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Der kanadische Politikprofessor Randall Hansen.
© Universität von Toronto

Kanadischer Professor statt Donald Trump: Viele bestellten das falsche Buch: Doppelter Erfolg für "Fire and Fury"

Es ist nicht nur der Name des Enthüllungsberichtes über Trump, sondern auch eines Buches über die Bombenangriffe auf Deutschland. Das verkauft sich jetzt unerwartet gut.

Es passierte, als der kanadische Politikprofessor Randall Hansen vor ein paar Tagen dienstlich in Washington war. Plötzlich war auf allen Fernsehsendern und in Gesprächen mit Kollegen nur noch von einem Buch die Rede, dessen Titel ihm seit Jahren sehr vertraut ist: „Fire and Fury“. So hatte Hansen, der an der Universität von Toronto derzeit die renommierte Munk School of Global Affairs leitet und Direktor des Centre for European, Russian, and Eurasian Studies ist, sein Buch über die alliierten Bombenangriffe gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg genannt, das im Sommer 2009 erschienen war.

Das löste damals in der englischsprachigen Welt eine kontroverse Debatte aus, weil Hansen die Angriffe der Alliierten zwischen 1942 und 1945 als strategisch unnötig beurteilte, da statt kriegswichtiger Ziele vor allem Zivilisten die Opfer waren. Mit den Jahren war das Interesse an seinem Buch allerdings wieder abgeklungen.

Doch dann passierte das, was Hansen vor ein paar Tagen in Washington miterlebte – und was dem 370-Seiten- Werk des Politologen fast neun Jahre nach dessen Erscheinen unzählige neue Leser bescherte. Denn „Fire and Fury“ ist auch der Titel des jüngsten Enthüllungsbuchs über Donald Trump – und das enorme Interesse an dem Werk von Michael Wolff hat auch Randall Hansens Buch ins Scheinwerferlicht gerückt. Bei Amazon werden beide Titel gleich untereinander angezeigt, wenn man den Titel sucht. Das führte dazu, dass Hansens Buch zwischenzeitlich auf Platz 38 der Bestsellerliste stand – der für Militärliteratur, aber immerhin. Wolffs Buch hält sich wacker auf Platz 1 der allgemeinen Bestsellerliste.

Einige Leser haben Hansens Buch offenbar aus Versehen gekauft. So habe ein Trump-Unterstützer ihm via Twitter mitgeteilt, dass er sein Buch zum Zweiten Weltkrieg niemals lesen werde, erzählt Hansen am Telefon. Andere Leser haben vielleicht absichtlich neben Wolffs auch Hansens Buch bestellt, weil sie sich für aktuelle Politik wie für Militärgeschichte interessieren, das lässt sich nur mutmaßen.

Auf Twitter fragte Hansen nach dem unerwarteten Erfolg seines Buches amüsiert, ob er Trump und Steve Bannon, dessen Zitate Michael Wolffs Buch besonders viel öffentliche Aufmerksamkeit provoziert haben, nun Tantiemen für die unerwartete Werbung schulde. „Wenn, dann kennt die Ironie keine Grenzen“, schreibt er. Denn aus seiner Kritik an Trump hat Hansen nie einen Hehl gemacht. „Er ist genau das Desaster, vor dem wir alle gewarnt haben“, sagt er. Sollte dank Trump auch Hansens Buch bald ausverkauft sein, könnte das Timing nicht besser sein: Für kommendes Jahr ist eine Neuauflage geplant.

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