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Der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein verlässt das Gebäude des Supreme Court in New York.
© REUTERS/Lucas Jackson

Ex-Filmproduzent löst Empörung aus: Weinstein bezeichnet sich als „Pionier“ der Frauenförderung in Hollywood

Harvey Weinstein sieht sich weiterhin zu Unrecht am Pranger. Er habe den Eindruck, seine Arbeit sei „vergessen“ worden - und löste empörte Reaktionen aus.

Der wegen Sexualverbrechen angeklagte Ex-Filmproduzent Harvey Weinstein hat mit der Aussage, er sei Vorreiter bei der Frauenförderung in Hollywood gewesen, wütende Reaktionen provoziert. In einem Interview mit der "New York Post" sagte Weinstein wenige Wochen vor seinem Prozess, er habe mehr Filme von Frauen und über Frauen produziert als jeder andere Produzent vor ihm.

Dies habe er nicht erst getan, als Frauenförderung "in Mode" gekommen sei, sondern schon vor 30 Jahren, sagte Weinstein dem Boulevardblatt. "Ich war der Erste. Ich war der Pionier." Er habe den Eindruck, dass seine Arbeit "vergessen" worden sei. Geführt wurde das Interview in einem Krankenhaus, nachdem sich Weinstein vergangene Woche einer Operation am Rücken unterzogen hatte.

Die Antwort auf die Äußerungen des einstigen Hollywood-Moguls ließ nicht lange auf sich warten. 23 Frauen, die Weinstein sexuellen Missbrauch vorwerfen, verurteilten am Montag seinen Versuch, die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Der 67-Jährige werde mit Sicherheit nicht vergessen, sondern als reueloser Sexualstraftäter in Erinnerung bleiben, "der sich alles genommen hat und der nichts verdient", schrieben die Frauen, unter ihnen die Schauspielerinnen Rosanna Arquette, Ashley Judd und Rose McGowan.

Der Rechtsanwalt Douglas Wigdor, der mutmaßliche Weinstein-Opfer vertritt, erklärte, die Interview-Aussagen würden zeigen, dass die Taten des einstigen Filmproduzenten weiter von der Justiz aufgearbeitet werden müssten.

Weinstein wird von dutzenden Frauen sexueller Missbrauch vorgeworfen. In New York soll im Januar ein Prozess gegen ihn beginnen. In dem Verfahren werden ihm eine Vergewaltigung im Jahr 2013 und erzwungener Oralverkehr im Jahr 2006 zur Last gelegt. Bei einer Verurteilung droht Weinstein lebenslange Haft.

Vergangene Woche schloss Weinstein eine Grundsatzvereinbarung über Entschädigungszahlungen an mehr als 30 Frauen, die ihm sexuelle Gewalttaten vorwerfen. Für die 25 Millionen Dollar (rund 22,5 Millionen Euro) soll Weinstein einem Medienbericht zufolge aber nicht selbst aufkommen. Zahlen sollen demnach die Versicherer seiner bankrotten Firma The Weinstein Company.

Der 67-Jährige, der hinter Erfolgsfilmen wie "Shakespeare in Love" und "Pulp Fiction" steht, hat die Vorwürfe gegen sich stets zurückgewiesen. Er spricht von einvernehmlichen sexuellen Kontakten. Die Vorwürfe gegen Weinstein hatten zur weltweiten #MeToo-Kampagne gegen sexuelle Übergriffe und gegen Gewalt an Frauen geführt.

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