Kleeblatt, Marienkäfer und Schornsteinfeger: Was wirklich Glück bringt - nicht nur an Silvester
Ob Kleeblatt oder Marienkäfer: Zu Silvester haben Glücksbringer Konjunktur. Und sie können tatsächlich helfen.
Das Butterbrot fällt immer auf die falsche Seite. Der Bus verspätet sich grundsätzlich auf dem Weg zu einem wichtigen Termin. Und in der Prüfung wird ganz sicher nach dem Stoff gefragt, der nicht gelernt wurde. Wer das kennt, braucht vielleicht einen Glücksbringer – vorausgesetzt man glaubt daran. Mehr als 40 Prozent der Deutschen sind laut einer Allensbach-Umfrage davon überzeugt, dass ein vierblättriges Kleeblatt Glück bringt. Und 36 Prozent zählen darauf, dass Schornsteinfeger nicht nur Ruß beseitigen, sondern auch das eigene Schicksal verbessern können. Zum Vergleich: 58 Prozent glauben an einen Gott.
Doch wenn das Vertrauen in ein überirdisches Wesen nicht ausreicht, wird gern mit Hufeisen, Schweinen, Marienkäfern, Ein-Cent-Stücken und Fliegenpilzen nachgeholfen. Als kleine Figuren werden sie vor allem zu Silvester verschenkt. Die Hoffnungen für einen guten Neustart materialisieren sich in Symbolen, die in Deutschland oft eine jahrhundertealte Tradition haben.
Die Bedeutung des Kleeblatts – das übrigens selbst gefunden werden muss – hat sogar biblischen Ursprung. Nach dem Sündenfall soll Eva eines als Andenken aus dem Paradies mitgenommen haben. Der Marienkäfer ist dem Glauben nach direkt von der Jungfrau Maria geschickt worden. Früher war er vor allem wegen seines landwirtschaftlichen Nutzens beliebt, weil er fleißig Blattläuse und Milben frisst. Eine gute Ernte war natürlich ein großes Glück, und so kam das kleine Insekt zu seiner Bedeutung.
Forscher haben die Wirkung von Talismanen untersucht
Doch egal, woran man glaubt und warum – es kann tatsächlich helfen. Eine psychologische Untersuchung der Universität Köln zeigte, dass Glücksbringer das Selbstvertrauen stärken. Sie ließen unter anderem eine Reihe von Probanden mit einem vermeintlichen „Glücksball“ golfen – die Testpersonen ohne besonderen Ball lochten im Schnitt weniger oft ein. Bei einem Gedächtnistest, zu dem persönliche Talismane mitgebracht werden sollten, schnitten diejenigen schlechter ab, denen die Glücksbringer kurzfristig weggenommen wurden.
Vor allem Sportler, die punktuell Spitzenleistungen erbringen müssen, setzen gern auf kleine „Hilfsmittel“. So soll der vierfache Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel früher ein kleines Plüschschwein im Rennwagen dabei gehabt haben. Heute setzt er auf eine oder mehrere Glücksmünzen im Schuh, etwa mit dem Motiv des Christophorus, Schutzheiliger der Reisenden. Und Serena Williams, die Nummer Eins der Tennis-Weltrangliste, soll während eines Turniers bei jedem Match die gleichen Socken tragen. Bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika mauserte sich der blaue Kaschmirpullover von Nationaltrainer Jogi Löw schnell zum Glücksbringer, obwohl sein Träger versicherte, nicht abergläubisch zu sein. Vielleicht wäre er es besser gewesen: Im Halbfinale verlor Deutschland schließlich gegen Spanien.
Andere Länder, andere Glücksbringer
Persönliche Glücksbringer können also alle möglichen Gegenstände sein: Muscheln, Nüsse oder Steine in der Jackentasche, Andenken aus Kindertagen, oft Schmuckstücke, Ketten oder Armbänder. Groß ist auch die Palette der „offiziellen“ Glücksbringer in anderen Ländern und Kulturen: Rund um Neapel schwören die Italiener auf knallrote Chilischoten, um „den bösen Blick“ abzuwenden. Die Franzosen schenken sich am 1. Mai kleine Maiglöckchensträuße, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen.
In manchen chinesischen Regionen glaubt man an die Kraft von Schnitzereien aus Obstkernen. Maneki Neko, die meist weißen oder goldenen, ursprünglich aus Japan stammenden Katzenfiguren, sind heute auch in den westlichen Ländern verbreitet – allerdings vor allem als Deko-Objekte. Tatsächlich sollen sie aber, je nachdem mit welcher Pfote sie winken, Glück oder Besucher bescheren. Deshalb sind sie gerade bei Ladenbesitzern in Fernost beliebt.
Sogar Pflanzenteile können Talismane sein. In Südafrika glaubt man an die positive Wirkung der violetten Blüten des Jacaranda-Baums, in Peru gelten die Huayruro-Samen als Glücksbringer. In Trinidad sollen sie, aufgefädelt als Armbänder, böse Geister fernhalten.
Gefährlicher Aberglaube
Doch Aberglaube kann gefährlich werden – auch heute noch. In Teilen Afrikas, vor allem in Tansania, wird Körperteilen von Menschen mit Albinismus magische Kraft zugesprochen. Angeblich lassen sich sämtliche Probleme mit dem unpigmentierten Haar oder der Haut lösen: Krankheit, schlechte Ernteerträge, sogar politische Kämpfe. Selbsternannte Heiler setzen hohe Summen auf Albinos aus, deshalb werden die vom Gendefekt Betroffenen seit einigen Jahren regelrecht gejagt und leben teilweise unter Polizeischutz.
Doch was ist Glück: die Abwesenheit von Unglück oder der Sechser im Lotto? Laut UN-Weltglücksbericht ist Glück vor allem ein sicheres Umfeld. Der Sozialstaat trage zum allgemeinen Glücksgefühl bei, eine funktionierende Demokratie sei schon ein guter Anfang. Dagegen kommt auch kein Kleeblatt an.
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