Britisches Königshaus vorab nicht informiert: Harry und Meghan geben royale Pflichten auf – Palast zeigt sich „enttäuscht“
Prinz Harry und Gattin Meghan gehen noch mehr auf Distanz zum Königshaus. Sie wollen Geld verdienen und Zeit in Nordamerika verbringen. Die Queen ist sauer.
Prinz Harry und seine Gattin Meghan wollen keine wichtige Rolle mehr im britischen Königshaus. Das teilte der Buckingham Palace am Mittwoch mit. „Wir wollen als ranghohe Mitglieder der Königsfamilie zurücktreten und arbeiten, um finanziell unabhängig zu werden“, schrieb das Paar in einer Stellungnahme. Harry und Meghan wollen ihre Zeit zwischen Großbritannien und Nordamerika aufteilen. Meghan Markle stammt aus Kalifornien.
Der Herzog und die US-Schauspielerin hatten im Mai 2018 in Windsor geheiratet. Ein Jahr später kam Sohn Archie zur Welt.
Die Entscheidung für den Rückzug sei „nach vielen Monaten des Nachdenkens und interner Diskussionen“ gefallen, schrieb das Paar in der auf Instagram veröffentlichten Erklärung. Die Aufteilung ihrer Zeit zwischen Großbritannien und Nordamerika werde es erlauben, ihrem Sohn einerseits die Wertschätzung für die royale Tradition zu vermitteln, in die er hinein geboren wurde, andererseits aber auch „unserer Familie Raum zu geben, um sich auf das nächste Kapitel zu konzentrieren.“
Sie würden Queen Elizabeth II. aber weiterhin voll unterstützen.
Weitere Einzelheiten der Planungen „für diesen aufregenden nächsten Schritt“ würden in Kürze bekanntgegeben. Sie arbeiteten für die Zukunftsplanung mit der Queen, Prinz Charles, Prinz William und allen anderen wichtigen Beteiligten zusammen.
Harry, der Herzog von Sussex, und Meghan hatten im vergangenen Jahr in einem Interview über die Schattenseiten eines Lebens in der Öffentlichkeit gesprochen. Die britische Boulevardpresse hatte die US-Schauspielerin zunächst begeistert in der Königsfamilie willkommen geheißen, doch wurde die Berichterstattung dann zunehmend kritisch. Dem Paar wurde vorgeworfen, zu sehr auf seine Privatheit zu bestehen.
Königliche Familie ist „enttäuscht“ und „verletzt“
Die „BBC“ berichtete, dass kein Mitglied der königlichen Familie von der Erklärung der beiden vorab informiert war. Der Palast sei „enttäuscht“, hieß es. Die Mitglieder des Königshauses seien „verletzt“.
In einer Stellungnahme des Buckingham-Palastes hieß es, dass die Diskussionen mit dem Paar „in einem frühen Stadium“ seien. „Wir haben Verständnis für ihren Wunsch, einen anderen Weg einzuschlagen, aber dies sind komplizierte Angelegenheiten, die zu regeln Zeit benötigt“, hieß es weiter.
Die Knappheit der Stellungnahme und die Wortwahl legen den Schluss nahe, dass die Queen vor allem mit der Art und Weise, wie ihr Enkel Harry und seine Frau ihre Entscheidung verkündeten, keineswegs einverstanden ist. Im Buckingham Palace dürfte dicke Luft herrschen.
Zuletzt hatte es immer wieder Berichte über Zwist im britischen Königshaus gegeben. Queen Elizabeth hatte in ihrer Weihnachtsansprache Probleme innerhalb der Familie angedeutet. Auffällig war dabei, dass bei der Aufnahme der Ansprache auf ihrem Schreibtisch kein Foto von Harry und Meghan und ihrem Sohn Archie zu sehen war. Auch ein Foto von Prinz Andrew fehlte.
Eine US-Amerikanerin wirft Andrew vor, er habe sie als Minderjährige mehrfach missbraucht. In einem Fernsehinterview, mit dem er wieder seinen Ruf herstellen wollte, redete sich der 59-jährige zuletzt um Kopf und Kragen. Schließlich gab der zweitälteste Sohn der Queen bis auf Weiteres alle royalen Aufgaben auf.
Harry und William „auf unterschiedlichen Pfaden“
Auch Prinz Harry und sein älterer Bruder William hatten sich zuletzt offenbar entfremdet. Harry sagte kürzlich in einem Interview, er und sein Bruder seien „derzeit auf unterschiedlichen Pfaden“ unterwegs. Palastexperten hatten für den Riss im einst innigen Verhältnis zwischen den Brüdern deren Ehefrauen Meghan und Kate verantwortlich gemacht. Die beiden Frauen sollen in Konkurrenz zueinander stehen und sich nicht sonderlich gut verstehen.
Die Weihnachtsfeiertage verbrachten Harry und Meghan in Kanada, statt mit den anderen Mitgliedern des britischen Königshauses zu feiern. Meghan hatte in dem Commonwealth-Staat mehrere Jahre lang als Schauspielerin für die US-Serie „Suits“ gearbeitet.
Wird Kanada der neue Wohnsitz von Harry und Meghan?
Britische Medien vermuten, dass das Land auch ihr künftiger Wohnsitz werden könnte. Erst am Dienstag hatte das Paar nach sechs Wochen Urlaub fernab medialer Beobachtung die kanadische Vertretung in London besucht und sich für die Gastfreundschaft bedankt. Es war der erste offizielle Termin der beiden nach ihrer ausgedehnten Weihnachtspause.
Dass die Ankündigung, sich aus der ersten Reihe zurückzuziehen, für den Rest der Familie überraschend kam, lässt sich auch bei einem Blick auf den Twitter-Account der Royals erahnen: Erst am Mittwochnachmittag waren darüber Eindrücke von dem Besuch im Canada House veröffentlicht worden, die den Eindruck erweckten, Harry und Meghan kehrten wieder zum Alltagsgeschäft zurück – wenige Stunden vor der persönlichen Mitteilung des Paares.
Sorgen auch um Prinz Philip
Die Queen hatte sich 2019 nicht nur Sorgen um ihre Kinder sowie ihre Enkel und deren Familien machen müssen, sondern auch um ihren Gemahl Prinz Philip. Dieser war Anfang des Jahres in einen Autounfall verwickelt, bei dem zwei Frauen verletzt wurden. Später fuhr Philip ohne Sicherheitsgurt. Erst nach Protesten gab der 98-Jährige seinen Führerschein ab.
Kurz vor Weihnachten kam er dann wegen einer Vorerkrankung, wie es hieß, zur Beobachtung in ein Krankenhaus. Zur Weihnachtsfeier konnte er die Klinik aber wieder verlassen. (mit dpa)