Feuersturm in Südeuropa: Rund um das Mittelmeer toben verheerende Waldbrände
In Spanien wütet der größte Waldbrand der letzten Jahrzehnte. In anderen Ländern schaffen Hitze und Dürre ebenfalls ideale Bedingungen für die Feuer.
Große Waldbrände im westlichen Mittelmeerraum hielten am Donnerstag tausende Feuerwehrmänner in Atem. In Südfrankreich an der Urlaubsküste Côte d’Azur kamen nach Angaben der Behörden mindestens zwei Personen in den Flammen ums Leben. In Zentralspanien hat sich ein Feuer, das vergangene Woche durch eine Autopanne entstand, zu einem der größten Waldbrände im Königreich in den letzten Jahrzehnten ausgeweitet. In Portugal brannte es im Hinterland der Ferienregion Algarve.
FRANKREICH
Das Feuer in Südfrankreich war am Montag bei einer Autobahnraststätte im Hinterland der Küstenstadt Saint-Tropez ausgebrochen und forderte zwei Menschenleben. Wie Medien berichteten, war zunächst ein etwa 50 Jahre alter Mann in seinem ausgebrannten Haus entdeckt worden. Später stießen Einsatzkräfte dort auf eine zweite verkohlte Leiche.
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Mehr als 10.000 Menschen, darunter viele Urlauber, mussten evakuiert werden. Zwölf Campingplätze wurden geräumt. Mehr als 7000 Hektar Wald wurden bisher von den Flammen vernichtet. Dutzende Häuser wurden zerstört.
Am Donnerstag gab es Hoffnung bei den 1200 Feuerwehrleuten, den Brand endlich unter Kontrolle zu bekommen. „Das Feuer lodert jetzt weniger heftig und rückt nicht mehr so schnell vor“, sagte ein Behördensprecher.
Ein weiterer Brand in der Nähe des südfranzösischen Weinorts Beaumes de Venise in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur wurde von über 300 Feuerwehrleute bekämpft. 130 Menschen, darunter auch Touristen, wurden in Sicherheit gebracht.
SPANIEN
Im Landesinneren von Spanien fraßen sich kreisförmig Flammenwände auf einer Länge von 130 Kilometern durch eine Naturlandschaft in der Nähe der historischen Stadt Ávila – es ist einer der größten Waldbrände der letzten Jahrzehnte in Spanien. Bisher sind hier annähernd 220 Quadratkilometer Landschaft verbrannt, was der Fläche von Großstädten wie etwa Düsseldorf entspricht. Eine Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad hatte die iberischen Wälder in ein Pulverfass verwandelt.
In den letzten Tagen hätten unglücklicherweise ideale Bedingungen für einen Feuersturm geherrscht, sagte Juan Carlos Suárez-Quiñones, der Umweltminister der zentralspanischen Region Kastilien und León: Backofenhitze, die in der Umgebung Ávilas bis zu 43 Grad im Schatten erreichte, eine sehr niedrige Luftfeuchtigkeit von weniger als fünf Prozent und starker Wind. Deswegen hätten sich die Flammen explosionsartig ausgebreitet. Am Donnerstag meldete die Leitstelle, dass der Großbrand bei Ávila „stabilisiert“ sei und sich zunächst nicht weiter ausbreite.
Als die Feuerwehr am vergangenen Samstagmorgen wegen eines Fahrzeugbrandes auf der kleinen Landstraße nahe des Dorfes Navalacruz ausrückte, ahnte noch niemand, dass sich dieser Einsatz in einen Albtraum verwandeln würde. Denn der Motorbrand griff erst auf die Vegetation am Straßenrand und dann auf den nahen Wald der bei Wanderern beliebten Naturlandschaft „Sierra de la Paramera“ über. Angesichts der Flammenwände, die plötzlich haushoch aufloderten, waren die Feuerwehrmänner zunächst machtlos.
Mehrere Dörfer, die von den Flammen bedroht wurden, mussten evakuiert werden. Zahlreiche einsame Gehöfte wurden zerstört. Die Menschen konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, aber etliche Tiere verendeten. Die viel besuchte Mittelalterstadt Ávila, die wegen ihrer komplett erhaltenen Stadtmauer zum Weltkulturerbe gehört, ist nicht in Gefahr. Aber der Himmel über Ávila leuchtet abends glutrot. Auch in der rund 130 Kilometer östlich liegenden Millionenstadt Madrid verdunkelten die Rauchwolken die Sonne. Seit Tagen regnet es Asche vom Himmel.
