Wikileaks-Informantin: Chelsea Manning twittert Foto nach ihrer Haft
Fast sieben Jahre saß die Whistleblowerin Chelsea Manning im Gefängnis. Am Donnerstag meldete sie sich per Twitter und präsentierte ein erstes Foto von sich in Freiheit.
Jahrelang ging ein Bild der Wikileaks-Informantin Chelsea Manning um die Welt: Eine schwarz-weiße Aufnahme, von schräg-unten in einem Auto fotografiert. Manning trägt blonde Perücke und Lippenstift. Es ist unklar von wann die Aufnahme stammt, die Nachrichtenagentur Reuters gab einmal das Jahr 2010 an. Das wäre unmittelbar vor ihrer Festnahme gewesen.
Unter ihrem früheren Namen Bradley hatte Manning während der Stationierung im Irak rund 700.000 vertrauliche Armeedokumente sowie Depeschen der US-Diplomatie von Militärrechnern heruntergeladen und der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt. Nach eigenen Angaben wollte Manning damit eine Debatte über die Kriege in Afghanistan und im Irak anstoßen. Im Mai 2010 wurde der damalige Obergefreite auf einem Stützpunkt nahe Bagdad festgenommen und im August 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt.
Nach der Verurteilung kündigte Manning an, sich ab sofort Chelsea zu nennen und als Frau leben zu wollen. Im April 2014 genehmigte ein US-Gericht die Namensänderung. Im Februar vergangenen Jahres erlaubte die US-Armee ihr dann auch eine Hormonbehandlung zur Geschlechtsangleichung.
Am Mittwoch kam Chelsea Manning nach fast sieben Jahren Haft frei. Auf ihrem Twitter-Account ließ sie ihre fast 200.000 Follower zunächst mitverfolgen, wie ihre - buchstäblich - ersten Schritte in Freiheit aussahen. Sie postete Fotos von ihren Füßen, Pizza und Champagner. Am Donnerstag veröffentlichte sie dann die erste Aufnahme, auf der sie selbst klar zu erkennen ist: Mit kurzem roten Haar, Lippenstift und angedeutetem Lächeln. Dazu schrieb sie: "Ok, so here I am everyone."
"Was auch immer vor mir liegt, es ist weitaus bedeutender als die Vergangenheit", hatte die 29-Jährige bereits am Mittwoch über ihre Anwälte erklären lassen. Der damalige US-Präsident Barack Obama hatte ihr im Januar den Strafnachlass gewährt.
In der Haft im US-Bundesstaat Kansas unternahm Manning zwei Suizidversuche und einen Hungerstreik. Am Mittwoch erklärte sie, sie werde sich nun neu orientieren. Dies sei "aufregend", aber auch "heikel". Manning sei ihren Unterstützern "zutiefst" dankbar, erklärten ihre Anwälte Nancy Hollander und Vincent Ward. Sie forderten die Öffentlichkeit zugleich auf, das Recht auf Privatheit ihrer Mandantin zu respektieren. (Tsp/AFP)