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Bessere Zeiten. Die Königsfamilie im Juli 2019.
© AFP

Nach Rückzug von Prinz Harry: Windsors suchen nach einem Kompromiss

Prinz Harry und Meghan wollen ihren Pflichten nicht mehr nachkommen. Bei den Verhandlungen über ihre zukünftige Rolle geht es auch um die Zukunftsfähigkeit der britischen Monarchie.

Im Buckingham-Palast dürften an diesem Wochenende die Büros länger besetzt sein als sonst. Möglichst binnen Tagen wollen Königin Elizabeth II. sowie die Thronfolger Charles und William eine maßgeschneiderte Lösung für Meghan und Harry finden. Das glamouröse Herzogspaar Sussex hatte am Mittwoch ohne vorherige Absprache öffentlich den Wunsch nach einer „progressiven neuen Rolle“ mit größerer Distanz zum britischen Königshaus geäußert. In den bevorstehenden Verhandlungen muss Prinz Harry ohne Meghans Unterstützung auskommen: Nach dreitägigem Aufenthalt auf der Insel flog die gebürtige US-Amerikanerin am Donnerstag nach Kanada.

Sollten die britischen Medien auch nur annähernd die öffentliche Meinung widerspiegeln, scheint es um den Ruf der Monarchie nicht schlecht bestellt zu sein. Beinahe einhellig distanzierten sich Schlagzeilenmacher und Kolumnisten von den abtrünnigen Royals. Vergleiche mit der Kardashian-Familie und anderen zweckfreien Celebrities fielen. Als „übertrieben“, „naiv“ und „unangenehm“ bezeichnete der „Times“-Leitartikler die Kritik des Prinzen an den britischen Medien. Zustimmend berichtete das konservative Blatt über Prinz Charles’ Drohung, er werde seinem jüngeren Sohn die finanzielle Unterstützung entziehen.

Medien stehen auf der Seite der Königsfamilie

Wohlwollend berichtete das Boulevardblatt „The Sun“ über empörte Royalisten, die dem Paar den Ehrentitel als „königliche Hoheit“ aberkennen sowie die kostspielige Bewachung durch Scotland Yard entziehen wollen. Der königstreue „Telegraph“ verglich das Paar sogar mit der 1793 hingerichteten französischen Ex-Königin Marie-Antoinette, beeilte sich aber hinzuzufügen, es müssten immerhin keine Köpfe rollen.

Sogar die sonst allem Royalen abgeneigte „Financial Times“ widmete dem Thema einen vergleichsweise reich bebilderten Vierspalter. Nicht nur die Wirtschaftspresse interessiert sich besonders dafür, wie die Eltern des acht Monate alten Archie ihr Ziel erreichen wollen, zukünftig finanziell unabhängig vom britischen Steuerzahler und der Familie zu werden. Während Meghan immerhin in ihren alten Beruf als Schauspielerin zurückkehren könne, bestehe Harrys Humankapital aus „einem Titel, einem gewissen jugendlichen Charme und der Fähigkeit, Hubschrauber zu fliegen“, konstatiert „The Economist“ trocken.

Royal Watchers erinnern sich mit Schaudern an die ökonomischen Gehversuche anderer Windsors. Prinz Edwards Gattin Sophie führte ihre PR-Firma kurzzeitig nach ihrer Heirat 1999 weiter, bis sie ein Undercover-Reporter bei unvorsichtiger Klatscherei über ihren Schwager Prinz Charles und den damaligen Premierminister Tony Blair erwischte.

Prinz Andrew machte unappetitliche Deals mit Scheichs und postsowjetischen Oligarchen, ehe er im Haus des verurteilten Sexualverbrechers Jeffrey Epstein mit Minderjährigen verkehrte. Andrews geschiedene und stets klamme Frau Sarah Ferguson versprach Geschäftsfreunden gegen Bares Zugang zu ihrem Ex. Um derartige Peinlichkeiten zu vermeiden, dürften sich die Verhandlungen in den kommenden Tagen darauf konzentrieren, wie viel Mitspracherecht bei den Kommerzbemühungen des Herzogspaares der Palast zukünftig haben kann und will.

Britische Innenministerin wird in Kompromiss eingebunden

Dass Harry und Meghan ihre Handelsmarke und Website „Sussex Royal“ nennen, verdeutlicht ihren Wunsch, Titel und Verbindung zum Königshaus zu behalten. Ob der Verkauf von Schlafanzügen, Kapuzenpullis und Kochrezepten mit der Marke Sussex Royal aber die Marke des Hauses Windsor beschädigt?

Im Scheidungskrieg zwischen Charles und Harrys Mutter Diana 1996 wurde die Entscheidung des Palastes, der Prinzessin den Titel als „königliche Hoheit“ und damit auch die Bewachung durch Scotland Yard zu entziehen, allgemein als rachsüchtig angesehen. Sie sei dann eben „die Prinzessin des Volkes“, teilte die 35-Jährige mit, die ein Jahr später bei einem Verkehrsunfall in Paris ums Leben kam, weil der Fahrer ihres Lebensgefährten Dodi al Fayed seinen Wagen gegen einen Betonpfeiler setzte.

Für Harry und Meghan muss das Königshaus eine zeitgerechte Lösung finden. Immerhin verfügt das Duo über zehn Millionen Instagram-Jünger sowie einen globalen Bekanntheitsgrad, den nur wenige andere Prominente erreichen. Im Konfliktfall dürften sie kaum so unauffällig in der Versenkung verschwinden wie die beiden bekanntesten royalen Rebellen des 20. Jahrhunderts. Kurzzeit-König Edward VIII. verschwand mit seiner späteren Frau Wallis Simpson 1936 ins Exil; Königin Elizabeths II. jüngere Schwester Margaret entsagte dem Titel und der Bequemlichkeit wegen ihres geschiedenen Liebhabers Peter Townsend und starb mit 71 Jahren.

Meghan scheint ihrem Gatten eingeflößt zu haben, dass es notfalls auch ohne das Geld der Familie geht. In die Verhandlungen über die Zukunft ist nicht nur die britische Innenministerin Priti Patel als Zuständige für den royalen Personenschutz eingebunden, sondern auch die kanadische Regierung. Ganz verzichten auf die Alimentierung der Steuerzahler will das Herzogspaar also offenbar nicht.

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