Corona-Warn-App immer noch störanfällig: Zwei Kniffe und ein Update sollen jetzt helfen
Die Corona-Warn-App hat immer noch Probleme mit der Hintergrundaktualisierung. Die neue Version soll Abhilfe schaffen und auch ein anderes Ärgernis klären.
Vergangene Woche war es plötzlich soweit. Als ich die Corona-Warn-App öffne, ist die Anzeige nicht wie sonst grün, sondern weiß. „Ihre Risiko-Ermittlung konnte seit mehr als 24 Stunden nicht aktualisiert werden“, steht dort. Und nicht nur das: Die letzte Risiko-Ermittlung liegt sogar schon fünf Tage zurück.
Genau dieses Problem hatte schon im Juli für Aufsehen gesorgt. Denn damit ist die Kernfunktion der App außer Kraft gesetzt: Einmal installiert, soll sie im Hintergrund Kontakte mit anderen Geräten registrieren und dann Nutzer alarmieren, falls sich einer davon mit einem positiven Corona-Test im System meldet.
App sollte einmal täglich geöffnet werden
Doch obwohl die Entwickler intensiv mit Apple und Google und deren Schnittstellen zusammen gearbeitet haben, läuft die Corona-Warn-App auf manchen Geräten nicht reibungslos. Und das offenbar bis heute.
Eigentlich sollte ein Update die Probleme lösen. Damit kann man in den App-Einstellungen (bei Android verborgen hinter den drei Punkten rechts oben) mit einem neu eingebauten Schieberegler, die „Priorisierte Hintergrundaktivität“ dauerhaft anschalten. Das hatte ich auch getan und bislang lief die App anscheinend auch.
Trotzdem raten die Entwickler von SAP und Deutscher Telekom im Zweifel: „Öffnen Sie bitte regelmäßig die App, mindestens einmal pro Tag“. Das tue ich normalerweise auch, doch gelegentlich denkt man nicht daran, noch dazu wenn anscheinend alles läuft und der Erkenntnisgewinn beim Öffnen auch überschaubar ist.
Probleme bei Geräten von Huawei und Xiaomi
Wie verbreitet die Probleme mit der Hintergrundaktualisierung sind, ist schwer zu sagen. „Es gibt da weiter Fehler“, sagt ein Mitarbeiter in der Hotline der Corona-Warn-App. „Aktuell können Probleme mit der Hintergrundaktualisierung in Einzelfällen auf schwächeren Geräten auftreten“, erklärt eine SAP-Sprecherin.
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Davon können insbesondere das Huawei P8 und Xiaomi-Geräte mit dem „MIUI battery saver“ betroffen sein. „Wir arbeiten derzeit gemeinsam mit Google an einer für die Nutzer*innen möglichst einfachen Lösung“, heißt es.
Bei Android-Geräten werde zudem empfohlen, die Akkueinstellungen des Geräts für die Corona-Warn-App zu überprüfen. So sollte die Funktion „App-Start“ bei der Corona-Warn-App auch dort auf „manuell verwalten“ stehen. Außerdem wird generell empfohlen, immer auf die neueste Version des Betriebssystems und der App zu aktualisieren.
Update noch diese Woche geplant
Bei Apple-Geräten gebe es laut SAP kaum Problemmeldungen zur Hintergrundaktualisierung. Trotzdem sind auch hier Verbesserungen in der neuen App-Version 1.3 geplant. Die soll laut SAP noch in dieser Woche kommen: „Das Update auf Version 1.3 wird im Laufe der Woche im Google Play Store und in Apples App Store zum Download zur Verfügung stehen.“
Dann sollen auf iOS-Geräten Nutzer benachrichtigt werden, falls die Hintergrundaktualisierung über einen längeren Zeitraum nicht aktiv war. „Wir haben auch eine detaillierte Anleitung eingebaut zur Aktivierung der Hintergrundaktualisierung, falls der Benutzer diese im Betriebssystem deaktiviert hat“, sagt die SAP-Sprecherin.
