Prozess nach MeToo-Debatte: Harvey Weinstein beantragt Niederschlagung der Anklage
Der Anwalt von Harvey Weinstein will vor Gericht Mails einer der drei Frauen vorlegen, auf deren Angaben sich die Anklage stützt. Diese lassen angeblich auf einvernehmlichen Sex schließen.
Die Verteidigung von Harvey Weinstein hat die komplette Niederschlagung der in New York gegen den früheren Hollywoodmogul erhobenen Anklage wegen sexueller Gewalt beantragt. Anwalt Ben Brafman begründete dies am Freitag damit, dass dem zuständigen Geschworenengremium nicht sämtliches relevantes Beweismaterial vorgelegen habe, als es die Anklage erhob.
Als neues Material präsentierte Brafman dutzende E-Mails. Sie sollen von einer der drei Frauen stammen, auf deren Vorwürfe sich die Staatsanwaltschaft stützt. Die Mails sollen belegen, dass der Sex zwischen dem Filmproduzenten und dieser Frau einvernehmlich war. In einer der zitierten Mails heißt es: "Ich liebe Dich."
Die betreffende - nicht namentlich genannte - Frau beschuldigt den Filmproduzenten, er habe sie im Jahr 2013 vergewaltigt. Die nun von Brafman vorgelegten Mails stammen aus den Wochen, Monaten und Jahren nach dem angeblichen sexuellen Gewaltakt.
"Hoffe, es geht Dir gut, und rufe mich jederzeit an; immer gut, Deine Stimme zu hören", schrieb sie ihm demnach im August 2013, fünf Monate nach der mutmaßlichen Vergewaltigung. "Ich war so glücklich, dass Du mich heute getroffen hast" wird eine andere Nachricht aus dem darauffolgenden Oktober zitiert.
"Ich liebe Dich"
In einer weiteren von der Verteidigung zitierten Mail aus dem Februar 2017 heißt es dann: "Ich liebe Dich, das habe ich immer getan. Aber ich hasse es, mich wie eine bloße Sexgeschichte zu empfinden." Diesen Worten sind die Zeichen ":)" hinzugefügt, die für ein Lächeln stehen.
Laut Brafman zeigen die Mails, dass die Frau eine "langzeitige, auf gegenseitigen Einvernehmen beruhende und intime Beziehung" zu Weinstein hatte. In den Mails sei an keiner Stelle von einem sexuellen Angriff die Rede.
Der Verteidiger geht in seinem Antrag zwar nicht auf die Vorwürfe der zwei anderen Frauen ein, auf welchen die Anklage ebenfalls basiert. Dennoch will er die gesamte Anklage verwerfen lassen, da das Geschworenengremium unzureichend informiert gewesen sei.
Auch die beiden anderen Frauen sind in den Gerichtsdokumenten nicht namentlich identifiziert. Weinstein soll sie in den Jahren 2004 und 2010 zum Oralverkehr gezwungen haben.
Der 66-Jährige hat in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig plädiert. Sein Prozess hat noch nicht begonnen. Er befindet sich derzeit gegen eine Kaution von einer Million Dollar (860.000 Euro) auf freiem Fuß. Allerdings muss Weinstein, einst einer der mächtigsten Männer Hollywoods, eine elektronische Fessel tragen und darf sich nur in den US-Bundesstaaten New York und Connecticut aufhalten.
Die ersten Vorwürfe sexueller Übergriffe und Gewalt gegen den Filmproduzenten waren im Oktober laut geworden. Seither warfen ihm mehr als hundert Frauen derartige Taten vor, darunter Stars wie Salma Hayek, Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow. Weinstein bestreitet, jemals Frauen gegen ihren Willen zum Sex gezwungen zu haben.
Die Anschuldigungen gegen Weinstein brachten die breite Kampagne gegen sexuelle Gewalt in der Filmbranche wie allgemein im Berufsleben ins Rollen. (AFP)
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