MTV Video Music Awards 2016: Eine Königin und kein Skandal
Beyoncé überstrahlt alle bei den MTV Video Music Awards, Rihanna tritt vier Mal auf und Kanye Wests Auftritt gerät eher peinlich.
Das stärkste Statement kam von der Königin: Beyoncé ging mit ihrer Tochter Blue Ivy sowie vier Müttern von unlängst getöteten afroamerikanischen Männern über den Roten Teppich zu den MTV Video Music Awards im New Yorker Madison Square Garden. Die Namen ihrer Söhne Michael Brown, Eric Garner, Oscar Grant und Trayvon Martin sind in den USA zu Metaphern für die Polizeigewalt gegen Schwarze geworden. Beyoncé hat in letzter Zeit immer wieder gegen Rassismus und für die Black-Lives-Matter-Kampagne Stellung bezogen. Etwa in ihrem Video zum Song „Formation“, das in New Orleans gedreht wurde und zahlreiche Anspielungen an die Hurrikan-Katrina-Katastrophe sowie ein „Stop shooting us“-Graffiti enthält.
Beyoncé war dann auch die große Gewinnerin des Abends. Mit elf Nominierungen als Favoritin ins Rennen gegangen, konnte sie acht Trophäen mit nach Hause nehmen, darunter den Hauptpreis für das beste Video des Jahres, der ihr für das „Formation“-Video zugesprochen wurde. Sie setzte sich damit gegen die starke Konkurrenz von Adele („Hello“), Justin Bieber („Sorry“), Kanye West („Famous“) und Drake („Hotline Bling“) durch. „Ich widme diesen Preis den Menschen von New Orleans. Möge Gott euch beschützen, Leute“, sagte Beyoncé zum Dank.
In ihre Performance mit vier Stücken aus dem im April veröffentlichten Visual Album „Lemonade“ baute Beyoncé zudem Verweise auf ein zweites Thema ein, das ihr schon länger am Herzen liegt: die Stärkung von und die Solidarität mit Frauen. War sie 2014 bei den MTV Awards vor einem leuchtenden „Feminist“-Schriftzug aufgetreten, formte sie diesmal zusammen mit ihren Tänzerinnen einen Venusspiegel, das Frauensymbol.
Rihanna bekam einen Ehrenpreis
Das war cool und souverän, königlich eben. Nur das Tragen von Nerzmänteln sollte die 34-Jährige noch einmal überdenken. Die anderen Pop-Diven des Abends konnten nicht ganz mit Beyoncé mithalten, obwohl Rihanna ebenfalls eine gute Figur machte. Sie eröffnete den Abend – ganz in Rosa – mit einem Medley aus vier Songs. Noch drei weitere Male kam Rihanna, die Anfang des Jahres ihr beeindruckendes Album „Anti“ veröffentlicht hatte, zurück auf die Bühne. Jedes Mal mit neuem Outfit und anderem Schmuck (darunter eine Kette mit dem Prince-Symbol). Sie selbst war zwei Mal nominiert, konnte sich aber nicht durchsetzen. Nur als Gastsängerin von Calvin Harris, der mit „This Is What You Came For“ in der Kategorie „Best Male Video“ gewann, stand sie mit auf dem Treppchen.
Dass Rihanna trotzdem die präsenteste Künstlerin des Abends war, lag daran, dass sie mit dem „Michael Jackson Video Vanguard Award“ geehrt wurde, einem Ehrenpreis. Überreicht wurde er ihr von Drake, der mit „Hotline Bling“ den Preis für das beste Hip-Hop-Video gewonnen hatte. In seiner Rede sprach der kanadischen Sänger und Rapper so liebevoll von seiner Ex-Freundin, als hätten sie sich nie getrennt: „Sie ist jemand, in den ich verliebt bin, seit ich 22 war“, sagte er und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Die beiden – er in Anzug und Schlips, sie im champagnerfarbenen Ballkleid – wirkten für eine Sekunde wie ein Hochzeitspaar, hätte die 28-jährige Sängerin aus Barbados nicht diese klobige Trophäe in der Hand gehalten.
Die Bedeutung der seit 1984 verliehenen MTV Video Music Awards liegt weniger in den Preisen selbst als in der von vielen Promis besuchten Show, die auch immer wieder für das eine oder andere Skandälchen gut war: Kurt Cobain spuckt auf Elton Johns Klavier, Madonna küsst Britney Spears und Christina Aguilera, Kanye West entreißt Taylor Swift das Mikrofon, Miley Cyrus twerkt vor Robin Thicke herum. Derartiges hatte die aktuelle Ausgabe leider nicht zu bieten.
Selbst Kanye Wests Auftritt war eher wirr und peinlich als ein echter Aufreger. Ganz in Weiß gekleidet kam er zu den Klängen seines Songs „Famous“ auf die Bühne, natürlich mussten es die Zeilen „I feel like me and Taylor might still have sex/ Why? I made that bitch famous (God damn)/ I made that bitch famous“ sein, wobei „bitch“ zu einem jugendfreien „B“ verkürzt wurde. Anschließend hielt der Rapper eine rund sechsminütige, leicht erratische Rede über Ruhm, Vorbilder („Truman, Ford, Hughes, Disney, Jobs, West“) und Waffengewalt. Im Publikum grinste seine Frau Kim Kardashian dazu ausdauernd – auch als West seine Ex-Freundin, das Model Amber Rose, im Publikum begrüßte.
Kardashian hatte außerdem die Ehre, Britney Spears anzusagen. Der einstige Disney-Star war nach seinem etwas wackeligen Auftritt bei den MTV Video Music Awards 2007 heftig kritisiert worden, ein Drogen- und Entmündigungschaos folgte. Jetzt hat die 34-Jährige gerade ein neues Album namens „Glory“ herausgebracht und versucht sich an ihrem circa vierten Comeback. Doch genau wie die von mittelprächtiger Dancepop-Konfektionsware geprägte Platte konnte ihr Auftritt in New York nicht wirklich überzeugen. Die Sängerin trat in kniehohen gelben Glitzerstiefeln und einem ebensolchen Body auf, um ihr Lied „Make Me...“ vorzustellen. Anfangs nur von einem reizvollen Schattentheater begleitet, kam ab der Mitte der Rapper G-Eazy hinzu, der mit nietenbesetzter Lederjacke und Gelfrisur recht schmierig aussah. Irgendwann kniete Spears hinter ihm und griff ihm durch die Beine an den Bauchnabel. Was vielleicht als Miley-Cyrus-Zitat gedacht war, wirkte bloß wie ein blöder Choreografie-Fehlgriff. Und zum Skandälchen reichte es schon gar nicht. Neuer Anlauf im nächsten Jahr.
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