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„Nicht biodeutsch“?: Schützenkönig und Muslim Mithat Gedik.
© dpa

Muslimischer Schützenkönig: Den Vogel abgeschossen

Ein Schützenfest kann man sich als eine lustige, spannende und Menschen zusammenführende Veranstaltung vorstellen. Muss man aber nicht. Ein zorniger Blick Richtung Westfalen.

"Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland", sagte ein ganz Großer dieser Republik im Jahr 2010. Schon 200 Jahre zuvor sagte ein noch Größerer: "Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen." Er meinte im Prinzip damit genau das selbe. Aber Bundespräsident a. D. Christian Wulff und Dichter Johann Wolfgang von Goethe selig haben nicht mit dem Beharrungsvermögen und Traditionsverständnis des Bundes Historischer Deutscher Schützenbruderschaften (BHDS) gerechnet. Die Jungs sehen das mit dem Islam nämlich ganz anders.

Auslöser für den aktuellen Clash of Civilizations ist der 33-jährige türkischstämmige Muslim Mithat Gedik, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Er wurde jüngst zum Schützenkönig im westfälischen Werl-Sönnern gekürt. Nach dem Willen des BHDS soll der Mann den Titel wieder abgeben, weil die Schützenbruderschaft in Werl laut ihrer Satzung eine "Vereinigung von christlichen Menschen" sei. Ein Übertritt Gediks zum Christentum käme eventuell auch infrage. "Wir sind ein katholischer Verband, der laut Statut im Sinne der Ökumene auch andere Christen aufnimmt, aber eben keine Muslime, ansonsten verlieren wir unseren Status als katholischer Verband nach dem kanonischen Recht", sagte ein Sprecher des BHDS der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Das kann kein christlicher Verein sein

Das ist natürlich alles richtig und konsequent. Genau so wie das Vorgehen in einem anderen Fall aus dem Jahr 2011. Damals schützte der BHDS die Öffentlichkeit vor einem schwulen Schützenkönig, der auf die verrückte und weltfremde Idee kam, seinen ebenfalls schwulen Lebenspartner mit auf den Königsthron zu nehmen. Ein Jahr später wurde solch grober Unfug auch gleich per Satzung für alle Ewigkeit vom BHDS verboten. Amen!

Eine andere Randgruppe ist die der Frauen. Es soll in Westfalen schon zu Aufnahmen von weiblichen Mitgliedern in Schützengesellschaften gekommen sein. Zum Glück nur in Ausnahmefällen.

Über sich selbst sagt der BHDS, der sich dem Motto "Glaube, Sitte, Heimat" (vormals: "Glaube, Liebe, Heimat") verpflichtet fühlt: "Als verantwortungsvolle Bürger dienen sie (die Mitglieder, die Red.) dem Gemeinwohl. Sie fördern das Gemeinschaftsempfinden."

(Hier endet der satirische Teil, die Red.)

Ein Verein, der etwas gegen Muslime, Schwule und Frauen hat, kann nur die katholische Amtskirche selbst oder ein Schützenverein sein. Ein christlicher Verein, der sich auf die von Jesus gepredigte Nächstenliebe beruft, ist es jedenfalls nicht.

Lutz Haverkamp

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