Zika-Virus in Amerika: WHO rechnet mit bis zu vier Millionen Infizierten
Die Weltgesundheitsbehörde ist alarmiert über die rasche Ausbreitung des Zika-Virus. Allein in Brasilien könnten sich 1,5 Millionen Menschen anstecken.
Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) rechnet mit einer schnellen Ausbreitung des Zika-Virus in Süd- und Nordamerika. Er erwarte zwischen drei und vier Millionen Infizierte, sagte der WHO-Virus-Experte Marcos Espinal am Donnerstag in Genf. Allein in Brasilien könnten sich 1,5 Millionen Menschen mit dem Erreger anstecken. Bisher sei er in insgesamt 23 Regionen Amerikas aufgetreten.
Das Virus gilt vor allem für Schwangere als gefährlich, da es im Verdacht steht, Missbildungen bei Neugeborenen zu verursachen. Die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan sagte, die Epidemie habe ein "alarmierendes Ausmaß" angenommen. Die WHO setze daher eine Sonder-Arbeitsgruppe für den Kampf gegen Zika ein.
Brasilien setzt Soldaten ein
Das brasilianische Militär will mit einer Großoffensive die Moskitoart Aedes aegypti bekämpfen, die den sich rasant ausbreitenden Zika-Virus überträgt. Verteidigungsminister Aldo Rebelo betonte am Mittwochabend bei der Vorstellung des Programms: „Wir müssen alle Kräfte des Staates und der Gesellschaft bündeln.“ In 356 Städten und Gemeinden sowie tausenden Schulen soll über die Gefahr aufgeklärt und Moskitos und deren Eiablageplätze vernichtet werden. 160.000 Soldaten, 30.000 Mitglieder der Marine und 30 000 Militärs der Luftwaffe sollen eingesetzt werden.
In dem Land gibt es über eine halbe Millionen Infektionen mit dem Virus, der im Verdacht steht, bei der Infizierung von Schwangeren schwere Fehlbildungen bei deren Babys auszulösen. Für die direkte Bekämpfung der Moskitos mit Insektenschutzmitteln sollen rund 50.000 Soldaten eingesetzt werden. Bisher wurden in Brasilien seit vergangenem Jahr schon 4180 Fälle von Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) festgestellt - 68 Babys starben bisher. Das Gesundheitsministerium sieht einen klaren Zusammenhang zu dem zuvor kaum bekannten, ursprünglich aus Afrika stammenden Zika-Virus, der sich schon in über 20 Ländern auf dem amerikanischen Kontinent verbreitet hat.
Erste Fälle in Nicaragua
In Brasilien gibt es bereits zwölf Fälle, wo Schwangere, deren Kinder mit Schädelfehlbildungen geboren wurden, sich zuvor mit Zika infiziert hatten. Mikrozephalie führt meist wegen eines zu kleinen Gehirns zu geistiger Behinderung. Vor der starken Ausbreitung galt das Zika-Virus als eher harmlos - Symptome sind leichtes Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Hautrötungen. Auch aus Nicaragua wurden nun die ersten zwei Zika-Fälle gemeldet, auch mehrere aus Lateinamerika zurückgekehrte deutsche Touristen haben sich infiziert. Bisher gibt es keinen Impfstoff, es gibt viele Unklarheiten.
Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff kündigte für nächsten Dienstag ein Krisentreffen der Gesundheitsminister des südamerikanischen Staatenbundes Mercosur an. Vor dem nächsten Woche beginnenden Karneval sollen auch in der Hauptveranstaltungsstätte, dem Sambadrom in Rio de Janeiro, die Moskitos mit Spezialmitteln bekämpft werden, damit keine Gefahr für die Besucher besteht, es werden bis zu eine Million Menschen zum Karneval erwartet. Das Virus ist 1947 erstmals bei einem Affen aus dem Zikawald Ugandas in Afrika festgestellt worden. Es tauchte anschließend vereinzelt auch in Asien auf und dann stärker 2013 in Französisch-Polynesien auf.
Aber erst seit 2015 gibt es einen massenhaften Ausbruch, der in Brasilien seinen Anfang nahm und inzwischen ganz Lateinamerika betrifft. Am Donnerstag meldete auch Honduras etwa 1000 Infektionen mit dem Zika-Virus. Die Behörden untersuchten zudem einen Todesfall, der durch den Erreger verursacht worden sein könnte, wie der stellvertretende Gesundheitsminister, Francis Contreras, mitteilte.
In Deutschland wurde laut Robert-Koch-Institut als erstes bei zwei Reiserückkehrern aus Haiti eine Infektionen diagnostiziert. Reisende, die binnen drei Wochen nach der Rückkehr aus einem von Zika betroffenen Land Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Hautrötungen feststellen, sollten laut RKI einen Arzt aufsuchen und auf die Reise hinweisen.
Ein Bluttest kann dann definitiven Aufschluss geben. (dpa, Reuters)