knallrot. „Dieses Modell ist ein Cabrio“, sagt er. Blick nach oben: Ein Kran ohne Dach, sogar ganz ohne Kabine. Nichts als der schwarze Kunstledersitz. „Wenn es windstill ist, ist es schwer erträglich.“ Die großen, mächtigen Firmen, sagt er, „haben moderne Kräne mit Klimaanlagen.“ Die Kranführerszene: in diesen Tagen eine Zweiklassengesellschaft.
Die vier, die am Rand der Neuköllner Hasenheide einen Wohnblock mit Parkblick hochziehen, gehören zu den Privilegierten. Ein Vermesser sagt: „Die sehen wir im Moment eigentlich kaum, die bleiben auch in den Pausen schön da hocken.“ Getränkesixpacks reichen sie einander gegenseitig mit ihren Kränen an. „Bei dem Wetter vermutlich der beste Platz auf dem Bau.“
Der Härteste befindet sich gut 50 Meter weiter unten. Dort, wo Eisen von Hand geflochten wird. Eisen, das heiß wird, weshalb es dicke Handschuhe braucht, um es zu biegen. Wie heiß es dort ist, in der Baugrube? 50 Grad bestimmt, sagt der Vorarbeiter, „geht ja kein Wind“. Diejenigen, die sich da bücken, konzentriert hantieren, sehen kurz hoch, lächeln milde, sagen nichts, verstehen nichts. Sprechen Arabisch, Portugiesisch. „Das ist eine Arbeit, die kein Deutscher mehr machen will“, erklärt der polnischstämmige Chef.
Hilfe für die Ärmsten
Man sieht Herrn Krause an, dass er den Großteil seines Lebens unter freiem Himmel verbringt. Seine Haut ist gebräunt und gegerbt, nur an den Handrücken und Unterarmen ist sie hellrosa, umrandet von Schorf. Er muss in der Sonne geschlafen haben, stundenlang, irgendwo, vor ein paar Wochen, so genau weiß er das alles nicht mehr. Dass der Sonnenbrand seine Haut fast bis aufs rohe Fleisch abschälte, weiß er aber noch. Trotz des Alkohols, der auch jetzt seinen Blick trübt. Er sitzt vor der Bahnhofsmission in der Jebensstraße am Zoo, wo er auch die Nacht verbracht hat, und wartet darauf, dass es Mittagessen gibt.
Jetzt wird die Sonne schon zur Bedrohung hochgeschrieben...Meine Güte...geht es noch eine Nummer kleiner? In ein paar Tagen/Wochen ist der Spuk vorbei und alle werden dann über den vielen Regen, oder die Kälte, oder den zu vielen/zu wenigen Schnee jammern.
schreibt NutzerIn pedro_garcia
Dieter Puhl, der Chef der Bahnhofsmission, kennt Herrn Krause schon lange. „Ich bin kein Fachmann“, sagt er. „Aber ich schätze, das waren Verbrennungen zweiten oder dritten Grades.“ Herr Krause nuschelt: „Denk ick ooch.“
Vor ein paar Jahren hat Puhl in einem heißen Sommer dazu aufgerufen, der Bahnhofsmission Sonnencreme zu spenden, das kam nicht überall gut an. Bei Minusgraden sammelt der Kältebus der Stadtmission Hilfebedürftige ein, einen Hitzebus gibt es nicht.
Auf dem Computer in seinem Büro hat Dieter Puhl Fotos gespeichert, die die Gefahren des Sommers illustrieren. Eine offene, schwarze, entzündete Wunde an einem Bein etwa – oder die Folgen eines Wespenstichs. „Der Mann hat daran gekratzt, war wahrscheinlich nicht gegen Tetanus geimpft, der ganze Arm hat sich entzündet“, sagt er. Nur mit Mühe habe er ihn dazu bewegen können, mit in ein Krankenhaus zu kommen, das eine Amputation gerade noch verhinderte.
