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Maske, Brustpanzer, weibliche Rundungen. So hatten sich Thors Schöpfer das vor 50 Jahren wohl nicht gedacht.
© Marvel/Promo/AFP
Update

Comics: Superheld Thor wird weiblich

Wo der Hammer hängt: Der aus dem Kino bekannte Comic-Donnergott ist künftig eine Frau – der Marvel-Verlag will damit neue Leserinnen gewinnen.

Mit Comic-Superhelden ist es ein bisschen wie mit Adam und Eva: Der Mann war zuerst da, die Frau entstand quasi aus ihm heraus. So war es, als man in den 1950er Jahren Superman gut 20 Jahre nach seinem ersten Auftritt ein Supergirl zur Seite stellte, bei Batman und Batwoman verlief es ähnlich.

Dass jedoch der Comic-Adam zur Comic-Eva wird, das gab es in den gut 75 Jahren Superhelden-Geschichte nur selten. Der bislang berühmteste Fall ist Batmans Kampfgefährte Robin, hinter dessen Maske im Comic vorübergehend eine Frau steckte. Und die Figur des Ghost Rider, im Kino von Nicolas Cage verkörpert, erlebte im Comic ebenfalls eine solche Transformation.

Daher wird eine Meldung aus dem Unterhaltungskonzern Marvel derzeit in der Comicszene rege diskutiert, derzufolge der Hammer schwingende Superheld Thor, den die meisten Menschen vor allem aus dem Kino kennen, im Herbst zur Frau wird. Ob das auch mögliche Fortsetzungen der Thor-Filme treffen wird, die auf der Comicserie basieren, ist unklar. „Unsere Initiative beschränkt sich auf den Verlag“, sagte ein Marvel-Sprecher.

Bereits 1977 verwandelte sich Thor in eine Frau - vorübergehend

„Das ist kein Sie-Thor, nicht Lady Thor und nicht Thorita - das ist einfach nur Thor“, schreibt der Autor Jason Aaron, von dem die Story mit der veränderten Hauptfigur stammt. Die 1962 vorgestellte Comicfigur bekomme nicht etwa einen weiblichen Co-Star, Thor sei künftig einfach eine Frau. „Das ist schlicht Thor. Aber anders als jeder Thor, den wir bisher sahen.“ Illustriert wird die neue Storyline von Russell Dauterman.

Donnergöttin. So soll das Gesicht von Thor als Frau aussehen.
Donnergöttin. So soll das Gesicht von Thor als Frau aussehen.
© REUTERS

Mit der Veränderung will die Disney- Tochter Marvel neue Leser gewinnen: Frauen und Mädchen, die maskulinen Superhelden nichts abgewinnen können. Eine Strategie, die Comic-Händler bestätigen: So erlebt man beim Berliner Fachgeschäft „Grober Unfug“ immer wieder, dass neue Heldinnen-Geschichten spürbar mehr Leserinnen ansprechen.

Beim Panini-Verlag, der Thors Abenteuer auf Deutsch veröffentlicht, ist man da eher skeptisch. „Superhelden sind noch immer ein Jungsthema“, sagt Verlagssprecher Steffen Volkmer. Allerdings kämen immer mehr weibliche Leserinnen dazu, zum einen wegen der auf Comics basierenden Filme, „aber auch weil durch die Popkultur Comic und Nerdsein immer cooler wird“, wofür zum Beispiel die Serie „Big Bang Theorie“ stehe. „Dass extra dafür dann aber männliche Helden in Heldinnen zur Identifikation umgewandelt werden, halte ich für eine Fabel“, sagt Volkmer. „Das hat es schon immer gegeben und wurde mehr für die Storys gemacht.“

So wurde auch Thor vor 37 Jahren schon einmal von einer Frau verkörpert, worauf Comic-Kenner aus Anlass der aktuellen Debatte hinweisen: In der Reihe „What if“ wurde im August 1977 das Szenario durchgespielt, dass Thors irdische Geliebte Jane Foster anstelle des Donnergotts den magischen Hammer Mjölnir in Besitz genommen hat - was dann auch mit einem weiblichen Thor auf dem Titelbild illustriert wurde.

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