Jetzt im Kino: Der Oscar-Sieger "Moonlight": Zwanzig Jahre, ein Kampf
Meisterwerk: Der Oscar-Sieger „Moonlight“ erzählt mit ungewöhnlichen Bildern von der Identitätssuche eines jungen Afroamerikaners, der mit seinem Schwulsein ringt. Ein Film der Obama-Ära, der gleichzeitig ihr Ende markiert.
Ein Junge ohne Vater, ein Leben ohne Zukunftsperspektiven. Auf den ersten Blick vereint Barry Jenkins’ „Moonlight“, ausgezeichnet mit dem Oscar für den besten Film, das beste adaptierte Drehbuch und die beste männliche Nebenrolle, gängige Stereotypen eines Problemfilms über das Aufwachsen in einem schwarzen Viertel. Für die boyz in da hood führt kein Weg aus dem vorgezeichneten Leben, es gibt keine Alternative zu den bekannten Rollenmodellen. Aber „Moonlight“ vermeidet die Register des Sozialdramas, des Melodrams, der Coming-of-Age-Erzählung. Der Blick, den der Film auf seine Figur wirft, ist in sich gekehrt.
Am Anfang zieht Juan den zehnjährigen Chiron wie ein verängstigtes Kaninchen aus einem Abbruchhaus in Liberty City, einer Nachbarschaft, die in den achtziger Jahren noch „Ghetto“ genannt wurde. Chiron hält sich versteckt – vor der Welt und den anderen Jungen, die ihn verprügeln, weil er anders ist als sie.
Juan (Mahershala Ali mit einem Kurzauftritt, der lange im Film Nachhall findet) wird für den Jungen zu einer Art Vaterfigur. Er ist aber auch derjenige, der Chirons alleinerziehender Mutter (Naomi Harris) Drogen verkauft. Diese Widersprüche sind unauflöslich. Der Gangster mit Herz zeigt Chiron eine Welt außerhalb des Kreislaufs aus Gewalt und Drogen und erklärt ihm, dass er in seinem Alter noch nicht zu wissen brauche, ob er ein „Homo“ sei, wie es ihm die Jungen aus der Nachbarschaft hinterherrufen.
"Moonlight" erzählt das vorsichtige Coming Out seiner Hauptfigur
„Moonlight“ erzählt über einen Zeitraum von zwanzig Jahren das Coming-of-Age – vor allem aber das vorsichtige Coming-out – seiner Hauptfigur. Drei Darsteller spielen Chiron: Alex Hibbert den verstockten, zehnjährigen Jungen, Shariff Earp den Teenager, dessen Unbehagen im eigenen Körper mit jeder Geste schmerzhaft zum Ausdruck kommt, und Trevante Rhodes den erwachsenen Mann, der sich hinter einem Körperpanzer aus antrainierten Muskeln verbarrikadiert und das frühere Leben Juans angenommen hat. Zwanzig Jahre, in denen sich kaum etwas geändert zu haben scheint.
„Moonlight“ ist ein Film der Obama-Ära, doch er markiert tragischerweise auch deren Ende. In seiner Autobiografie „Dreams From My Father“ schrieb Barack Obama über seine Kindheit, dass er immer vor den anderen Jungen auf der Hut sein musste und nie seine Gefühle zeigen durfte. Auch Chiron schottet seine Gefühle vor der Welt ab. Doch wie Jenkins Gesten, Blicke und Körpersprache registriert und in filmische Bewegungen übersetzt, ist emotionales Kino ohne Kitsch.
"Moonlight" startet am Donnerstag in den Kinos. Lesen Sie hier ein Interview mit dem Regisseur Barry Jenkins.
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