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Die Nationalgarde vor der City Hall in Baltimore am Sonntag.
© AFP

Fall Freddie Gray: Ausgangssperre in Baltimore aufgehoben

Die US-Metropole Baltimore kommt nach den schweren Krawallen langsam zur Ruhe. Die Bürgermeisterin hob am Sonntag die nächtliche Ausgangssperre auf, die sie am Dienstag verhängt hatte. Popstar Prince hat bereits einen Song für die Stadt aufgenommen.

Nach den schweren Krawallen wegen des Tods des Afroamerikaners Freddie Gray kehrt die US-Ostküstenstadt Baltimore allmählich zur Normalität zurück. Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake hob am Sonntag die nächtliche Ausgangssperre auf, die Nationalgarde begann mit dem Abzug aus der Stadt. Die Proteste gingen zwar weiter, es herrschte aber auch Genugtuung über die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, wegen Grays Tod Strafverfahren gegen sechs Polizisten einzuleiten.

Am Sonntag folgten knapp tausend Einwohner dem Aufruf von Geistlichen zu einer neuen Demonstration vor dem Rathaus von Baltimore. Am Samstag waren tausende Menschen gegen Polizeigewalt und Rassismus auf die Straße gegangen. Die Kundgebungen verliefen friedlich, streckenweise herrschte eine fröhliche Atmosphäre.

Bürgermeisterin Rawlings-Blake teilte am Sonntag mit, die nächtliche Ausgangsperre werde nach fünf Tagen mit sofortiger Wirkung aufgehoben. "Ich danke den Bürgern von Baltimore für ihre Geduld", fügte sie hinzu. Ursprünglich sollte die Ausgangssperre eine Woche lang bis Montag in Kraft bleiben. Insbesondere Geschäftsleute der US-Großstadt hatten dies kritisiert.

Der Gouverneur des Bundesstaates Maryland, Larry Hogan, sagte am Sonntag vor Journalisten, die Nationalgarde habe mit dem Abzug ihrer 3000 Mann aus Baltimore begonnen. Der Abzug werde einige Tage dauern. Hogan rief zu "Heilung" und Gebeten auf. Der Gouverneur sprach auch die finanziellen Folgen für die Stadt an: Durch die Krawalle am Montagabend seien etwa 200 Geschäfte zerstört worden, die meisten davon seien nicht versichert gewesen. "Hunderte Millionen Dollar gingen verloren", sagte der Gouverneur.

Ein Polizeisprecher sagte am Sonntag, bei den tagelangen Ausschreitungen seien 113 Polizeibeamte verletzt worden. 486 Demonstranten seien festgenommen worden, davon 46 in der Nacht zum Sonntag.

Strafverfahren gegen Polizisten

Zur Beruhigung der Lage trug die Entscheidung der Staatsanwaltschaft vom Freitag bei, Strafverfahren gegen drei weiße und drei schwarze Polizisten einzuleiten. Die Behörde legt dem Fahrer des Gefangenentransporters unter anderem Mord mit bedingtem Vorsatz zur Last. Die Vorwürfe gegen die fünf anderen Polizisten reichen von Amtsverletzung über Freiheitsberaubung und Körperverletzung bis zu fahrlässiger Tötung. Gray sei "illegal festgenommen" worden, weil er kein Verbrechen begangen habe.

Die sechs bereits vom Dienst suspendierten Polizisten kamen gegen Kautionszahlungen zwischen 250.000 bis 350.000 Dollar frei. Am 27. Mai sollen sie einem Richter vorgeführt werden. Der Anwalt von Grays Familie, William Murphy, lobte den "beispiellosen Mut" der Staatsanwaltschaft. Die Polizeigewerkschaft in Baltimore sprach hingegen von einer "ungeheuerlichen Vorverurteilung".

Der 25-jährige Freddie Gray hatte nach seiner Festnahme Mitte April so schwere Rückenmarksverletzungen erlitten, dass er eine Woche später starb. Die zunächst friedlichen Demonstrationen schlugen Anfang der Woche in heftige Straßenschlachten um. Daraufhin verhängte die Bürgermeisterin die Ausgangssperre.

Popstar Prince nahm einen Song für Baltimore auf, wie seine Sprecherin der Zeitung "Baltimore Sun" sagte. Der Sänger plane für Samstag eine Veranstaltung in Minneapolis zum Gedenken an Gray. Seit den Schüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown in der Stadt Ferguson im vergangenen August haben eine Reihe tödlicher Polizeieinsätze gegen Afroamerikaner in den USA immer wieder für Empörung gesorgt. Viele Afroamerikaner sehen Gray als das jüngste Opfer der Polizeigewalt. (AFP)

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