Erklärung zu irritierenden Risikowarnungen
Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) teilt mit, dass in der neuen Version „verschiedene technische Details im Zusammenhang mit der Hintergrundaktualisierung weiter optimiert werden“. Zudem wird auch eine seit langem geforderte Verbesserung vorgenommen: Der Hinweistext der Statusanzeige „niedriges Risiko mit Risikobegegnung“ werde angepasst, „um Nutzerinnen und Nutzern diese Benachrichtigung noch verständlicher zu erklären“.
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Immer wieder sorgt die Meldung für Irritationen, wenn sie bei Nutzern das erste Mal auftaucht. „1 Risiko-Begegnung“ heißt es dann, trotzdem bleibt die Anzeige grün statt rot und es wird insgesamt ein „Niedriges Risiko“ als Status angezeigt. Das bedeutet, dass man eine positiv getestete Person getroffen hat, allerdings nur für kurze Zeit oder mit größerem Abstand.
Wenn die Begegnung beispielsweise nur fünf Minuten gedauert hat oder die Person mehr als zwei Meter entfernt war, kommt diese Meldung. Es wird dabei davon ausgegangen, dass das Infektionsrisiko gering war. Künftig soll das also auch in der App besser erläutert werden.
Lauterbach-Vorschläge noch nicht aufgegriffen
Andere Vorschläge werden dagegen wohl zunächst nicht aufgegriffen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und der D64-Co-Vorsitzende Henning Tillmann hatten in einem gemeinsamen Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit", vier Funktionserweiterungen gefordert. Im Zentrum steht dabei eine Clustererkennung, um so genannte Superspreading-Events zu identifizieren.
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Zudem wünschen sie sich ein manuelles Kontakttagebuch. Zur Weiterentwicklung der App gebe es permanent eine Vielzahl an Vorschlägen und Anregungen, dazu könne das RKI aber nicht im Einzelnen Stellung nehmen.
Dafür gibt es Überlegungen, wie man trotz der dezentralen Lösung ohne personenbezogene Daten mit der App mehr Informationen zur Analyse und Bekämpfung der Pandemie erheben könnte. „Es wird zurzeit diskutiert, wie unter den genannten Rahmenbedingungen eine wissenschaftliche Evaluation der App erfolgen kann“, sagt der RKI-Sprecher.
„So könnte es den Nutzerinnen und Nutzern bei einer späteren Ausbaustufe der Corona-Warn-App ermöglicht werden, sich freiwillig an einer solchen wissenschaftlichen Evaluation der App und damit verbundenen Forschungsfragen zur SARS-CoV-2-Situation in Deutschland zu beteiligen.“
Europaweite Verknüpfung startet
Und auch bei der Verknüpfung der europäischen Warn-Apps soll es vorangehen. „Die Arbeit daran ist in vollem Gange, und wir hoffen, dass der Pilotbetrieb mit einigen nationalen Tracing-Apps demnächst starten kann“, sagt ein Sprecher der EU-Kommission. Welche Länder dabei seien, könne noch nicht endgültig gesagt werden. Im Gespräch waren bislang neben Deutschland unter anderem die Niederlande, Österreich, Dänemark und Polen. Der Pilotversuch solle noch in diesem Monat beginnen.
Die EU-Kommission hatte Ende Juli die Telekom-Tochter T-Systems und SAP mit der Entwicklung und dem Aufbau einer Software-Plattform für den länderübergreifenden Austausch von Corona-Warnungen beauftragt. „Die Gateway-Plattform sollte Ende September fertig sein“, sagt der Sprecher der Kommission. Im Anschluss daran könnte der Regelbetrieb starten. "Wir hoffen, dass wir dann im Oktober die Interoperabilität zwischen den ersten Staaten erreicht haben", heißt es in Regierungskreisen.
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