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Erwischt! Aber richtig teuer wird es bei Tempoüberschreitungen nur selten.
© dpa

Mal kurz bremsen, dann weiter heizen: Radioeins stoppt Meldung von Blitzern – endlich!

Radioeins weist nicht mehr auf Tempokontrollen hin. Super! Schluss mit dieser Serviceleistung für Ordnungswidrigkeiten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Interessant an der Debatte um die sogenannten „Flitzerblitzer“, also die Verkehrsnachrichtenhinweise auf mobile Messgeräte zur Geschwindigkeitsüberwachung am Straßenrand, ist vor allem dieses Argument: Wenn die Autofahrer wüssten, wo ein Blitzer steht, würden sie sich wenigstens dort ans Tempolimit halten. Als sei das schon mal was.

Viel mehr muss man über die allgemein akzeptierte Gesamtabsurdität des deutschen Autofahrwesens ja kaum sagen. Und das hat nun offenbar auch Radioeins erkannt, denn „ab sofort, unverzüglich“ will der öffentlich-rechtliche Sender diese Meldungen nicht mehr bringen. Sollte der Umstand, dass der Sender sich selbst als "Nur für Erwachsene" bewirbt - und wie unerwachsen ist Rasen! - Teil der Entscheidung gewesen sein, blieb das geheim.

Die gesendete Begründung für die überraschende Entscheidung lautet, das sei „nicht mehr zeitgemäß“ in Zeiten steigender Unfallzahlen, deren dritthäufigste Ursache unangemessene Geschwindigkeit ist. Das ist so wahr wie nichts Neues. Und vielleicht verwendet man die gewonnene Zeit ja künftig auch nur für mehr schlechte Nachrichten. Aber sei’s drum.

Mal kurz bremsen, dann weiter heizen

Die Tempolimitmoral in dieser Stadt ist ein Graus, und da können einem die regelmäßig fröhlich rausposaunten Blitzermeldung als verwerflicher Akt augenzwinkernder Kumpanei mit den so genannten „Temposündern“ übel aufstoßen. Denn die Botschaft war durchaus die eines Einverständnisses: Wir verstehen ja, dass Tempolimits blöde sind und sowieso überschritten werden, darum sagen wir euch hier, wo ihr mal kurz abbremst, um nicht erwischt zu werden (auch wenn nebenbei die Folgen kaum spürbar sind – siehe Bußgeldkatalog). Welche andere Ordnungswidrigkeit erfährt solche mediale Serviceleistungen?

Verloren geht bei diesem Unterhaken das allgemeine Interesse daran, dass die Vorschriften eingehalten werden. Das spüren im fließenden Verkehr auch diejenigen in Spurenelementen vorkommenden Autofahrenden, die sich gewohnheitsmäßig an die angesagten Tempovorschriften halten. Eine Schweizer Komikerin brachte es auf den Punkt: Nichts rege die Deutschen so sehr auf, referierte sie (natürlich im Schneckentempo), wie wenn jemand in der Tempo-30-Zone 30 fahre.

Autofahrer verursachen in dieser Stadt die meisten Unfälle und die mit den schwersten Folgen. Darüber könnten sie im Radio, und zwar auf allen Stationen, ja mal regelmäßig etwas erzählen. Das ist vielleicht ein bisschen spaßbremserisch, aber dann wird eben überhaupt mal gebremst.

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