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Glücksmesser. Post-Vorstand Jürgen Gerdes (r,) und der Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg, Bernd Raffelhüschen, präsentieren den Glücksatlas.
© dpa
Update

Glücksatlas von Deutschland: Zufrieden im Norden, miesepetrig im Osten

Ausgerechnet die Post hat einen "Glücksatlas" in Auftrag gegeben. Demnach sollen die zufriedensten Menschen im Norden leben. Miesepeter der Nation sind - Berliner und Brandenburger

Für die einen ist es die Familie, für die anderen eine gute Gesundheit und für manche zählen vor allem Aktienkurse – Glück hat viele Formen, doch im hohen Norden ist es offenbar zu Hause. Deutschlands zufriedenste Menschen leben in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen. Damit haben die Nordsee-Regionen auch in der vierten Jahresausgabe des „Glücksatlas“ am besten abgeschnitten.

Dass gerade die Einwohner von Schleswig-Holstein – immerhin das ärmste westdeutsche Bundesland – überdurchschnittlich glücklich sind, führt der Freiburger Wirtschaftsforscher Bernd Raffelhüschen auf den positiven Einfluss der nordischen Staaten zurück. Als Leiter der Studie, die seit 2011 von der Deutschen Post finanziert wird, sieht er die regionale Mentalität als wichtigen Faktor für das eigene Glück. „Im Plattdeutschen gibt es mehrere Worte für Gemütlichkeit – es geht also auch um die richtige Attitüde.“

Neue Länder auf den letzten Plätzen

Die Attitüde der ostdeutschen Regionen lässt demnach immer noch zu wünschen übrig. Wie im Vorjahr ist Brandenburg wieder auf dem letzten Platz im Ranking der 19 Regionen. Auch Berlin ist auf seinem Vorjahresrang Platz 14 verblieben. Die Platzierung ergibt sich durch eine Befragung von rund 20.000 Deutschen, die ihre Zufriedenheit auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden) angaben.

Demnach machten die ostdeutschen Teilnehmer ihr Kreuz öfter häufiger im unteren Bereich: Die letzten fünf Plätze werden geschlossen von den neuen Ländern belegt. Sie sind es auch, die unter dem Bundesschnitt von knapp sieben Punkten landen. Westfalen, die unglücklichste westdeutsche Region, erreicht immerhin einen Wert knapp darüber.

Unzufrieden mit dem Einkommen

Die Zufriedenheitslücke zwischen Ost und West ist der Erhebung zufolge seit 2012 wieder etwas größer geworden. „Der Abstand ist aber immer noch vergleichsweise schmal – zwischen Deutschland und EU-Krisenländern wie Griechenland liegen immerhin mehr als drei volle Punkte“, betont Raffelhüschen. Während Schleswig-Holstein die gleiche Punktzahl wie im Vorjahr erreichte, hat sich Brandenburg immerhin leicht gesteigert.

Im Gegensatz zu den anderen Regionen hängt das Wohlbefinden in der Mark nach Ansicht der Forscher vor allem von der persönlichen Einkommenssituation ab, mit der die Brandenburger durchschnittlich eher weniger zufrieden sind. Auch in der Hauptstadt hält sich die Zufriedenheit mit der eigenen finanziellen Situation in Grenzen, obwohl das verfügbare Durchschnittseinkommen nach Studienangaben zuletzt um 700 Euro auf rund 17.600 Euro gestiegen ist.

Glücklichmacher: Gesundheit und Bildung

Doch wer mehr verdient, muss nicht zwangsläufig glücklicher sein. Der Studie zufolge hängt die Zufriedenheitslücke zwischen Arm und Reich eher mit anderen Faktoren als Geld zusammen: Gesundheit und Bildung sind demnach besonders wichtige Glücklichmacher. Sie stehen aber wiederum oft im Zusammenhang mit Vermögen und Einkommen.

Doch der „Glücksatlas“ zeigt auch, dass die eigene Stimmung nicht nur vom Wohnort und Kontostand, sondern auch vom Alter abhängt. „Wir alle gehen von Mitte dreißig bis zum Rentenalter durch ein Tal der Tränen: Stress im Job und mit den Kindern – da kommt was zusammen“, erklärt Bernd Raffelhüschen. Auch das Geschlecht wirkt sich auf das Glücksgefühl aus: Bis Mitte sechzig sind die Frauen zufriedener. Den schöneren Lebensabend haben aber die Männer.

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