Thailand: Physische und psychische Strapazen in der Höhle
Die hygienischen Bedingungen waren für die eingeschlossenen Jungen extrem. Auch Panikattacken auf dem Weg ins Freie sind lebensgefährlich.
Die Dunkelheit und die Ungewissheit, ob und wann sie gerettet werden, „zehren an allen Kräften und rühren an den Urängsten“, sagt Martin Groß von der Höhlenrettung Baden-Württemberg. Doch auch die hygienischen Bedingungen in dem Höhlenkomplex sind extrem, erklärte die medizinische Leiterin der Rettungsmission der Nachrichtenagentur Reuters. „Es gibt alle möglichen Krankheitserreger, die von Fledermäusen und aus dem schmutzigen Wasser stammen.“ „Bakterien haben im Wasser wunderbare Bedingungen für die Vermehrung“, sagt Volker Lischke, Bundesarzt der Bergwacht vom Deutschen Roten Kreuz. Anders als deutsche Höhlen ist die Höhle in Thailand mit mehr als zwanzig Grad Celsius vergleichsweise warm. Das Wasser sei dagegen sehr kalt, sagen die Ärzte vor Ort. Während des stundenlangen Tauchgangs kann es zu einer Unterkühlung kommen. Bei weniger als 28 Grad Celsius Körpertemperatur verlieren die Betroffenen das Bewusstsein, drohen Atem- und Kreislaufstillstand. Auch Panikattacken sind lebensgefährlich: „Durch Hyperventilieren wird die Pressluft in den Beatmungsgeräten schnell verbraucht“, erklärt Lischke. Außerdem bestehe das Risiko, dass die Jungen nicht richtig ausatmen und in eine Kohlendioxid-Narkose fallen.
Wegen der Infektionsgefahr werden die Jungen isoliert
Im Krankenhaus wird geprüft, ob die Jungen sich mit der „Höhlenkrankheit“ Histoplasmose angesteckt haben, hervorgerufen durch einen Pilz aus dem Erdreich. Bakterielle Infektionen, etwa Melioidose oder Leptispirose, können schlimmstenfalls zu
Lungen- oder Hirnhautentzündung führen. Darum werden die Geretteten zunächst isoliert. Das hilft ihnen auch deshalb, weil ihr geschwächtes Immunsystem selbst mit den mehr oder weniger gewöhnlichen Keimen der Tropen überfordert sein kann. Außerdem braucht der ausgehungerte Körper Zeit, sich an normale Nahrung zu gewöhnen. Elektrolyte könnten aus dem Gleichgewicht geraten, was im Extremfall zu Herzversagen und neurologischen Ausfällen führt.
Martin Ballaschk
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