„Wir haben kein Wasser“: Anwohner auf Euböa verteidigen ihre Dörfer gegen Brand
In einem gewaltigen Kraftakt haben Anwohner und Feuerwehr mehrere griechische Dörfer vor den Flammen bewahrt. Viele Ortschaften seien noch vom Feuer umzingelt.
Verkohlte Wälder, zerstörte Häuser, meterhohe Flammen und Rauchwolken, die den Himmel verdunkeln - ein am Montag veröffentlichtes Video zeigt, wie brutal das Feuer bisher auf der griechischen Insel Euböa gewütet hat. Die deprimierenden Aufnahmen wurden vom griechischen Youtube-Kanal Up Stories in Zusammenarbeit mit der griechischen Wetterbehörde veröffentlicht.
Aus der Vogelperspektive ist zu sehen, wie das Feuer zum Teil auch noch die letzten Bäume an der Küste vernichtete, bevor ihm das Futter ausging. Deutlich wird zudem, wie gefährlich nah die Flammen an große Ortschaften heranreichten.
In einem gewaltigen Kraftakt haben Anwohner auf der griechischen Insel Euböa in der Nacht zum Montag gemeinsam mit Feuerwehrleuten und Freiwilligen mehrere Dörfer vor dem Übergreifen der Flammen bewahrt. Zwar seien am Rande von Ortschaften wie Artemisio, Gouves und Pefki Häuser niedergebrannt, die Ortskerne seien bisher jedoch intakt, berichtete die Zeitung Kathimerini.
Weiterhin seien aber viele Ortschaften von Flammen umzingelt. Obwohl die Feuerwand sich schon am Sonntagnachmittag auf die Dörfer zubewegt hatte, gab es nach Angaben der Bewohner in manchen Gegenden kaum oder keine Unterstützung aus der Luft. Der griechische Zivilschutzchef Nikos Chardalias begründete das am Abend mit den schlechten Bedingungen - die extrem starke Rauchentwicklung habe die Sicht derart eingeschränkt, dass manche Einsätze unmöglich gewesen seien.
Am Montagmorgen zeigten Satellitenbilder im Norden der Insel etwas weniger Brandherde als noch am Sonntag - mutmaßlich, weil der meiste Wald mittlerweile verbrannt ist und die Flammen kein Futter mehr finden, wie der Fernsehsender Skai berichtete. Zum Ausmaß der Schäden gibt es bisher unterschiedliche Angaben, Übereinstimmung herrscht einzig darin, dass sie gewaltig sind. Mehrere griechische Medien nannten eine Fläche von 50 000 Hektar.
Im Norden der Insel Euböa hatten sich bei der Bekämpfung der Waldbrände am Sonntagabend dramatische Szenen abgespielt. Im Küstenort Pefki konnten Feuerwehr, Militär und Bürger den Flammen nichts mehr entgegensetzen, wie Fernsehbilder zeigten.
„Wir haben kein Wasser!“, riefen die Menschen und schleppten noch die letzten Tropfen aus Brunnen in Schubkarren und Eimern herbei, während die Löschzüge tanken fahren mussten. Ältere Menschen wurden von Helfern zur Küste getragen, um von dort mit Booten gerettet zu werden. Auch Katzen und Hunde wurden am Ufer zusammengetrieben.
Viele Häuser fingen Feuer, mancherorts versuchten die Menschen, Bäume neben den Gebäuden zu fällen, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Löschflugzeuge seien stundenlang nirgends zu sehen, berichtete der Sender Skai.
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Die Region ist in dichten Rauch gehüllt, Südostwind treibt die Flammenfront immer weiter in Richtung des nördlichsten Zipfels der Insel. Weite Teile der Gegend sind mittlerweile evakuiert.
In Griechenland sind seit mittlerweile mehr als sechs Tagen Löschflugzeuge im Einsatz - solange es Tageslicht gibt. Nachts versuchen Techniker, die Maschinen wieder einsatzbereit zu machen.
Ein kleines griechisches Löschflugzeug vom Typ PZL ist am Sonntagabend wegen eines Motorschadens auf der Insel Zakynthos notgelandet. Der Pilot sei wohlauf, berichtete das griechische Staatsfernsehen (ERT) unter Berufung auf die Zivildienstzentrale in Athen. Er war bei den Löscharbeiten eines Feuers im Einsatz, das auf der Insel im Ionischen Meer ausgebrochen war. (dpa)