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Ebola-Impfstoff
© dpa

Schutz vor Ebola: Pharmakonzern lagert Ebola-Impfstoff ein - für den Notfall

Damit die Entwicklung des VSV-Impfstoffes gegen Ebola nicht auf den letzten Metern steckenbleibt, haben die Impfallianz Gavi und der Pharmariese MSD eine ungewöhnliche Vereinbarung getroffen.

Wie dringend ein Impfstoff gegen Ebola gebraucht wird, zeigte sich in der letzten Woche abermals. Nicht einmal einen Tag nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärt hatte, in Westafrika gebe es keine Übertragungsketten mehr, wurde ein weiterer Fall bekannt: Eine 22-jährige Studentin in Sierra Leone war an Ebola gestorben, die Infektion wurde erst nach ihrem Tod entdeckt. Um eine weitere Verbreitung zu stoppen, wurde alle Kontaktpersonen in ihrem Umfeld ein experimenteller Ebola-Impfstoff angeboten. Der VSV-Impfstoff ist der einzige, dessen Wirksamkeit bisher durch veröffentlichte Zwischenergebnisse einer Phase-3-Studie belegt ist. Er ist ein Lichtblick nach einer beispiellosen Epidemie, die 11.315 Menschenleben forderte.

Doch auch dieser Impfstoff ist längst noch nicht zugelassen. Damit die Entwicklung nicht auf den letzten Metern steckenbleibt, haben die Impfstoffinitiative Gavi und der Pharmariese MSD nun eine ungewöhnliche Vereinbarung getroffen. Gavi hat der Firma fünf Millionen US-Dollar gezahlt und sich verpflichtet, nach der Zulassung einen VSV-Impfstoffvorrat anzulegen. MSD stellt im Gegenzug sicher, dass 300.000 Impfstoffdosen ab Mai 2016 für Studien und für die Nutzung im Notfall bereitstehen und wird sie in den USA einlagern. Das teilte Gavi am Mittwoch am Rande des World Economic Forums in Davos mit.

Bis 2017 soll der Antrag auf Zulassung gestellt werden

„Wir müssen besser auf den nächsten Ausbruch vorbereitet sein“, sagte Gavi-Chef Seth Berkley. Damit ein noch nicht zugelassener Impfstoff sofort genutzt werden kann, wenn Ebola in einer Region Afrikas erneut vom Tier auf den Menschen überspringt, ist die Erlaubnis der Weltgesundheitsorganisation WHO nötig. Dieser Antrag auf „Emergency Use Assessment and Listing“ (EUAL) sei bereits eingereicht. MSD werde außerdem bis Ende 2017 den Antrag auf Zulassung bei den entsprechenden Behörden einreichen. Die Preispolitik sei danach nicht auf Profit ausgerichtet.

Der VSV-Impfstoff sei gut dafür geeignet, während eines Ausbruchs mit Ebola-Zaire durch Ringimpfungen die Übertragung einzudämmen. Langfristig müsse der Impfstoff verbessert werden, sagt Berkley. Statt einer Lagerung bei -80 Grad Celsius wären 2 bis 8 Grad Celsius ideal, um eine Kühlkette in wirtschaftlich schwachen Gegenden zu gewährleisten. Nötig sei außerdem nicht nur der Schutz vor Ebola-Zaire, sondern auch vor anderen Ebola- und Marburg-Varianten, die jederzeit vom Tier auf den Menschen überspringen können. Und eine lange Haltbarkeit. Für eine präventive Impfung von medizinischem Personal, die lange schützen soll, sei möglicherweise eine Prime-Boost-Variante sinnvoll. Dabei gibt es eine oder mehrere Auffrischungsimpfungen, Glaxo-Smith-Kline entwickelt einen entsprechenden Impfstoffkandidaten.

„Es freut mich sehr, dass Gavi die Entwicklung der VSV-Ebola-Impfung bis zur Zulassung unterstützt“, sagt Jeremy Farrar, der Direktor des britischen Wellcome Trust. Die Stiftung war einer der Förderer der Studien zum VSV-Impfstoff. „Das sollte auch anderen Zuversicht geben, die an alternativen Ebola-Impfungen arbeiten.“

Jana Schlütter

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