Es ist kurz vor 14 Uhr, die Schlange vor der Bahnhofsmission ist auf 20 Meter Länge gewachsen. Zurzeit kommen täglich 600 bis 700 Bedürftige her – mehr als zu anderen Jahreszeiten, weil viele Einrichtungen Sommerpause haben. Direkt hinter der Eingangstür steht ein Wasserspender. Trotzdem müssen mehrmals pro Woche Rettungssanitäter in die Jebensstraße kommen, um dehydrierte Menschen zu behandeln.
Drei Flaschen Wodka, so viel trinken manche von Puhls Gästen am Tag. In der Sommersonne droht im Vollrausch ein Kreislaufkollaps, der tödlich enden kann. Insofern ist es gut, dass Herr Krause dort liegt, wo er liegt: im Schatten, keine drei Meter vom Wasserspender entfernt.
Bedrohlich für die Schwachen
Die Dame mit den weißen Haaren hat ihren Rollator nah an den Stuhl geschoben und die Füße oben auf dessen Sitzfläche gelegt. Zu ihrer Rechten steht auf dem Tisch ein Glas mit Wasser. Ein leichter Wind geht an diesem Vormittag über die Terrasse des Seniorenheims „Haus am Weigandufer“. So lässt es sich aushalten. Die Hitze. Alten Menschen macht sie oft besonders zu schaffen, sie kann ihnen gefährlich werden. Weil sie weniger Durst haben und somit weniger trinken; weil sie häufig an Herz- oder Kreislauferkrankungen leiden und Hitze dieses Leiden verstärkt. Wenn auch kaum jemand durch hohe Temperaturen stirbt, an der Kombination von Vorerkrankung, Alter und Hochsommer durchaus. Eine Studie aus der Region Frankfurt am Main zeigt beispielsweise, dass die Zahl der Sterbefälle während Perioden starker Hitze, etwa im „Jahrhundertsommer“ 2003, überdurchschnittlich hoch war. Eine andere, bevölkerungsstatistische und meteorologische Daten aus ganz Deutschland auswertende Untersuchung kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. An über 30 Grad heißen Tagen steigt die Zahl der Krankenhauseinlieferungen um fünf Prozent, die Sterberate um zehn. Konkret heißt das: 300 zusätzliche Todesfälle und 3000 zusätzliche Krankenhausaufenthalte pro Tag.
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Berliner Ärzte für Allgemeinmedizin berichten von Patienten – auch jüngeren –, die mit Schwindelgefühlen und Kreislaufproblemen in ihre Praxen kämen. Entsprechende Symptome sollte man nicht unterschätzen, sagt zum Beispiel Stephan Bernhardt, Allgemeinmediziner mit Praxis in Friedenau, oft aber sei die Ursache dafür nicht die Hitze an sich, sondern zu wenig getrunken zu haben.
Kein Gedanke daran am Weigandufer. „Von unseren Bewohnern empfinden die wenigsten die Hitze als ein Problem“, sagt die Leiterin des Hauses in Neukölln, Gerlinde Kölbel. Manche sitzen sogar ganz gern ein Weilchen in der Sonne. „Sie sagen: endlich ist es warm.“ Mit Sonnenmilch eingecremt werden sowieso alle. Gleich in der Frühe, nach der Grundpflege. Auch die fällt ein bisschen anders aus als gewöhnlich: „Wir duschen die Bewohner derzeit täglich“, sagt Pflegerin Anke Stojkov. Wer nicht mehr aus dem Bett kommt, dem legt sie oft einen kühlen Lappen auf die Stirn, die Handgelenke oder die Knöchel; wer noch mobil ist, der kann seine Füße in eines der zwei Planschbecken im Garten tauchen. „Die Bewohner passen auch aufeinander auf, zum Beispiel, dass sie genug trinken“, sagt sie. „Ich wechsel ab“, sagt eine Dame, die im Speiseraum an einem der Tische Platz genommen hat, „mal raus, dann wieder rein.“ Sie lacht.
Allein: Dass die Nächte zurzeit nicht gerade erholsam sind, daran kann auch die aufmerksamste Pflege nichts ändern. Verschwitzte Kopfkissen- und Bettbezüge werden häufiger gewechselt, Bewohner am Tag öfter umgezogen. Regelmäßig werden die Medikamentenschränke kontrolliert, viele Präparate tolerieren nur Temperaturen bis 25 Grad. Ihnen bleibt jedoch im besten Fall, was dem Mensch verwehrt ist: Sie können in den Kühlschrank umziehen.
