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Der Leadsänger der irischen Rockband U2 hat die Kampagnenorganisation One gegründet, die sich für ambitionierte Entwicklungsziele und höhere Zahlungen der reichen Staaten an die armen Länder einsetzt.
© Toby Melville/Reuters

2015 als Jahr der Entscheidungen: Gegen Armut und Klimawandel

31 Prominente, darunter allein fünf Friedensnobelpreisträger, fordern von den Staats- und Regierungschefs der Welt ehrgeizige Entwicklungsziele und einen erfolgreichen Klimagipfel.

"Es gibt Momente in der Geschichte, die zu Wendepunkten werden. Wir sind der Meinung, dass 2015 ein solcher Moment sein wird." So beginnt ein offener Brief von 31 Prominenten an die Staats- und Regierungschefs der Welt. Mit dem Brief appellieren sie an die Spitzenpolitiker, im September bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele zu beschließen, "um extreme Armut und Ungleichheit zu beenden und einen nachhaltigeren Umgang mit dem Planeten zu gewährleisten", wie es in dem Brief heißt. Im Dezember steht mit dem Pariser Klimagipfel eine Entscheidung darüber bevor, ob es der Welt gelingt, die globale Erwärmung in einem noch bewältigbaren Rahmen zu halten oder nicht.

"Beide Chancen zusammen sind die größten zu unseren Lebzeiten", schreiben die Unterzeichner, zu denen allein fünf Friedensnobelpreisträger gehören. Mit dem südafrikanischen Bischof und Anti-Apartheidskämpfer Desmond Tutu (1984), der Gründerin der Antilandminenbewegung Jody Williams (1997), dem Gründer der ersten Mikrokreditbank Mohammed Yunus (2006), der liberianischen Friedensaktivistin Leymah Gbowee (2011) und der Preisträgerin von 2014, der erst 17-jährigen Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai, die ein Taliban-Attantat auf sie nur knapp überlebte, bieten die Initiatoren des Briefes die aktuell größte Koalition moralischer Autoritäten auf. Dazu kommen prominente Schauspieler wie Ben Affleck, Hugh Jackman, Matt Demon und Mia Farrow. Bekannte Musiker haben sich angeschlossen, zu ihnen gehören beispielsweise Angelique Kidjo, Annie Lennox, Bono, der auch die Entwicklungslobby One gegründet hat, und Sting. Mit Gro Harlem Brundtland und Mary Robinson stehen zwei prominente Politikerinnen unter dem Aufruf, die die Nachhaltigkeitsdebatte und die Menschenrechtsdebatte seit Jahren mitbestimmen. Die ehemalige norwegische Ministerpräsident Gro Harlem Brundtland gehört zu den Erfinderinnen des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung und die ehemalige Präsidentin Irlands, Mary Robinson, setzt sich seit Jahren für die Rechte von Minderheiten, Kindern und Frauen ein. Außerdem ist Robinson eine von mehreren Klima-Botschafterinnen des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon. Daneben haben sich auch Philantropen wie der Microsoft-Gründer Bill Gates und seine Frau Melinda Gates oder der CNN-Gründer Ted Turner dem Aufruf angeschlossen. Und auch der prominente Entwicklungstheoretiker Jeff Sachs fehlt nicht in der Liste, ebenso wenig wie der Gründer des Online-Lexikons Wikipedia, Jimmy Wales. (deh)

Im folgenden finden Sie eine Übersetzung des Briefes im Wortlaut:

Offener Brief an die Regierenden der Welt

"Es gibt Momente in der Geschichte, die zu Wendepunkten werden. Wir sind der Meinung, dass 2015 ein solcher Moment sein wird. Es ist das wichtigste Jahr dieses Jahrtausends, um Entscheidungen mit globaler Wirkung zu treffen.
Wir sind davon überzeugt, dass das Jahr 2015 mit einer neuen globalen Vereinbarung enden kann, mit einem gemeinsamen Plan für eine bessere und sichere Zukunft für die Menschen und den Planeten, der allen Bürgern dieser Welt Motivation sein wird. Oder es kommt anders – und wir werden es noch in künftigen Generationen bereuen. Auf welcher Seite der Geschichte werden Sie stehen?
Es gibt Millionen von Stimmen, die Sie nicht ignorieren können. Es sind die Stimmen der Menschen, die Sie repräsentieren. Es sind Stimmen von Menschen jeden Alters aus jedem Winkel der Erde. Die Stimme des jungen Mädchens, das nicht zur Schule gehen durfte... die der schwangeren Mutter, die keine medizinische Versorgung erhielt... die der Jugendlichen, die keine menschenwürdige Arbeit haben... die der Minderheitenfamilie, die Angst vor Diskriminierung durch korrupte Beamte hat... die der Bauern, die der Klimawandel in die Städte treibt... und die von Milliarden weiterer Menschen. Diese Stimmen werden sich noch lauter gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit erheben, die Menschen in Armut verharren lassen. Diese Stimmen rufen Sie dazu auf, einen großen neuen globalen Vertrag für die Menschheit zu erarbeiten und diesen dann gemeinsam umzusetzen. Jetzt im Jahr 2015 haben Sie die historische Chance, genau dies zu tun.

