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Ein Ebola-Patient wird in Afrika von einem Mediziner versorgt.
© AFP PHOTO /World Health Organisation / Christopher Black

Kampf gegen globale Epidemien: Industrieländer wollen Krisenmanagement verbessern

Die Ebola-Epidemie von 2014 hat die Welt aufgeschreckt. Die Industrienationen wollen sich jetzt für ein effizienteres Krisenmanagement einsetzen

Der Kampf ist noch nicht vorbei. Drei Jahre nach der verheerenden Ebola-Epidemie in Liberia, Sierra Leone und Guinea (Westafrika) mit mehr als 11300 Toten ist die Infektionskrankheit erneut ausgebrochen – diesmal in der zentralafrikanischen Demokratischen Republik Kongo. Drei Menschen sind bereits an den Folgen des hämorrhagischen Fiebers gestorben, 20 stehen im Verdacht, sich mit dem Virus infiziert zu haben und befinden sich in Quarantäne. 400 weitere, die mit den Getöteten Kontakt hatten, stehen unter ständiger Beobachtung der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Sterblichkeit liegt bei Infektionen mit Ebola-Viren zwischen 30 und 90 Prozent. Viele Betroffene sterben an einem Herz-Kreislauf-Schock.

Gesundheitsminister Gröhe ist Teil eines Planspiels

Während völlig offen ist, wie der erneute Ebola-Ausbruch in Afrika diesmal endet, probt Deutschlands Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) tausende Kilometer entfernt den Ernstfall. Beim Treffen der G-20-Gesundheitsminister am Freitag und Sonnabend in Berlin steht das internationale Krisenmanagement bei länderübergreifenden Epidemien ganz oben auf der Agenda – und wird von einem insgesamt vierstündigen Planspiel an beiden Tagen flankiert. In der Simulation bricht eine hoch ansteckende Krankheit in einem Land mit wenig entwickeltem Gesundheitssystem aus; Gröhe und seine Ressortkollegen müssen das Problem zusammen mit Vertretern der Weltbank und Mitarbeitern der WHO lösen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der führenden Industrie- und Schwellenländer, dass die nationalen Gesundheitsressortchefs im Vorfeld der G20-Konsultationen zusammenkommen. Die Ebola-Krise von 2014 hat die Länder offenbar wach gerüttelt: Ihre Vertreter wollen bei den Treffen am Wochenende in Berlin und im Juli in Hamburg den Grundstein für eine effektivere, schnellere und globale Intervention beim Ausbruch von hoch infektiösen Krankheiten legen. Beim Ministertreffen in der Hauptstadt soll es unter anderem um die Erprobung von Kommunikations- und Meldewegen zwischen Staaten und Organisationen gehen. Eng damit verbunden ist die Notwendigkeit, das Gesundheitswesen in ärmeren Ländern so zu stärken, dass sie angemessen auf eine beginnende Epidemie reagieren können.

Eine Nichtregierungsorganisation will neue Impfstoffe entwickeln

„Beim Ebola-Ausbruch 2014 hat das globale Gesundheitsmanagement versagt“, sagt Ralf Clemens von der Nichtregierungsorganisation "Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“ (Cepi), die Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten mit hohem Ansteckungspotenzial entwickelt. „Epidemien schädigen nicht nur den Menschen sondern auch die Wirtschaft“, sagt der Gesundheitsexperte. Dabei stiegen die Kosten, je weiter sich eine Krankheit auf dem Globus ausbreite. Sind mehrere Kontinente betroffen, spricht man von einer Pandemie. Anfang dieses Jahrtausends zum Beispiel sah sich die Welt von dem gefährlichen Erreger Sars bedroht. Das in Asien zuerst aufgetauchte Virus führte nicht nur zum Tod von mehr als 1000 Menschen, sondern legte zeitweilig auch den weltweiten Flugverkehr lahm. Der wirtschaftliche Schaden für Individuen, Staaten und Institutionen war enorm. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation schlug die globale Gesundheitskrise mit rund 54 Milliarden Dollar zu Buche.

Bislang ist noch kein Impfstoff gegen Ebola zugelassen

„Hätte es damals einen Impfstoff gegeben, wäre es nur ein Bruchteil gewesen“, sagt Clemens. Seine – auch von Deutschland finanzierte – Organisation will unter anderem dazu beitragen, dass so schnell wie möglich ein Ebola-Impfstoff zur Verfügung steht; bis heute existiert nur ein Prototyp, der noch nicht für den massenhaften Einsatz zugelassen ist. „Das ist meiner Ansicht nach ein Drama“, sagt Clemens. Da das Mittel zu Ebola-Abwehr von den amerikanischen Unternehmen Merck Sharp & Dohme (MSD) und Johnson & Johnson entwickelt wurde, ist die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA für die Zulassung zuständig. Außerdem stünden bisher keine belastbaren Zahlen darüber zur Verfügung, wie viele Impfdosen überhaupt benötigt würden, um eine Epidemie einzudämmen. Die Kalkulation werde unter anderem deswegen benötigt, damit die Impfstoffproduzenten ihre Produktionslinien entsprechend einrichten könnten. MSD ist darauf nicht angewiesen. Das Unternehmen zieht derzeit in Burgwedel bei Hannover die Hallen hoch, der Ebola-Impfstoff später massenhaft produziert werden soll.

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