Irritation in der Royal Family: Großbritannien sucht eine sinnvolle Rolle für Harry und Meghan
Harry und Meghan entfernen sich immer mehr vom Königshaus. Im Buckingham Palace gibt es das Gedankenspiel, sie nach Afrika zu schicken.
Unter britischen Spitzenbeamten ist derzeit ein kleiner Wettbewerb im Gange. Diskutiert wird, natürlich mit Galgenhumor, über die Frage, welche Aufgabe die schwerste ist. Der Brexit, na klar, stöhnen die einen. Boris Johnson demnächst als Premierminister, das muss man erst mal managen, sagen augenrollend die anderen. Beides höchstens mittelfristig schwierig, argumentieren die Dritten und weisen triumphierend auf ein langfristiges Problem hin: Welche Rolle sollen Harry und Meghan zukünftig spielen?
Schon jetzt macht das Herzogpaar von Sussex samt Söhnchen Archie unliebsame Schlagzeilen. Anhand der Jahresbilanz der royalen Finanzen stellte sich diese Woche heraus: Satte 2,4 Mio Pfund (2,68 Mio Euro) haben die Untertanen Ihrer Majestät für die Renovierung der neuen Residenz der Kleinfamilie aufbringen müssen, am Ende wird sich dem „Telegraph“ zufolge die Rechnung auf 3,2 Mio Pfund (3,57 Mio Euro) belaufen – eine „ziemlich heftige Summe“, wie selbst das königstreue Blatt urteilte.
Am Frogmore Cottage im Schlosspark von Windsor sei „seit mehreren Jahren nicht gearbeitet worden“, beschwichtigte Sir Michael Stevens, der Finanzchef von Königin Elizabeth II. Dabei gebe es doch eine Verantwortung des Königshauses, seine bewohnten Paläste, nun ja, bewohnbar zu halten.
So erhielt das aus bisher fünf Appartements zusammengelegte Landhaus eine frische Verkabelung und effiziente Heizung, dazu eine brandneue Küche und neue Bäder – wobei die Jungvermählten dabei „nur bis zu einem gewissen Grad“, so ihre PR-Leute verschämt, bestimmen durften, wie exklusiv Wasserhähne und Duschkabinen ausfallen sollten. Dafür wurde an der Auffahrt zum Palast (Kosten: eine Million Pfund) kein Aufwand gescheut.
Die Kommentare zu den enormen Renovierungskosten fielen vergleichsweise zahm aus. Klar ist aber auch: Das Herzogpaar, besonders Ex-Schauspielerin Meghan, 37, steht unter verschärfter Beobachtung des englischen Boulevards.
Dass die junge Mutter binnen sechs Wochen schon zweimal die Kinderfrau für Baby Archie gewechselt hat, war dem Revolverblatt „Sun“ am Samstag einen Bericht auf der Titelseite wert – ebenso wie vergangenen Herbst die vermeintlichen oder echten Streitereien mit ihrer Schwägerin Kate, der Herzogin von Cambridge.
Separate Residenzen
Ob im Kensington-Palast wirklich die Fetzen flogen oder nicht – die beiden Herzogpaare, einst als „fabulous four“ gefeiert, haben inzwischen nicht nur separate Residenzen, sondern auch getrennte Arbeitsplätze. Als letzter symbolischer Akt wurde nun die 2009 von den Brüdern gegründete wohltätige Stiftung ganz auf das Cambridge-Paar übertragen.
Meghan und Harry wollen bis Jahresende ihre eigene Stiftung gründen und mit Hilfe von reichen Spendern „globale Projekte“ fördern. Dazu passt Harrys kürzlicher Auftritt bei einer Konferenz des hoch angesehenen Thinktanks Chatham House, die sich um Landminen drehte. Im Herbst soll die erste Auslandsreise der kleinen Familie in den Süden Afrikas gehen, unter anderem nach Angola, wo in den vergangenen Jahren die Beseitigung der tückischen Waffen große Fortschritte gemacht hat.
Schon kramen Londoner Spitzenbeamte jene Pläne aus der Schublade, die eine auf Harry und seine Familie maßgeschneiderte Rolle vorsehen. „Wir schicken die drei nach Afrika“, lautet das Motto eines Gedankenspiels enger Berater des Königshauses, darunter der frühere Spitzendiplomat David Manning sowie Lord Christopher Geidt, Ex-Privatsekretär der Queen. Schließlich hat der Prinz in den vergangenen Jahren immer wieder von seiner „tiefen Affinität“ zum schwarzen Kontinent gesprochen, Botswana sogar „meine zweite Heimat“ genannt und seine jetzige Frau zur ersten gemeinsamen Reise dorthin eingeladen.
Gemeinsam steht das Paar seit vergangenem Jahr dem Commonwealth Trust vor, dessen Projekte vor allem Kindern zugutekommen. Neben den Invictus-Spielen für Kriegsversehrte gilt die Aufmerksamkeit des Sechsten in der Thronfolge auch stark dem Commonwealth, einem losen Zusammenschluss Großbritanniens mit 52 Staaten weltweit, die meisten davon frühere Kolonien wie Lesotho und Botswana.
Das zukünftige Königspaar William und Kate also mehr in der Heimat, Harry und Meghan dafür als globale Botschafter? Mag die Aufteilung auch nicht ganz so einfach sein, einen gewissen Reiz hat die Idee.
Hauptsache, das Sussex-Paar findet eine sinnvolle Beschäftigung. Wie ein Menetekel steht schließlich Beobachtern des Königshauses das traurige Schicksal des einstmals ebenfalls glamourösen Prinzen Andrew vor Augen. Der geschiedene Herzog von York, 59, ist nach unerfreulichen Finanzaffären weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden.
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