In diesem Jahr stehen zwei immens wichtige UN-Gipfel an. Der erste im September, auf dem die Welt neue Ziele beschließen muss, um extreme Armut und Ungleichheit zu beenden und einen nachhaltigeren Umgang mit dem Planeten zu gewährleisten. Und der zweite im Dezember, der Klimagipfel, auf dem wir sicherstellen müssen, dass nicht unsere Kinder die Zeche für den Wohlstand der heutigen Generation zahlen.
Beide Chancen zusammen sind die größten zu unseren Lebzeiten. Vom Kampf gegen Aids, Malaria, vermeidbare Krankheiten und die Ausweitung des Ozonlochs wissen wir, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Jetzt – nur wenige Monate vor diesen Gipfeln – müssen allerdings zunächst einige hochrangige Politiker ihrer Führungsrolle gerecht werden. In der Klimafrage gibt es Fortschritte, aber nicht im eigentlich erforderlichen Umfang. Und es gibt Ziele, die zwar sehr ehrgeizig sind, deren Wirkung ohne von ganz oben vereinbarte und umgesetzte Finanzierung jedoch verpuffen wird.
Ändert sich dies nicht, könnten Sie und Ihre Kollegen die Welt sehenden Auges in eines der größten Versäumnisse der jüngsten Geschichte führen. Noch ist es nicht zu spät, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Wir bitten Sie, mitzuhelfen, damit dies gelingt.
Noch einmal in aller Eindringlichkeit: Was wir 2015 beschließen, wird die Weichen für das Schicksal der Welt in den nächsten Jahrzehnten stellen. Bitte wählen Sie den richtigen Weg!

Die Unterzeichner:

Aamir Khan, Schauspieler und Kampaigner
Angelique Kidjo, Sängerin, Songwriterin und Aktivistin
Annie Lennox, Musikerin und Aktivistin
Ben Affleck, Schauspieler, Filmemacher und Gründer der Eastern Congo Initiative
Bill Gates, Vorsitzender der Bill & Melinda Gates Stiftung
Bono, Sänger der irischen Band U2 und Mitgründer von ONE und RED
Dbanj, Musiker und Aktivist
Desmond Tutu, südafrikanischer Erzbischof und Friedensnobelpreisträger 1984

Gro Harlem Brundtland, ehemalige Premierministerin von Norwegen
Hugh Jackman, Schauspieler
Kid President – Brad Montague & Robby Novak
Professor Jeffrey Sachs, Director des Earth Institute an der Universität New York, Erfinder der Milleniums-Dörfer
Jimmy Wales, Gründer des Onlne-Lexikons Wikipedia
Jody Williams, Friedensnobelpreisträgerin von 1997 und Vorsitzende der Nobel Women’s Initiative

José Padilha, Regiesseur. Sein Film "Tropa de Elite" gewann 2008 den Goldenen Bären der Berlinale.
Leymah Gbowee, Friedensnobelpreisträgerin von 2011
Malala Yousafzai, Gründerin des Malala Fund und Friedensnobelpreisträgerin von 2014
Mary Robinson, ehemalige Präsidentin Irlands und Gründerin der Mary Robinson Stiftung für Klima-Gerechtigkeit
Matt Damon, Schauspieler und Gründer von Water.org
Melinda Gates, Vorsitzende der Bill & Melinda Gates Stiftung
Mia Farrow, Schauspielerin und Aktivistin
Mo Ibrahim, Philantrop und Gründer des Mo Ibrahim Preises für ehemalige afrikanische Staatschefs
Muhammad Yunus, Gründer der Grameenbank in Bangladesch, der ersten Mikrokreditbank der Welt und Friedensnobelpreisträger von 2006
Königin Rania Al Abdullah von Jordanien
Richard Branson, Gründer der Virgin Gruppe

Ricken Patel, Präsident der Kampagnenorganisation Avaaz
Sharan Burrow, Generalsekretärin der Internationalen Gewerkschaftsverbände
Sting, Musiker und Aktivist
Ted Turner, Gründer von CNN und Chef der United Nations Foundation
Wagner Moura, Schauspieler
Yvonne Chaka Chaka, Präsidentin der Princess of Africa Foundation

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