Mehr als 30 Löschflugzeuge und Hubschrauber waren im Einsatz, um den Großbrand in Zentralspanien endlich unter Kontrolle zu bekommen. Am Boden kämpften hunderte Soldaten, Feuerwehrmänner und Freiwillige gegen das Inferno. Bulldozer versuchten, Brandschneisen anzulegen, um ein weiteres Vorrücken der Flammen zu verhindern.
Auf Mallorca ist die Feuerwehr in maximaler Alarmbereitschaft
Ein Sprecher des Dachverbandes der Forstingenieure kritisierte, dass der Brandschutz in den Wäldern in den letzten Jahren vernachlässigt worden sei.
Die Feuerwehr auf der Urlaubsinsel Mallorca im Mittelmeer ist ebenfalls wegen extremer Waldbrandgefahr in maximaler Alarmbereitschaft. Hier hat die Gluthitze der vergangenen Tage gleichfalls die Wälder austrocknen lassen. In den letzten Tagen meldeten die Inselbehörden bereits mehrere kleinere Buschfeuer etwa im Osten der Insel in Portocolom, in der Inselmitte in Sant Joan oder in der Gemeinde Marratxí im Südwesten. Auch auf der paradiesischen Kanareninsel La Palma im Atlantik kam es zu Bränden.
PORTUGAL
An der portugiesischen Atlantik-Urlaubsküste Algarve, wo sich seit Montag in der Nähe der spanischen Grenze ein Feuer durch die Kiefern- und Eukalyptuswälder fraß, gelang es der Feuerwehr, das Großfeuer einzudämmen. Nahezu 7000 tausend Hektar wurden dort in der Nähe des Ortes Castro Marim zu Asche. Doch inzwischen brach ein neues Buschfeuer im Hinterland der Algarve-Region in der Nähe des Ortes Odemira aus, wo am Donnerstag 700 Löschhelfer gegen die Flammen kämpften.
ITALIEN
In der süditalienischen Region Kalabrien ist ein weiterer Mensch vermutlich im Zusammenhang mit den Waldbränden gestorben. In der Kommune Acquaro sei in der Nacht zum Mittwoch die halbverbrannte Leiche eines 78-Jährigen gefunden worden, bestätigten die Carabinieri der angrenzenden Gemeinde Aren am Mittwoch. Der Nachrichtenagentur Ansa zufolge untersuchten Ermittler die Umstände des Todes noch.
In Kalabrien wüteten in den vergangenen beiden Wochen heftige Waldbrände. Vier Menschen kamen dabei bereits ums Leben. Stark betroffen war unter anderem der Aspromonte Nationalpark.
GRIECHENLAND
Feuerwehrleute haben den dritten Tag in Folge gegen einen unkontrollierten Wald- und Buschbrand im Westen Athens gekämpft. Am Mittwoch drehte sich der Wind und ein Flammenmeer fraß sich aus den Bergen herunter in tiefere Gebiete. Das Feuer bedrohte Häuser im Raum der Ortschaft Vilia, wie das Fernsehen zeigte. Hubschrauber und Löschflugzeuge, Hunderte Feuerwehrwehrleute sowie freiwillige Helfer versuchten, die Flammen einzudämmen.
ISRAEL
Ein massiver Waldbrand westlich von Jerusalem ist nach knapp drei Tagen gelöscht. Dies bestätigte am Mittwoch ein Sprecher des israelischen Ministers für innere Sicherheit, Omer Bar-Lev. Das Feuer war am Sonntag ausgebrochen und hatte sich trotz aller Bemühungen der Feuerwehr anfangs immer weiter ausgebreitet.
MAROKKO UND ALGERIEN
Auch im nordafrikanischen Mittelmeerland Marokko hatte es die letzten Tage in den Wäldern im Norden gebrannt. Das größte Feuer war aus der Umgebung der Stadt Chefchaouen gemeldet, die vor allem wegen ihres Haschischanbaus bekannt ist. Im Nachbarland Algerien waren jüngst bei verheerenden Waldbränden mehr als 90 Menschen umgekommen. Die gute Nachricht aus den beiden Ländern: Die Feuer konnten nun endlich gelöscht werden. (mit dpa)
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