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Ein Schild mit einer EU-Karte zeigt auf das Dorf Gadheim.
© Nicolas Armer/dpa

Gadheim nach Brexit: Ein Acker bei Würzburg ist nun Mittelpunkt der EU

En kleines Dorf in Unterfranken kommt groß raus: Nach dem Brexit löst Gadheim Westerngrund als Zentrum der Europäischen Union ab – geografisch.

Mit dem in der Nacht zum Samstag vollzogenen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist ein Acker bei Würzburg ins Zentrum der Staatengemeinschaft gerückt. Zumindest geografisch, denn bei 9 Grad, 54 Minuten, 7 Sekunden östlicher Länge und 49 Grad, 50 Minuten, 35 Sekunden nördlicher Breite liegt nun der Mittelpunkt der neuen, verkleinerten Europäischen Union nach dem Brexit.

Das Feld gehört zum Dorf Gadheim, einem Ortsteil der Gemeinde Veitshöchheim. Etwa 300 Menschen hätten sich in der Nacht zum Samstag eingefunden, „um den Austritt Großbritanniens zu betrauern“, sagte Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz (CSU) am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. „Es war sehr bewegend.“

Sogar die ARD-"Tagesthemen" schalteten während einer Sondersendung zum Brexit nach Unterfranken. Später spielten die 30 Musiker, dirigiert von Stefan Wagner, die Europahymne.

In die Freude um die neue Attraktion als geografischer Mittelpunkt der EU habe sich doch Wehmut gemischt. So habe die Europafahne während der kleinen Feier auch einen Trauerflor getragen. Schließlich hat erstmals ein Land die EU verlassen - Großbritannien war mehr als 47 Jahre lang Mitglied in der Staatengemeinschaft und ihren Vorgängerorganisationen.

Nun soll überlegt werden, wie sich der EU-Mittelpunkt nach dem Brexit touristisch vermarkten lässt. Die Gemeinde hatte Weitsicht bewiesen und bereits vor zweieinhalb Jahren ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift „Zukünftiger Mittelpunkt der EU“. Das Schild soll jetzt nach dem Brexit ausgewechselt werden. Dann heißt es nur noch: „Mittelpunkt der EU.“

Bisher lag der geografische Mittelpunkt - berechnet vom Nationalen Geografischen Institut Frankreichs (IGN) - im Ort Westerngrund bei Aschaffenburg und damit auch in Unterfranken. Westerngrund hatte ihn sogar gleich zweimal zugesprochen bekommen: Erst 2013 durch den EU-Beitritt Kroatiens; und als kurz darauf die französische Insel Mayotte zur EU kam. Die Mitte der EU verschob sich nur um 500 Meter.

Das ING berechnet den Mittelpunkt anhand der EU-Grenzen. Dazu bestimmt sie den sogenannten Flächenschwerpunkt. Würde man die Konturen der Fläche auf eine Platte übertragen, sie aussägen und an einer Schnur aufhängen, wäre diese Platte im berechneten Mittelpunkt perfekt ausbalanciert.

Dem geschichtsträchtigen Ereignis in Gadheim wohnte auch die Bürgermeisterin von Westerngrund, Brigitte Heim, bei. "Es ist eine feine Sache und für Feierlichkeiten ist so ein EU Mittelpunkt immer gut." Die damals neue Attraktion hatte vor allem Tagestouristen in den Ort gelockt. Im Gästebuch am Mittelpunkt verzeichnete man in den vergangenen Jahren rund 10.000 Unterschriften von Besuchern aus 39 Ländern. (dpa, Tsp)

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