zum Hauptinhalt
Stadtbienen haben es leichter, zumindest in Sachen Blüten. Davon gibt es in den Städten mehr als auf dem Land.
© Patrick Seeger/dpa

Artenschutz: In Städten überleben Bienen besser

Auf dem Land verhungern die Bienen, weil es nur noch wenige Blühpflanzen zwischen den Agrarsteppen gibt. Außerdem setzen ihnen Pestizide zu. Studie im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion.

In den Städten geht es Honigbienen besser als auf dem Land. Zu diesem Schluss kommen Monika Krahnstöver und Benedikt Polaczek in einer Studie im Auftrag der Grünen Bundestagsfraktion. Krahnstöver ist Veterinärmedizinerin, Polaczek ist Imkermeister. „Forschungsergebnisse legen nahe, dass vegetationsreiche Städte für Honigbienen geeignetere Standorte darstellen als Gebiete in intensiver Landwirtschaft“, heißt es in der Studie. Aber auch in der Stadt ist nicht alles gut: Unerfahrene Imker können offenbar nicht verhindern, dass sich viele städtische Honigbienen mit gefährlichen Krankheiten infizieren, beispielsweise der Amerikanischen Faulbrut. Die Bienenvölker in Berlin und Hamburg sind demnach diejenigen mit dem höchsten Anteil dieser Erkrankungen.

„So sehr ich mich über den Trend der urbanen Imkerei freue – es ist doch absurd, das unsere Bienen in städtischeren Revieren deutlich mehr Honig sammeln“, sagt die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, Steffi Lemke. Die Statistiken des Deutschen Imkerbunds weisen für Berlin eine Honigausbeute pro Bienenvolk von 47 Kilogramm, für Hamburg 40 Kilogramm und im Durchschnitt für ganz Deutschland von 30 Kilogramm aus.

Die intensive Landwirtschaft gefährdet das Überleben der Bienen

Der Grund dafür ist die stetige Intensivierung der Landwirtschaft. Zwischen den regional immer größer werdenden Äckern gibt es in der Regel nicht einmal mehr Blühstreifen, die den Bienen auf dem Land als Nahrung dienen könnten. Unkrautvernichtungsmittel und Insektizide geben den Honigbienen – vor allem aber den Wildbienen – in der brandenburgischen oder niedersächsischen Argarsteppe den Rest. Der massive Einsatz von Gülle aus der Massentierhaltung, die inzwischen sogar schon zur Düngung von Wiesen dient, führt ebenfalls dazu, dass dort immer weniger Blütenpflanzen gedeihen können.

In den Städten gibt es blühende Vorgärten, urbane Landwirtschaft, Kleingärten und blühende Blumenkästen. Zumindest die Ernährungslage ist für die Bienen viel besser. Es werden insgesamt auch weniger Pestizide eingesetzt. Allerdings ist der Einsatz der Ackergifte auch in den Klein- und Balkongärten höher als es für die Insekten gut ist.

Ohne Honigbienen, Wildbienen und andere Bestäuber sieht es für die Landwirtschaft allerdings schlecht aus. 75 Prozent der landwirtschaftlich relevanten Pflanzen sind auf Bestäuber angewiesen, schreibt der Welt-Biodiversitätsrat (Ipbes) in seinem ersten Bericht. Und 90 Prozent der Wildpflanzen brauchen Tiere, um sich fortpflanzen zu können. „Wir müssen dringend etwas tun, wenn wir auch in Zukunft von den wertvollen Leistungen der Bestäubern profitieren wollen“, sagt Josef Settele vom Helmholtz- Zentrum für Umweltforschung (UFZ), einer der Autoren des Ipbes-Berichts.

Dagmar Dehmer

Zur Startseite