Hollywood-Stars in Berlin: George Clooney trifft syrische Flüchtlinge
Erst wird er im Rathaus Wilmersdorf erwartet, dann wollen andere ihn im Flughafen Tempelhof gesehen haben – George Clooney hat am Freitag Berlin in Atem gehalten. Nun sagte eine Sprecherin: Er hat Flüchtlinge getroffen.
Die mediale Bühne für den Hollywoodstar ist am Freitag schon mal vorbereitet: Eine Schar von Reportern und Fotografen, auch ein Radio-Ü-Wagen und ein Kamerateam stehen mittags wie am Roten Teppich der Berlinale und warten auf George Clooney. Doch die Szene spielt nicht am Potsdamer Platz, sondern vor der Flüchtlingsunterkunft im früheren Rathaus Wilmersdorf. Blitzschnell hatte sich das Gerücht verbreitet, Clooney wolle nach seinem Gespräch mit Angela Merkel über die Flüchtlingspolitik, bei dem auch seine Frau Amal dabei war, noch mit Flüchtlingen reden – womöglich sogar zusammen mit der Bundeskanzlerin.
Aber es passiert – nichts. Bis schließlich der Leiter der Notunterkunft verkündet, jemand habe ihm den Tipp gegeben, Clooney sei in Wahrheit bei Flüchtlingen im einstigen Flughafen Tempelhof.
Ein Ablenkungsmanöver also?
Schauen wir doch mal nach. Ja, sagt ein Wachmann in Tempelhof, vor knapp drei Stunden habe er Clooney gesehen („Der ist ja klein!“), sogar zusammen mit Bollywood-Star Shah Rukh Khan. Es sei wohl ein Video gedreht worden, Leute hätten getanzt.
Clooneys Agentin kommt aus dem Lachen kaum heraus
Michael Elias, Betreiber der Notunterkunft im Ex-Flughafen, weiß allerdings von nichts und glaubt: Das kann nur ein Scherz sein. Wäre Clooney da gewesen, wüsste er davon. In sozialen Netzwerken findet sich derweil kein Foto, obwohl Flüchtlinge doch sicher ein Selfie mit den zwei Stars gemacht hätten. Clooney hingegen meidet Twitter und Facebook. Er würde sich „lieber öffentlich operieren lassen“, als sich eine Facebook-Seite zuzulegen, zitierte ihn im vorigen Jahr ein Frauenmagazin.
Zu Clooneys großen Erfolgen zählte mal der Film „O Brother, Where Art Thou?“ Jetzt lautet die Frage: Oh George, wo bist du nur? Es gibt da ja noch die Berliner PR-Agentur Limelight, die Clooneys Reise zur Berlinale-Eröffnung mit seinem Film „Hail, Caesar!“ betreut. Geschäftsführerin Petra Schwuchow ist erst nicht erreichbar – und kommt später beim Rückruf kaum aus dem Lachen heraus.
Nach dem Treffen mit Merkel habe Clooney ein Interview nach dem anderen gegeben. Sie sei dabei gewesen und könne ein Treffen mit Flüchtlingen oder gar Shah Rukh Khan deshalb dementieren.
Nur eines weiß auch sie nicht – nämlich, woher das Gerücht überhaupt kam.
Am Sonnabend die Aufklärung: Es gab ein Treffen
Am Sonnabend dann aber die nächste Wendung: Die Sprecherin eines Filmverleihs bestätigte, dass Clooney sich mit Flüchtlingen getroffen habe, ohne weitere Details zu nennen. Die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) veröffentlichte parallel auf ihrer Internetseite ein Bild von Clooney, seiner Frau Amal und syrischen Flüchtlingen - offenbar in einer Privatwohnung aufgenommen.
Die Flüchtlinge hätten mit Clooney darüber gesprochen, wie ihr Leben in Syrien gewesen sei, warum sie das Land verlassen hätten und wie ihre Zukunft in Deutschland aussehe, schrieb die Organisation. Das Treffen mit syrischen Familien sei eine Ehre gewesen, zitierte das IRC Clooney. (mit dpa)
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