Nach Gefängnisausbruch: Mexikos Drogenbaron "El Chapo" entkommt Verfolgern erneut
Nach seinem spektakulären Gefängnisausbruch scheiterte der Versuch, Mexikos Drogenbaron Joaquín "El Chapo" Guzmán wieder zu verhaften.
Der flüchtige mexikanische Drogenbaron Joaquín "El Chapo" Guzmán ist erneut seinen Verfolgern entkommen. Der im Juli aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochene Chef des Sinaloa-Kartells habe sich vor wenigen Tagen bei einer versuchten Festnahme an einem Bein und im Gesicht verletzt, teilte die mexikanische Regierung am Freitagabend mit. Nach US-Medienberichten war Guzmán überstürzt geflohen, als Soldaten sein Versteck auf einer Ranch in den Bergen von Sinaloa angriffen.
Die Suche nach Guzmán hatte sich nach Hinweisen ausländischer Geheimdienste in den vergangenen Wochen auf den Nordwesten Mexikos konzentriert, wie die Regierung mitteilte. Dabei waren die Verfolger dem 58-jährigen Drogenbaron bereits dicht auf den Fersen: Guzmán habe "in aller Eile" die Flucht ergriffen, hieß es in der Erklärung. Seine Verletzungen seien aber "nicht das Ergebnis einer direkten Konfrontation". Die Regierung machte keine Angaben dazu, wie schwer Guzmáns Verletzungen sind - und wie sie überhaupt davon weiß.
Regierung nennt keine Details zu gescheiterter Festnahme
Wo und wann die gescheiterte Festnahme erfolgte, ließ die Regierung in ihrer Erklärung ebenfalls offen. Der Gouverneur von Guzmáns Heimatstaat Sinaloa hatte am vergangenen Mittwoch von Einsätzen von Spezialkräften im Nachbarstaat Durango berichtet. US-Drogenfahnder gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass sich Guzmán seit seiner Flucht in den Bergen von Sinaloa versteckt hält, wo er mit der Unterstützung der Bewohner rechnen könne.
Der US-Fernsehsender NBC News berichtete ebenfalls, dass sich Guzmán auf einer Ranch nahe der Ortschaft Cosalá in der Sierra Madre im Bundesstaat Sinaloa versteckt hielt. Die Fahnder waren ihm demnach auf die Spur gekommen, weil US-Ermittler Mobilfunksignale abgefangen hatten.
Mexikanische Marineinfanteristen sollen eine Ranch angegriffen haben
Die Ranch sei daraufhin von mexikanischen Marineinfanteristen in Helikoptern angegriffen worden, berichtete NBC unter Berufung auf Ermittlungskreise. Die Soldaten kehrten demnach aber zunächst wieder um, weil sie von Guzmáns Leuten beschossen wurden.
Die Ermittler gehen laut dem NBC-Bericht davon aus, dass Guzmán und seine Bewacher anschließend mit Geländewagen flüchteten. Als die Soldaten das Gelände später durchsuchten, fanden sie Funkgeräte, Handys und Medikamente.
Bei seiner Flucht stellten sich Wärter offenbar blind und taub
Die spektakuläre Flucht des Drogenbosses aus dem Hochsicherheitsgefängnis Altiplano durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel hatte die mexikanische Regierung im Juli in große Erklärungsnot gebracht. Ein am Mittwoch vom Fernsehsender Televisa veröffentlichtes Überwachungsvideo von den Minuten der Flucht zeigt, dass sich die Wärter dabei offenbar blind und taub stellten: So waren vor dem Ausbruch laute Klopfgeräusche aus Guzmáns Zelle zu hören, nach seiner Flucht brauchten die Wachen ganze 40 Minuten, bevor sie in die Zelle gingen.
Der mächtige Drogenboss war den Behörden erst 2014 nach einer 13-jährigen Fahndung ins Netz gegangen. Bereits 2001 war "El Chapo" aus einem Hochsicherheitsgefängnis geflohen - in einem Wäschewagen. Nach der Flucht im Juli nahmen die Behörden 13 Verdächtige fest, darunter mehrere Wachleute und Verantwortliche des Gefängnisses sowie die damalige Leiterin der mexikanischen Gefängnisverwaltung. (AFP)
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