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Gefragt. Mit dem A320 macht Airbus ordentlich Kasse, der Flugzeugbauer will von dem Modell die Fertigung ab 2017 auf 50 von bislang 42 Stück pro Monat aufstocken.
© picture alliance / dpa

Flugzeughersteller: Klaus Röwe übernimmt Leitung des wichtigen Airbus A320

Der A320 beschert Airbus einen hohen Gewinn. Die neue Generation des Jets entwickelt ein Deutscher, der eine "gesunde Distanz zu Flugzeugen" hat.

Mit Klaus Röwe übernimmt am 1. März erstmals ein Deutscher die Leitung des wichtigsten Airbus-Programms. Drei Viertel aller Verkehrsflugzeuge, die der europäische Hersteller verkauft, gehören zur A320-Familie. Mit bisher 11.514 Festbestellungen ist es eine der beiden erfolgreichsten Jet-Modellreihen der Welt. Entwicklung und Produktion werden nicht aus der Konzernzentrale in Toulouse, sondern aus Hamburg gesteuert.

Der erfolgreiche Kurzstreckenjet ist auch hauptverantwortlich für den überraschend hohen Jahresüberschuss des Gesamtkonzerns. Dieser sprang trotz hoher Kosten für den verspäteten Militärtransporter A400M um 59 Prozent auf gut 2,3 Milliarden Euro, wie der Konzern am Freitag in München mitteilte. Die Aktionäre können sich über eine überraschend hohe Rekord-Dividende von 1,20 Euro je Anteil freuen. Die Aktie legte um sieben Prozent zu.

Airbus hatte den zweistrahligen Kurz- und Mittelstreckenjet 1988 als Konkurrenzmodell für die 20 Jahre ältere Boeing 737 des amerikanischen Wettbewerbers auf den Markt gebracht. Aus dem Flugzeug wurde dann eine ganze Modellfamilie entwickelt, von der hundertsitzigen A318 bis zur A321 für bis zu 240 Passagiere. 6157 Maschinen sind derzeit weltweit im Einsatz, mehr als 5000 stehen noch in den Auftragsbüchern. Derzeit ist die neue Generation in der Flugerprobung, mit neuen Triebwerken, die Treibstoffverbrauch und Schadstoffemissionen reduzieren.

Gesunde Distanz zu Flugzeugen

Klaus Röwe hat das als „A320neo“ bezeichnete Modell voll im Zeit- und Budgetrahmen an den Start gebracht. Anders als viele Branchenkollegen ist der aus dem niedersächsischen Nordhorn stammende Röwe kein Luftfahrtenthusiast, sondern bezeichnet sich selbst als „Car-crazy“ und kann sich eher für seine fünf Oldtimer-Autos begeistern. Als Bundeswehr-Offizier diente er ausgerechnet bei der Flugabwehr, studierte Maschinenbau mit der Fachrichtung Fahrzeugbau und wollte eigentlich in die Automobilindustrie. Stattdessen landete er bei Airbus, zunächst in Stade, wo Seitenleitwerke aus Kohlefaserverbundstoffen gefertigt werden. Nach Stationen in Entwicklung, Produktion und Projektmanagement war er ab 2008 für die Kabinenausstattung aller Airbus-Modelle zuständig. Dass er eine „gesunde Distanz zu Flugzeugen“ hat, sieht Röwe als Vorteil. Absolute Flugzeugfans hätten leicht einen getrübten Blick gerade auch auf betriebswirtschaftliche Belange.

Klaus Röwe.
Klaus Röwe.
© imago/PanoramiC

Seit 2011 zeichnet der 50-Jährige für die Entwicklung und Produktion der Neo-Generation verantwortlich. Die erste Maschine fliegt seit dem vergangenen September, hat die Hälfte ihres Testprogramms absolviert und die erwarteten Leistungsparameter bestätigt. Planmäßig soll der erste A320neo bis zum Jahresende ausgeliefert werden, während das inzwischen bei Boeing in Entwicklung stehende Konkurrenzmodell 737 Max erst 2016 mit der Flugerprobung beginnt. „Wir haben dann ein supergutes Produkt im Markt, werden beim Treibstoffverbrauch circa vier Prozent gegenüber der Max vorlegen, das ist etwas, womit man wuchern kann“, glaubt Röwe.

Jede zweite Maschine wird in Hamburg fertiggestellt

So ganz nebenbei ist im Rahmen des Projektes auch noch eine neue Langstreckenversion des A321neo entstanden. Zusätzliche Treibstofftanks sorgen nun für eine transatlantische Reichweite beim potenziellen Nachfolger für das betagte Auslaufmodell Boeing 757 – mit rund 30 Prozent Spritersparnis. Doch auch jetzt schon hat Airbus mit bisher 3621 verkauften Neos gegenüber der Max mit 2663 Aufträgen klar die Nase vorn. Aber auch 1478 klassische Jets der A320-Familie stehen noch in den Auftragsbüchern. Derzeit werden durchschnittlich 42 Flugzeuge der Modellreihe im Monat gebaut, bis Anfang 2017 sollen es 50 sein. Gut jede zweite Maschine wird in Hamburg fertiggestellt, im vergangenen Jahr waren es 259. Von Finkenwerder aus werden auch die Baugruppen zu den Endmontagewerken im chinesischen Tianjin und in Mobile, im US-Bundesstaat Alabama, verschifft.

Künftig wird dem Hobbykoch und Fußballfan weniger Zeit bleiben, die Spiele seines Lieblingsvereins Borussia Dortmund zu verfolgen oder selbst mit seinen beiden elf und 13 Jahre alten Söhnen zu kicken. Beide haben gute Noten in Mathematik und Physik – beste Voraussetzungen, um ordentliche Ingenieure zu werden, wenn sie es denn wollen, so Röwe.

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