Drogenboss aus Mexiko: Prozess gegen "El Chapo" beginnt in New York
Joaquín Guzmán hat mit Drogenschmuggel Milliarden verdient. Nun steht er in den USA vor Gericht. Es gelten höchste Sicherheitsvorkehrungen.
„Der Kleine“ ist einer der größten Verbrecher der Welt. Joaquín Guzmán hat als Drogenboss Milliarden verdient – nun beginnt in New York der Prozess gegen ihn. Dem 61-jährigen Mexikaner, der wegen seiner geringen Körpergröße unter dem Namen „El Chapo“ (Der Kleine) bekannt ist, droht eine lebenslange Haftstrafe. Aus Angst vor Angriffen durch Guzmáns kriminelle Verbündete gelten beim Gericht strenge Sicherheitsvorkehrungen. Sogar die Brooklyn Bridge sollte für den Transport des Mexikaners zum Gericht gesperrt werden.
Die Anklageliste der Staatsanwaltschaft ist lang: „El Chapo“ soll als Kopf des berüchtigten mexikanischen Sinaloa-Kartells der mächtigste Drogenhändler der Welt gewesen sein. Zwischen 1989 und 2014 hätten er und seine Komplizen etwa 155 Tonnen Kokain in die USA geschmuggelt. Auch Heroin, Crystal Meth und Marihuana gehörten zur Produktpalette der Organisation. Die Staatsanwälte schätzen, dass Guzmán und sein Kartell damit mehr als 14 Milliarden Dollar verdient haben.
„Ich liefere mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als irgendwer sonst in der Welt“, brüstete sich „El Chapo“ 2015 in einem Gespräch mit dem Schauspieler Sean Penn, der für dieses Interview von US-amerikanischen Politikern kritisiert wurde.
"El Chapo" sitzt im Hochsicherheits-Gefängnis in Manhattan
Außerdem wird dem Mexikaner neben Waffenhandel und Geldwäsche vorgeworfen, 33 Morde in Auftrag gegeben zu haben. Die tatsächliche Zahl dürfte aber viel höher liegen: Vor zwei Jahren brachte ihn die Staatsanwaltschaft mit insgesamt 3000 Morden in Verbindung. Um das Verfahren zu vereinfachen, wurde die Zahl der Anklagen reduziert.
Seit die mexikanische Regierung Guzmán 2017 an die USA ausgeliefert hat, sitzt er im Hochsicherheits-Gefängnis in Lower Manhattan. Noch immer geht der zuständige Richter Brian Cogan von einer großen Gefahr durch „El Chapo“ und dessen Kumpanen aus. Nicht ohne Grund: Zwei Mal konnte der Drogenboss aus Gefängnissen in Mexiko ausbrechen. 2001 floh er in einem Wagen mit schmutziger Wäsche, 2015 entkam er durch einen Tunnel in der Dusche. Zudem wurde der Richter des mexikanischen Strafprozesses gegen ihn 2016 beim Joggen erschossen.
Der Drogenboss plädiert auf "nicht schuldig"
Solche Vorfälle wollen die US-Amerikaner vermeiden. Deshalb findet das auf vier Monate angesetzte Mammutverfahren vor einem Bezirksgericht in Brooklyn hinter verschlossenen Türen statt. Am Montag sollte die Auswahl der zwölf Geschworenen und ihrer sechs Ersatzkandidaten das Verfahren eröffnen. Die Geschworenen bleiben anonym und werden an jedem Prozesstag von Sicherheitsbeamten ins Gericht eskortiert.
Auch einstige Geschäftspartner Guzmáns, frühere Handlanger und Rivalen, die Informanten und Zeugen in dem Verfahren sind, stehen unter Schutz. Viele haben im Rahmen des Zeugenschutzprogramms mit einer neuen Identität bereits ein neues Leben begonnen. Ihre Aussagen sind für das Verfahren entscheidend. Denn der Drogenboss selbst plädiert auf „nicht schuldig“. Seinem Anwalt Rob Heroy fehlen die Beweise für die Anklage: Niemand habe Fotos davon, wie Guzmán Kokain in die USA geschleust und dafür „Koffer mit Geld“ entgegengenommen habe, sagte er vor Prozessbeginn.
Bei einer Verurteilung droht Guzmán eine lebenslange Haftstrafe. Die Todesstrafe ist nach einer Einigung zwischen Mexiko und den USA ausgeschlossen. Das Leben des Drogenbosses würde dann wohl weitergehen wie in den vergangenen zwei Jahren: In Manhattan sitzt „El Chapo“ in seiner 15 Quadratmeter großen, fensterlosen Zelle in Einzelhaft. Er darf nur seine drei Anwälte und seine beiden Töchter empfangen – hinter einer dicken Glasscheibe. Ausnahmen gibt es, wenn er täglich eine Stunde aufs Laufband geht. Seine Frau, die 29-jährige ehemalige Schönheitskönigin Emma Coronel, erhält dagegen keine Besuchserlaubnis.
Er galt als "Staatsfeind Nummer Eins" der USA
Guzmán gleicht im Drogenkrieg – der auch ohne ihn weitergeht – einer Jagdtrophäe. Seine weltweite Bekanntheit lässt sich mit der des 1993 getöteten Drogenbarons Pablo Escobar vergleichen. Er selbst erzählt, bereits mit 15 Jahren in den Drogenhandel eingestiegen zu sein. Für ihn sei das die einzige Möglichkeit gewesen, „Essen zu kaufen und zu überleben“, sagte er Sean Penn. In Mexiko versuchte „El Chapo“, sich ein Image als moderner Robin Hood zuzulegen, der den Armen hilft. In den USA erklärte ihn die Chicago Crime Commission zum „Staatsfeind Nummer eins“.
Juristen schätzen, dass der Prozess gegen Guzmán der teuerste in der US-amerikanischen Geschichte werden könnte. Auch bei einer langen Haftstrafe für „El Chapo“ dürfte der Drogenkrieg in Mexiko weitergehen: Guzmáns Söhne sollen Angaben der US-Staatsanwaltschaft zufolge das Drogenimperium ihres Vaters bereits weiterführen.
mit AFP/dpa
Laurenz Schreiner
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