Gedränge am Wasser
Die Berliner Seen sind aufgeheizt, sie riechen. Mit der steigenden Temperatur sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser, beim nächsten Gewitter, das Dreck in die Gewässer spült, droht das große Fischsterben. Die Berliner drängt es in die Freibäder. Und dann, wenn reichlich Salz ausgeschwitzt ist und der Elektrolytehaushalt nach Ausgleich verlangt: an den Pommes-Stand.
„Gestern 778 Portionen“, sagt Dagmar Keuenhof, die sie hier im Kreuzberger Prinzenbad „Daggi“ nennen. „Im Moment auffällig viele große“, ergänzt Mitinhaber Mathias „Matze“ Kutscher. Das Fett in der Fritteuse hat 200 Grad, daneben haben sie 70 gemessen. Dennoch haben sich die vier schwarzhaarigen Jungs in den limettengrünen T-Shirts, die hier auf kleinstem Raum Fritten nachfüllen, schwenken, austeilen, um diesen Job gerissen. Sie kennen einander aus der Schule, haben sie soeben beendet. Für neun Euro die Stunde sind sie jetzt da, wo „unsere Leute“ ohnehin sind, plaudern mit hungrigen Bikini-Schönheiten, können in der Pause schwimmen, manchmal, ausnahmsweise, auch nach Feierabend, wenn das jetzt knallvolle Bad leer ist. „Das ist schon geil“, sagt einer. „Wir verdienen Geld, während die anderen nur rumliegen“, ein anderer.
Die Standardportion Pommes kostet zwei Euro, „einkommensschwaches Einzugsgebiet“, erklärt Matze. „Macht ja aber auch keine Freude, den Familien und Kids hier so viel Geld abzuknöpfen“, sagt Daggi. Aber ob sie den Preis halten können? Beunruhigt haben sie die Meldungen über die schlechte Kartoffelernte, über mickrige Knollen gelesen. „Das wird kein Spaß, wenn wir mehr verlangen müssen“, sagt Matze. „Hier geht es friedlich zu, solange sich alle Pommes leisten können.“
Suche nach Erlösung I
Ein Zufluchtsort, das können Kirchen, das kann auch diese Kirche hier sein! Die beiden Frauen, die zur Mittagszeit schwitzend auf das Portal der St. Marienkirche beim Alexanderplatz zusteuern, spekulieren darauf. „Wir wollen die Kunst in der Kirche ansehen – aber wir hoffen auch auf Abkühlung.“ Ihre Gesichter sind von der Sonne gerötet.
„Ich hab’ hier drin 28 Grad“, sagt Kirchwart Bernd Sawallisch und ergänzt nach kurzem Lachen: „Und 58 Prozent Luftfeuchtigkeit, wegen der Kunstwerke.“ Auf einigen Bänken sitzen Touristen aus Asien und Italien, ein polnisches Pärchen geht flüsternd und gestikulierend durchs Kirchenschiff. Stille, die gibt es hier – und wer freundlich fragt, dem füllt der Kirchwart auch seine Wasserflasche auf. Aber Kälte? Nein. Also weiter, runter, die Treppen hinab in die Gruft des Berliner Doms, schräg gegenüber. Hach. „Wir haben gerade gedacht: hier bleiben wir noch ein bisschen“, sagen die zwei jungen Frauen, die entlang der Särge der Hohenzollern schlendern.
