Musiker vs. AfD: Eko Fresh: Sido soll nicht über Frauke Petry rappen
Im Interview erzählt er, wie er zu Böhmermann, Erdogan sowie schwulen Rappern steht. Und warum er ein Liebeslied für Frauke Petry geschrieben hat.
Es waren regelrechte Beleidigungs-Tiraden, die Eko Fresh auf Facebook und Twitter gegen die Partei Alternative für Deutschland (AfD) als Reaktion auf deren Umfrage- und Wahlerfolge verbreitet hatte. "AfD = Albtraum für Deutschland" heißt ein A-capella-Rap, auf den nur wenig später ein ironisches "Liebeslied über Frauke Petry" folgte, der Frontfrau der Partei. Die Songs wurden nicht nur etliche Male gesehen und verbreitet - es entfachte sich auch ein Zwist zwischen dem Musiker und der AfD auf Twitter.
Lieber Herr Ekrem Bora, als „Eko Fresh“ haben Sie die Partei AfD in Ihren Songs kritisiert. Zuerst gingen Sie mit dem Stück "AFD = Albtraum für Deutschland" gegen die Partei vor. Hier heißt es unter anderem: „Nur ein Arschloch wählt AfD“. Was wählen Sie?
Ich überlege mir das vorher immer ganz genau, die AfD ganz sicher nicht. Ich bin ja auch kein Rechtspopulist. Arschloch bedeutet übrigens in dem Kontext das Gegenteil von Gutmensch.
Weiter heißt es in dem Song "Jeder, der meine Angie anmacht, bekommt es nun mit uns zu tun". Das klingt ja nach einer Verteidigung der Politik von Angela Merkel. Wie stehen Sie zur Kanzlerin? Was macht Sie Ihrer Meinung nach richtig - und vor allem, besser als die AfD? Und wen meinen Sie eigentlich mit „uns“?
Sie hat einfach Menschlichkeit bewiesen und das finde ich positiv. Dafür nehme ich sie in Schutz. Auch wenn ich sonst nicht alles richtig finde, was sie macht.
Was sollte Deutschland in Sachen Flüchtlinge unternehmen, was Europa?
Für solche Fragen bin ich die falsche Adresse. Ich bin Rapper, kein Politiker – zum Glück. Ich habe mich vor über 15 Jahren entschieden, Musik zu machen, das kann ich. Am Freitag kommt mein neues Album raus, da zeige ich was ich kann. Generell habe ich gelernt, dass man große Probleme nur gemeinsam lösen kann.
Anschließend haben Sie ein zweites Lied über die AfD gemacht, diesmal ein "Liebeslied für Frauke Petry". Die Berliner AfD hat ja via Facebook eine längere Antwort auf Ihr Lied verfasst. Hier heißt es unter anderem: "Seien Sie bitte so konsequent und spenden Sie die Einnahmen der Youtube-Klicks, die Sie auf Ticket unserer AfD erhielten, einem guten Zweck. Das hätte Ehre!" Auch auf Twitter forderte sie die Partei öfter dazu auf, Geld zu spenden, wie es verabredet gewesen sei. Als Betrag sind 300 Euro im Spiel. Wie kommt es zu dieser Summe? Und warum spenden Sie das Geld nicht?
Die stalken mich richtig. Fast jeden Tag bekomme ich Nachrichten von denen – vermutlich sind das eigentlich Fans und wollen meine Liebe. Aber die brauchen mir nichts von Ehre erzählen und ich muss denen auch keine Rechenschaft darüber ablegen, was ich mit meinem Geld mache. Die wollten mich doch nur dazu benutzen, damit sie großzügig rüberkommen, aber dafür stehe ich nicht zur Verfügung.
Wie kam es zu der Idee mit dem Liebeslied über Frauke Petry?
Ich finde sie halt sexy irgendwie. Dann kann ich doch auf meine Art versuchen, es ihr zu sagen.
Hat Frauke Petry unterdessen auf ihre ironischen Avancen reagiert?
