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Kinder steigen in Großraum-Van, Symbolbild Elterntaxi.
© Ralf Hirschberger/dpa

Matthies meint: Ein Modell, das Dieselfahrverbote überflüssig macht

Jeder, der vor einer Schule wohnt, kennt die absurde Verkehrsspitze 20 Minuten vor Unterrichtsbeginn. Könnte Berlin von einem Hannover Modell lernen?

Hier ist der Plan, der Dieselfahrverbote überflüssig machen wird: Wir verbieten den Eltern in den Großstädten einfach, ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Damit werden erstens jährlich circa drei Quintilliarden besonders umweltbelastende Kurzfahrten mit kaltem Motor eingespart.

Und zweitens entfällt der Wunsch, überhaupt große Panzerfahrzeuge, typischerweise Diesel, anzuschaffen, weil ihr Hauptdaseinszweck darin besteht, vor dem Schultor Sozialprestige zu gewinnen. Vulgo: Angeberei. Oder dies: „Hach, ich fühle mich da sooo sicher drin!“

Einfach? Einfach. Jeder, der vor einer Schule wohnt, kennt die absurde Verkehrsspitze in den 20 Minuten um den Schulbeginn. Ernsthafte Untersuchungen belegen, was nicht überrascht: 60 Prozent dieser Fahrten überbrücken eine Strecke von maximal 800 Metern.

Das Verkehrsgewühl am Eingang ist selbstverständlich gefährlicher, als es der Weg zu Fuß je sein könnte. Und auch Sittenstrolche, Terroristen, Windhosen, Tsunamis und todbringende McDonald’s-Filialen kommen am Rande deutscher Schulwege deutlich seltener vor, als unsere vor sinnfreier Angst schlotternden Helikopter-Eltern vermuten. Nämlich praktisch überhaupt nicht. Ja, gut, McDonald’s...

Sämtliche Appelle an die Vernunft verhallen

Aber sämtliche Appelle an die Vernunft verhallen. Hannover hat deshalb zum Schulbeginn eigens einen Modellversuch gestartet: Die Straße vor einer Grundschule im Ortsteil Limmer wird täglich von 7.30 bis 8.15 Uhr gesperrt, nur Lehrer dürfen mit dem Auto passieren. In den ersten Wochen werden sich dort also Trennungsszenen abspielen, die mit jeder Filmschnulze mithalten können, es wird Tränen, Angstschreie, Drohungen und Anwaltsbriefe geben sowie Autofahrer, die einfach Gas geben und sich dabei auf Putativnotwehr, gute Kontakte zum Rathaus und zur georgischen Mafia berufen. Dann, etwas später, ist vielleicht sogar ein bisschen Ruhe, und die Stickoxide dürfen neu gemessen werden.

Wäre das auch ein Modell für Berlin? Die Polizei müsste es wohl durchsetzen. Und von den Polizeigewerkschaften wissen wir seit der Potsdamer Brücke: Für so was sind die hoch qualifizierten Beamten viel zu beschäftigt.

Schade. Klang wie ein guter Plan.

Bernd Matthies

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