Frauenbild: So viel mehr als schön
Hollywood-Stars möchten nicht mehr nur aufs Äußere reduziert werden. Übergrößenmodels konkurrieren mit 90-60-90-Kolleginnen. Zeit für neue Ideale?
Ja, sie ist schön. Langes, dunkles Haar, durchtrainierter Körper, immer perfekt gekleidet. Amal Ramzi Alamuddin Clooney entspricht dem Schönheitsideal dieser Tage. Doch es ist nicht ihr Äußeres, das Clooney so besonders macht. Die gebürtige Libanesin ist Menschenrechtsanwältin, studierte in Oxford und New York. Sie hat am Internationalen Gerichtshof in Den Haag gearbeitet. Zu den prominenten Mandanten, die sie vertreten hat, zählen Wikileaks-Gründer Julian Assange und die ehemalige ukrainische Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko. Clooney berät Regierungen und die Vereinten Nationen. Zuletzt traf sie Kanzlerin Angela Merkel, sprach mit ihr beim Kaffee über Flüchtlingspolitik und die aktuelle Lage in Syrien. Amal mag den Nachnamen ihres berühmten Gatten George tragen, aber sie ist mehr als die schöne "Ehefrau von".
"Wir Menschen sind doch so viel mehr"
Auch Hollywood-Schauspielerin Penélope Cruz hat eine beeindruckende Karriere hingelegt. Für ihre Rolle der María Elena in Woody Allens "Vicky Cristina Barcelona" bekam die Tochter eines Automechanikers und einer Friseurin als erste Spanierin einen Oscar. Cruz wehrt sich aktiv gegen das Klischee des "schönen Dummchens": Die "Sexiest Woman Alive" des Jahres 2014 möchte sich auf keinen Fall bloß auf den Titel der attraktivsten Frau der Welt reduziert wissen. Wichtig für sie ist Selbstbestimmung: "Zu bestimmen, welches Alter, welche Körperform oder welcher Look den Maßstab für Schönheit festlegt, ist ein Unding", sagt Cruz. "Wir Menschen sind doch so viel mehr."
Genau das ist auch für ihre Schauspielkollegin Jennifer Aniston wichtig. Sie wehrt sich gegen eine Gesellschaft, die Frauen diktiert, wie man sich in welchem Alter zu kleiden habe: "Wenn ich die erste 80-Jährige bin, die sich erfolgreich im Bikini raustraut - gern!", sagt Aniston, die neben ihrer Schauspielkarriere sehr aktiv zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen, wie zum Beispiel "Ärzte ohne Grenzen", unterstützt. Der Hollywood-Star wurde schon mit despektierlichen Aufforderungen konfrontiert wie der, dass sie sich "altersgemäß anziehen" solle. Doch solche Äußerungen sind für sie schlichtweg "dumme Kommentare".
Übergrößenmodels sind immer gefragter
"Size Zero" - "Größe null"- lautet ein anderes Diktat für Frauen, zumindest für einen Großteil der Models. Doch dass Schönheit ein Begriff ist, der weit mehr umfasst als bloßes Dünnsein, zeigt die zunehmende Nachfrage nach Übergrößen-Modellen. Auf dem neuesten Titelblatt der Zeitschrift "Sports Illustrated" zum Beispiel ist das Model Ashley Graham zu sehen. Die 28-Jährige trägt Konfektionsgröße 44 und ist das, was man als "Plus Size" - also "Übergröße"- bezeichnet. Dass sie trotzdem in Bademode für die renommierte Zeitschrift abgelichtet wurde, deren Titel auch schon gertenschlanke Kolleginnen wie Heidi Klum oder Kate Upton zierten, freut das Model: "Danke für alle, die sich für Kurven stark gemacht haben", schrieb sie auf Instagram.
Die deutsche Durchschnittsfrau trägt 42
Mona Schulze, Inhaberin der Hamburger Modelagentur "Curve Model Management", ist der Ansicht, der Markt für Übergrößen-Agenturen wachse ständig. Besonders Online-Versandhäuser wie Zalando oder Asos griffen zunehmend auf Übergrößenmodels zurück. Schulzes Erklärung ist so simpel wie einleuchtend: "Die Durchschnittsfrau in Deutschland trägt Größe 42. Die Kunden der Agenturen merken einfach, dass es einen Bedarf gibt, Kleidung für normale Frauen auch an normalen Frauen zu zeigen." Ein politisches Thema sei das, trotz aller Kritik an Magermodels und "Size Zero", für sie aber nicht. Schulze plädiert dafür, jede Frau so zu respektieren, wie sie ist. „Auf der Straße trifft man dünne, kräftige, dicke Menschen. Sie existieren alle parallel und das ist doch gut so“. Auch sehr dünne Frauen sollten also nicht ständig kritisiert werden, meint Schulze. Und macht einen Vorschlag: Die Unternehmerin würde es begrüßen, wenn auch bei Modewochen wie der Berliner Fashion Week die "Standard-Models" mit Größe 34 gemeinsam mit ihren Plus-Size-Kolleginnen auf den Laufsteg kämen. Bisher würden die Modenschauen noch strikt nach Größen getrennt. "Eine Mischung wäre doch viel spannender" - und näher an der Lebensrealität.
Zu wenig für eine Trendwende
Von einer Trendwende in Bezug auf Schönheits- und Schlankheitsideale zu sprechen, wäre daher wohl zu hoch gegriffen. Denn auch wenn sich Berühmtheiten wie Penélope Cruz oder Jennifer Aniston für Selbstbestimmung aussprechen und fordern, sich von gesellschaftlichen Ansprüchen an weibliche Schönheit freizumachen - auch sie entsprechen diesen und taugen nicht als Identifikationsfiguren für die "ganz normale Frau". Die Definition von "Plus Size" in Mona Schulzes Agentur lautet übrigens "ab Größe 38". Das hat sie sich nicht selbst ausgesucht: "Wir fangen einfach da an, wo andere Agenturen aufhören - bei Größe 38". Aber da fängt die Realität erst an.
Julia Beil
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