Nachtleben in Neukölln: Clubgänger werfen dem "Schwuz" Rassismus vor
Türsteher des Clubs sollen Gäste wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert haben - zumindest prangern das viele Facebooknutzer an. Die Betreiber wollen klären, was passiert ist.
Es sollte eine lustige, lange Nacht werden im "Schwuz", einem Club für queere, trans- und homofreundliche Partys im Neuköllner Rollbergkiez. Doch im Nachgang der "Beyoncélicious"-Party am Pfingstsonntag hagelt es nun viel Kritik an den Securitykräften, die den Einlass regeln.
"Mehrere Gruppen von schwarzen Frauen* wurden nicht reingelassen mit der Begründung 'Die Party ist nicht für euch heute'", schreibt ein User unter dem Ankündigungspost zur Party vom 4. Juni. Eine andere Nutzerin kritisiert, wie man eine Beyoncé-Party veranstalten, sich als "inklusiver, antifaschistischer, antirassistischer Ort" bezeichnen könne und dann "aggressiv und gewaltsam" schwarze Menschen diskriminiert. Der Tenor in den meisten der rund 40 Beiträge: Entsetzen, Enttäuschung, Ekel.
Welche Seite hat Recht?
Entsetzt von dem Shitstorm, der sich da gerade im Netz zusammenbraut, ist auch Florian Winkler-Ohm, einer der beiden Geschäftsführer des "Schwuz". Es habe am Dienstag Gespräche mit den Türstehern gegeben, die beim Club angestellt sind und nicht von einer externen Sicherheitsfirma beschäftigt werden. "Nach ihrer Darstellung wurde eine Gruppe von sieben Leuten an der Tür abgewiesen, weil sie in der Schlange zu laut waren und nicht auf die Bitten, leiser zu sein, eingegangen sind." Daraufhin hätten sich andere Wartende in der Schlange mit den Abgewiesenen solidarisiert.
Tatsächlich soll die Situation etwas komplexer gewesen sein, erzählt Muna Yaffai, die am Sonntag ebenfalls vor dem Club stand. Eine Gruppe von zwei schwarzen Frauen und zwei weißen Männern soll laut gewesen sein. "Die Jungs wurden dann trotzdem reingelassen", sagte sie dem Tagesspiegel. Die Frauen und ihre ebenfalls schwarzen Freundinnen wurden abgewiesen und hätten als Zeichen des Protests gesungen und getanzt. Danach seien viele Leute, die nicht weiß sein, abgewiesen worden.
Es gibt aber auch Gäste, die die harsche Kritik am “Schwuz” nicht nachvollziehen können. “Ich finde es krass, wie jetzt gehetzt wird”, sagt Chris Schmittlein. Er sei am Sonntag schon im Club gewesen, als der Vorfall passierte. Bei einer Raucherpause vor dem Gebäude sei ihm aufgefallen, dass die Gruppe viel Lärm gemacht habe - “obwohl eigentlich alle wissen, dass man wegen der Nachbarn leise sein muss”. Später sei er nochmal vor der Tür gewesen, da hätten die Frauen ein “Riesendrama” gemacht, weil die Türsteher sie abgewiesen hätten. “Ich finde es nicht richtig, dass immer gleich die Rassismuskeule geschwungen wird.”
Welche Seite Recht hat, betont Winkler-Ohm, könne er nicht sagen. Momentan werde versucht, Kontakt mit den betroffenen Clubgängern aufzunehmen. "Wir bieten selbstverständlich an, ein Gespräch mit den entsprechenden Personen über die Ereignisse zu führen, um hier die im Raum stehenden Vorwürfe klären zu können." Wenn etwas an der Tür falsch gelaufen sein sollte, wolle man das ändern. Zugleich betonte Florian Winkler-Ohm, dass die Türpolitik im "Schwuz" liberal und offen sei, auch queere Geflüchtete gehörten zu den Stammgästen des Clubs. Tatsächlich heißt es auf der Homepage des Clubs, dass man sich - etwa im Falle rassistischer Übergriffe - an die "diskriminierungssensibel ausgebildete Türcrew" wenden könne.
"Bestürzt und überwältigt"
Am Dienstagnachmittag veröffentlichte der Club eine Stellungnahme auf seiner Facebookseite. Darin heißt es, man sei "bestürzt und überwältigt von den an uns herangetragenen Vorwürfen". Die Situation werde ernstgenommen, man wolle "eine transparente und zügige Aufarbeitung" des Vorfalls.
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