Suche nach Erlösung II
Der riesige Markt in der Mall of Berlin bietet 33 verschiedene Föne an, 28 Toaster, 17 Backöfen, neun Mikrowellen – aber nur noch ein einziges Ventilatormodell. Es trägt den Namen pure cool, zwei Exemplare sind noch vorrätig. Und die kosten je 545 Euro, dafür kühlen sie die Luft nicht nur, sondern sollen sie gleichzeitig auch noch von Schimmelpilzsporen, Pollen oder Abgasen reinigen. Das Vorführexemplar – ein Ring aus weißem Metall auf einem silbernen Sockel, ganz ohne Rotorblätter – arbeitet fast lautlos. Im Minutentakt treten Kunden näher heran: ein älterer Herr, ein junger Amerikaner in Shorts, ein schwules Paar, Eltern mit Baby im Kinderwagen. Sie alle strecken sehnsüchtig eine Hand in den kühlen Luftstrom. „Haben sie noch andere Ventilatoren?“, fragen sie dann die Verkäuferin. „Leider nein, alle weg“, antwortet sie jedes Mal, „ich weiß auch nicht, wann wir wieder welche reinbekommen.“
Auch ein Paar um die 40 bleibt stehen, beide blicken auf den 545-Euro-Ventilator, unterhalten sich leise auf Russisch. Die Frau stellt der Verkäuferin auf Deutsch einige Fragen, übersetzt die Antworten für ihren Mann, der sich auf einer Waschmaschine abstützt und mit versteinerter Miene auf den pure cool starrt. Seine Frau redet auf ihn ein, er schweigt, dann nickt er fast unmerklich. Die Frau wendet sich wieder der Verkäuferin zu. „Okay“, sagt sie. „Wir nehmen ihn.“
Um Leben und Tod
„Alle Wildtiere leiden“, heißt es beim Nabu Berlin. Eichhörnchen, Füchse, Wildschweine legen auf der Suche nach Wasser teils Kilometer zurück und verenden manchmal auf der Strecke. Vögel folgen ihrem Instinkt, das eigene Leben zu retten, und hören auf, den Nachwuchs zu füttern. Bereits im Mai waren zahlreiche Jungvögel verdurstet, weshalb viele Vogeleltern nochmal nachgelegt haben, eine sogenannte Notbrut. Jetzt wiederholt sich das Drama. „Selbst wenn die Eltern sie versorgen: Die Federspule, ein Häutchen, in dem die Federn angelegt sind, verdorrt, ehe sich das Gefieder entfalten kann. Die Augen vertrocknen, weil angesichts der geringen Luftfeuchte kein Lidschlag möglich ist“, sagt Annedore Langner, die in Spandau ehrenamtlich Wildvögel aufpäppelt. In den Nestern wird es zum Teil 50 bis 60 Grad warm. „Viele noch nicht flugfähige Vögel drängen an den Rand und fallen aus dem Nest“, beobachtet der Nabu Berlin.
Zu Hause mag der Familienhund nicht mehr raus. Kein Grund zur Sorge, sagt Barbara Kohn, Professorin an der Kleintierklinik der FU Berlin, Hunde sind nicht doof. Bewegen sich vorsorglich sparsam, denn sie haben nur wenige Möglichkeiten, Hitze abzuführen. Eigentlich können sie nur hecheln, einziges Verdunstungsorgan sind die Nase und die Maulschleimhaut. Hunde schwitzen nur an den Pfoten, das hilft kaum. Inzwischen wissen die meisten Halter, wie schnell es einen Hund umbringt, wenn er im Fahrzeug zurückgelassen wird. Christiane Erlbeck, Tierärztin in Mariendorf, warnt selbst davor, das in der Tiefgarage zu tun: Ein Wagen kann auch nach kurzer Fahrt noch enorm heiß sein.
Einem Hund konnten sie auch in der Tierklinik nicht mehr helfen – er ist an Hitzschlag gestorben. Alle kurzköpfigen Rassen wie Möpse pfeifen gewissermaßen aus dem kurzen Nasenloch. Allgemein sind junge Hunde gefährdet, die noch nicht gelernt haben, das zu viel toben vor dem Kollaps kommt.
Dickes, langes Fell kann man scheren. Viel Wasser anbieten, Gassigehen in den heißen Stunden vermeiden. Kalte Umschläge tun auch Meerschwein und Co gut, wenn man ein nasses Handtuch über den Käfig legt. Dem Hund ein Eis gönnen? Ähnlich wie beim Menschen, den eine kalte Dusche schnell wieder zum Schwitzen bringt, weil der Körper gegen die plötzliche Kälte ankämpft, hilft das dem Hund nicht, seine Temperatur zu regulieren.
Mitarbeit: Andreas Austilat