Roskilde-Festival: Damon Albarn von Bühne getragen
Er wollte einfach nicht aufhören. Beim Roskilde-Festival in Dänemark ist Sänger Damon Albarn von der Bühne getragen worden, weil er seinen Auftritt überzogen hatte.
Das Roskilde-Festival in Dänemark hat eine lange Rock-Tradition. Dazu gehören sicher auch ausufernde Zugaben und betrunkene Auftritte. Dass einmal ein Musiker wegen einer kurzen Zugabe von der Bühne getragen wird, ist eher nicht so Rock'n'Roll - und wird in die Geschichte des Festivals eingehen.
Insgesamt 130.000 Besucher kamen laut Veranstalter in diesem Jahr auf die dänische Insel Seeland. Den spektakulären Abgang lieferte Damon Albarn, bekannt als Frontman der britischen Band Blur, der auf dem Festival mit dem Kollektiv Africa Express vertreten war. Bereits fünf Stunden hatte die Band am Sonntag gespielt, darunter Cover-Versionen von Randy Newman, Guerilla-Interpretationen und Bühnen-Gäste (wie z. B. Graham Coxon). Das Konzert war im Grunde zu Ende, eine Zugabe hatte es bereits gegeben, auch die Band war schon Backstage - nur Damon Albarn nicht, wie ein Video des Auftritts zeigt, welches auf Youtube veröffentlicht wurde:
Security-Mitarbeiter bitten den Sänger, nicht weiter zu spielen, doch Albarn stimmt unbeeindruckt den Klassiker "Should I Stay Or Should I Go" von The Clash an. Seine Stimme ist schon etwas schief, man hört den Alkohol heraus. Die Menge tobt. Dann kommen zwei Männer und zerren an Albarn, bis sie ihn schließlich von der Bühne tragen. Ungefähr zwei Minuten lang geht es hin und her. Der Sound wird nicht abgestellt, was wohl einfacher gewesen wäre, als den Sänger von der Bühne zu schleppen. Dieser ist sichtlich angetrunken und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Sicherheitsleute, er schlägt einem sogar die Brille vom Kopf. Dann fragt der 47-Jährige das Publikum: "Do you want more?" Die Zuschauer wollen mehr und buhen und pfeifen, als Albarn von der Bühne getragen wird.
Der Vorfall mit Albarn hat auch einen ernsten Hintergrund: Im Jahre 2000 wurde das Festival von einem tragischen Unfall überschattet, bei dem neun Menschen während eines Auftritts von Pearl Jam ums Leben gekommen waren. Sie hatten auf dem matschigen Boden den Halt verloren, waren gestürzt und erstickt. Nach dem Vorfall hatte der Betreiber die Sicherheitsvorkehrungen verbessert.
In diesem Jahr sei die Sperrstunde um vier Uhr morgens gewesen, sagte Ian Birrell, Mitbegründer von Africa Express, dem britischen Guardian. Bei dem unfreiwilligen Abgang von Albarn sei diese gerade mal um fünf Minuten überschritten gewesen. "Das Publikum war in einer sehr überschwänglichen Stimmung, obwohl es schon vier Uhr morgens war. Sie riefen nach mehr, ziemlich laut. Damon hatte offensichtlich Spaß und wollte weitermachen - wie die Musiker", sagte Birrell. Laut rollingstone.de hatte das Festival den für gewöhnlich pedantisch eingehaltenen Zeitrahmen bereits für Africa Express gelockert, fünf Stunden hätte man aber sicher nicht eingeplant gehabt.
Der Mann, der Albarn von der Bühne nahm, heißt Dave Prentice - auch "Big Dave" genannt - er ist Stage Manager von Africa Express. Weitergefeiert wurde dann Backstage, und auch das Publikum blieb noch etwa eine Stunde vor dem Zelt, in dem das Konzert stattgefunden hatte. "Zugabe! Zugabe!", riefen sie immer noch umsonst.
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