Leider nicht. Ich würde mich freuen. Sie braucht keine Angst zu haben - ich bin kein Grabscher von der Domplatte. Ich kann sogar ein bisschen deutsch und habe ein eigenes, bezahltes Handy.
Wenn Sie von Frauke Petry zu einem Gespräch eingeladen würden, würden Sie annehmen?
Das kommt darauf an, ob sie es ernst meint. Ich bin kein Mann für eine Nacht.
Haben Sie wegen Ihrer AfD-kritischen Texte Drohanrufe oder –schreiben bekommen?
Gucken Sie doch mal in die Kommentare auf Facebook oder YouTube. Manche von denen werden sehr konkret. Es gibt auch interessante Profilbilder von diesen Leuten. Da wird Einiges klar.
Wird es einen dritten Song von Ihnen über die AfD geben?
Eher nicht. Zurzeit habe ich damit zu tun, mein Album gut raus zu bringen. Mal sehen, was aus denen wird.
Im Vice-Magazin kam die Frage auf, warum sich Szenegrößen wie beispielsweise Bushido, Sido, Kollegah oder Cro zur AfD nicht künstlerisch äußern würden. Glauben Sie, da kommt noch was?
Ich kann nicht für andere sprechen. Ich würde das gut finden. Aber Frauke Petry gehört mir, die können Beatrix von Storch haben, wenn sie wollen.
Wie politisch sollte Rap-Musik Ihrer Meinung nach sein?
Rap ist Kunst. Oft jedenfalls. Kunst muss nicht politisch sein, kann es aber. Das sollte man dem Künstler überlassen. Mein Album ist nicht politisch, sondern in erster Linie gute Musik für Rap-Fans. Wenn ich etwas Politisches zu sagen habe, nutze ich meine sozialen Netzwerke dafür.
Mal was anderes: Wie bewerten Sie den „Fall Böhmermann“?
Das kann ich nicht bewerten, weil ich mich mit diesen Gesetzen nicht auskenne. Ich bin aber sehr gespannt, was dabei herauskommt.
Was halten Sie von der Politik des türkischen Präsidenten Erdogan, besonders hinsichtlich der Flüchtlingspolitik? Sie selbst haben ja türkische Wurzeln.
Das kann ich nicht so einfach beantworten. Ich verfolge das mit Interesse und mache mir meine Gedanken. So wie ich mir Gedanken über Angela Merkels Politik mache oder über Barack Obama. Am Ende muss jeder daran arbeiten, selbst ein guter Mensch zu sein.
Wie würden Sie die Unterschiede zwischen Deutschland und der Türkei in drei Sätzen zusammenfassen?
In der Türkei ist das Wetter besser. In Deutschland wohne ich. Ich mag mein Leben.
Sollte Deutschland dem Flüchtlingsdeal mit der Türkei zustimmen?
Ich bin immer noch Rapper und kein Politiker. Ich kann über sowas nur berichten, nicht entscheiden.
Satire darf ja angeblich alles, außer schlicht zu beleidigen, wie im Fall Böhmermann (Entscheidung noch offen). Wo liegt für Sie der Unterschied zwischen Satire und Rap-Texten?
Es gibt ja satirische und nicht satirische Rap-Texte. Jeder Künstler muss selber entscheiden, wie weit er damit gehen will – und mit den Konsequenzen leben.
Würden Sie jemanden anzeigen, der Sie „Ziegenficker“ nennt?
Nein.
Und nochmal was anderes: Glauben Sie, ein schwuler Rapper könnte sich durchsetzen?
Ich würde sagen ja, wenn es clever und gut gemacht ist.
Und auch für Frauen scheint es ja nicht leicht zu sein. Warum denken Sie, gibt es so wenig erfolgreiche Frauen in der Rap-Musik?
Aus demselben Grund, warum es so wenige weibliche Action-Helden gibt. Rap ist halt auch etwas anstrengender und gefährlicher manchmal.