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„Nicht biodeutsch“?: Schützenkönig und Muslim Mithat Gedik.
© dpa

Schützenbruderschaft macht Ausnahme nach Kritik: Muslim kann Schützenkönig bleiben

Kann ein Muslim Schützenkönig sein? „Ausnahmsweise“ sagt der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Denn eigentlich verpflichten sich die Mitglieder zu katholische Glaubensgrundsätzen.

Der Muslim Mithat Gedik kann Schützenkönig im westfälischen Werl bleiben. Dies beschloss der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) als katholisch orientierter Dachverband am Mittwoch bei einer Sondersitzung in Leverkusen. Als Ausdruck von Respekt und Integration würden „ausnahmsweise“ keine Einwände gegen seine Königswürde in seiner Bruderschaft erhoben. Am Bezirkskönigsschießen dürfe er allerdings nicht teilnehmen. Der BHDS hatte zunächst die Abdankung des muslimischen Schützenkönigs gefordert, der mit einer Katholikin verheiratet ist und mit ihr vier getaufte Kinder hat. Die Forderung war bundesweit auf scharfe Kritik gestoßen.
Ein BHDS-Sprecher betonte, es solle keine weiteren Ausnahmen geben. „Es steht in unserer Satzung, dass wir nur Christen aufnehmen.“ Gedik sei aus Versehen aufgenommen worden. Er dürfe das Königsamt nun für ein Jahr ausüben, aber nicht mehr aufsteigen. Gedik sagte am Abend, er sei sehr froh, Schützenkönig bleiben zu können. „Ich hoffe aber auch, dass wir ungewollt ein Zeichen gesetzt haben und dass sich auch andere Vereine fragen, ob solche Satzungen noch zeitgemäß sind.“ Dass im 21. Jahrhundert noch solche Diskussionen geführt werden müssten, mache ihn traurig.

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister kritisiert, dass Gedik nicht Bezirkskönigsschießen darf

Der Chef von Gediks Schützenbruderschaft sagte, der Verein hätte notfalls in Kauf genommen, aus dem Dachverband geworfen zu werden. „Wir wollten einfach nur ein schönes Schützenfest feiern. Dass das so hochkocht bis in den Verband, haben wir nicht gewollt“, erklärte Brudermeister Olaf Schmitz.

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) kritisierte die Entscheidung, den muslimischen Schützenkönig nicht zum Bezirkskönigsschießen zuzulassen. „Die katholischen Schützenbruderschaften sollten in ihrer Satzung Werte verankern, nicht die Religionszugehörigkeit“, sagte Schneider dem „Express“ (Köln/Donnerstag). In den Konflikt hatte sich auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes eingeschaltet. Deren Leiterin Christine Lüders nannte die Haltung des Dachverbandes intolerant und diskriminierend. Nordrhein-Westfalen gilt neben Bayern als Hochburg der Schützen: Schätzungen zufolge gibt es in NRW zwischen 750 000 und einer Million Schützen. Der BHDS hat bundesweit 400 000 Mitglieder. Sein Schwerpunkt liegt in NRW und zwar durch die Präsenz in den katholischen Bistümern Köln, Essen, Aachen, Paderborn und Münster. Größter Dachverband der Schützen in Deutschland ist der Deutsche Schützenbund mit mehr als 1,4 Millionen Mitgliedern. (dpa)

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