Sirenen, Apps, Lautsprecher: Das müssen Sie zum Warntag 2020 wissen
Am Donnerstag um elf Uhr wurde es laut: Im ganzen Land ertönten zahlreiche Sirenen. Was Sie zum Warntag 2020 wissen müssen.
Godzilla erhebt sich aus den Fluten und stiefelt auf eine Großstadt zu – mit diesem nicht ganz ernst gemeinten Horror-Szenario werben am ersten deutschlandweiten Warntag die Katastrophenschützer des Bundes. Der Film wurde am Donnerstag um Punkt elf Uhr veröffentlicht. Dann heulten im ganzen Land die Sirenen. Wer sich daraufhin gefragt hatte, was denn los sei, konnte sich unter anderem auf der Straße auf digitalen Anzeigetafeln, im Internet oder auf seinem Handy über eine Warn-App informieren.
Er erfuhr dann: Kein Grund zur Beunruhigung, alles nur Probealarm! Aber nötig, meint das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Präsident Christoph Unger sagt: „Wir glauben, dass es ungemütlicher werden wird.“ Stichwort Klimawandel. „Es gibt konkrete Erfahrungen, wie die Jahrhundertflut 2002, die unzählbaren Starkregenereignisse der letzten Jahre.“ Sogar Erdbeben seien denkbar, etwa in der Kölner Bucht. Die Konsequenz der Katastrophenschützer: „Die Menschen müssen besser vorbereitet sein.“
Worum es geht beim Warntag 2020
Erstmals seit 30 Jahren heulten wieder überall im Land die Sirenen. Viele, gerade Jüngere, können damit heute gar nichts mehr anfangen. Deshalb müsse der Weckeffekt der Sirene mit Handlungsempfehlungen verknüpft werden, sagt Unger. Nach einem Beschluss der Innenministerkonferenz findet ab 2020 jährlich am zweiten Donnerstag im September der bundesweite Warntag statt. Dadurch sollen die bundesweit einheitlichen Sirenensignale bekannter werden. Unger zitiert in diesem Zusammenhang gern Goethe: „Wer vorsieht, ist der Herr des Tages.“
Wer die Warnungen verbreitet
Um elf Uhr sollten alle Warnmultiplikatoren eine Probewarnung erhalten und verbreiten. Als Warnmultiplikatoren gelten unter anderem Behörden, die öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten und ein Großteil der privaten Medienhäuser. Auch die Deutsche Bahn sowie Betreiber von Warn-Apps gehören dazu. Das Bundesamt ruft dazu auf, die Warnapp „Nina“ auf dem Smartphone herunterzuladen. Kurios: In Berlin meldete sich Nina eine halbe Stunde später als geplant.
Aktuell nutzen 7,6 Millionen Menschen die Anwendung. Parallel zu den Multiplikatoren werden auf Länderebene, in Landkreisen und Kommunen kommunale Warnmittel ausgelöst wie Sirenen und Lautsprecherwagen. Auch auf Warntafeln kann die Probewarnung erscheinen.
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So wird gewarnt
Der Ablauf der Warnung unterscheidet sich je nach Bundesland: In Berlin etwa gibt es seit den 90er Jahren keine Sirenen mehr. Für den Fall einer Warnung über Sirene soll bundeseinheitlich ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton verwendet werden. Entwarnung soll um 11.20 Uhr mittels eines einminütigen Dauertons gegeben werden. Die Radio- und Fernsehsender sollen zur Warnung ihre aktuellen Programme unterbrechen, im Fernsehen kann die Warnung auch eingeblendet werden.
Wovor gewarnt werden kann
Am Donnerstag ging es nur um einen Test für den Ernstfall. Ein solcher Ernstfall kann einiges sein – Naturgefahren, gefährliche Wetterlagen, Waffengewalt, Unfälle in Chemietrieben oder auch Stromausfälle. Zu möglichen Szenarien gehören auch Krankheitserreger. Verpflichtende Anordnungen können etwa auch über die Warnsysteme ausgegeben werden.
Warum der Warntag 2020 wichtig ist
Ist das alles nicht ein bisschen Panikmache? Unger bestreitet das: „Es geht nicht darum, Angst und Hysterie zu schüren. Das wäre kontraproduktiv.“ Man dürfe die Bevölkerung aber auch nicht einlullen. Fakt sei, dass die Deutschen mit dem Thema bisher nicht sehr vertraut seien, das berge Risiken. Wer keine Reserven daheim habe, der kaufe dann unter Umständen panisch Klopapier oder Lebensmittel – wie zu Beginn der Coronakrise.
Unger rät den Bürgern, immer für zehn Tage Vorräte zu Hause zu haben. Das hat in seinen Augen nichts mit Panikmache zu tun. Er fühle sich in seiner Rolle manchmal wie die Figur Kassandra aus der griechischen Mythologie. „Die hat ja auch immer auf irgendwelche Dinge hingewiesen – und keiner hat ihr geglaubt.“
Mit Corona hat der Warntag direkt nichts zu tun. „Die Planungen für diesen Warntag sind schon zwei Jahre alt, da hatten wir von Corona noch keinen Schimmer. Aber natürlich ist es durch Corona verstärkt worden. Wir haben unsere Warn-App Nina zum Beispiel erweitert um Informationskanäle zu Corona.“ Sie sei während der Pandemie zu einem wichtigen Instrument für Warnung und Information der Bundesregierung geworden.
Eine bundesweite Warnung ist in der Realität unwahrscheinlich. Bei einem Terroranschlag, einer Giftwolke oder einem Stromausfall würde wohl nur regional gewarnt. Aber auszuschließen sei eben auch nichts, meint das in Bonn ansässige Bundesamt. Und es sei immer gut, wenn man wisse, wie und wo man sich schnell informieren könne. Im BBK-Werbefilm erlebt Godzilla jedenfalls eine böse Überraschung – dank Warn-App Nina. (dpa/AFP)
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