Coronavirus-Epidemie in den USA: Arbeiter heben Massengrab auf New Yorker Insel aus
Hart Island ist seit dem 19. Jahrhundert der Friedhof mittelloser New Yorker. Jetzt werden auch Opfer der Corona-Epidemie zumindest vorübergehend dort begraben.
Die Spanische Grippe, Aids, Corona - die New Yorker Insel Hart Island dient seit dem 19. Jahrhundert als Begräbnisstätte, insbesondere in Epidemie-Zeiten. New Yorker ohne Angehörige oder die, deren Familien sich eine Bestattung nicht leisten können, werden dort begraben.
Drohnenaufnahmen zeigen jetzt, wie auf der vor dem Stadtteil Bronx gelegenen Insel ein Massengrab ausgehoben wird. Weiß gekleidete, vermummte Arbeiter reihen dort einfache Holzsärge aneinander, sie stapeln je drei Stück übereinander.
New York City ist das Epizentrum der Corona-Epidemie in den USA, fast 8000 Menschen sind im Staat New York bereits an Covid-19 gestorben. Weil in den Leichenhallen von Krankenhäusern kein Platz mehr ist, müssen Tote zwischenzeitlich in Kühllastern aufbewahrt werden Eine Sprecherin des New Yorker Bürgermeisters Bill de Blasio hatte am Donnerstag verkündet, dass auch Opfer der Corona-Epidemie auf der Insel begraben werden sollen.
25 Leichen am Tag werden auf der Insel begraben
Während normalerweise etwa 25 Leichen pro Woche von Insassen der New Yorker Haftanstalt Rikers Island auf der Insel begraben werden, sind es derzeit 25 Leichen am Tag, wie die "New York Times" unter Berufung auf die New Yorker Gefängnisverwaltung, die bis heute für die Insel zuständig ist, berichtet. Normalerweise arbeiten die Gefängnisinsassen für einen Stundenlohn von einem Dollar, während der Corona-Krise hat die Stadt New York aber Arbeiter angeheuert, um die Opfer zu begraben.
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Leiter von Leichenschauhäusern sagten der "New York Times", dass alle Coronavirus-Toten, deren Körper nicht innerhalb von zwei Wochen von Angehörigen beansprucht werden, zumindest vorübergehend auf der Insel begraben werden sollen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden bereits mehr als eine Million Tote auf Hart Island begraben.
Die eineinhalb Kilometer lange Insel hat eine bewegte Geschichte. 1868 kaufte die Stadt New York sie einem Landbesitzer ab, vom folgenden Jahr wurden dort Tote bestattet.
Hart Island ist aber nicht nur ein riesiger Friedhof: Während des US-Bürgerkriegs diente die Insel als Gefangenenlager für Südstaaten-Soldaten, später als Nervenheilanstalt, Sanatorium für Tuberkulose-Patienten, Jugendhaftanstalt und in der Zeit des Kalten Krieges sogar als Raketenstützpunkt.
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Das Begräbnis ist mit einem Stigma verbunden
In den 1980er Jahren wurden auf Hart Island viele Aids-Tote beigesetzt, weil sie zu Lebzeiten den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren hatten oder weil andere Friedhöfe aus Angst vor Ansteckungen eine Bestattung verweigerten. Ein Begräbnis auf der Insel, die für die allgemeine Bevölkerung nicht zugänglich ist, ist mit einem Stigma verbunden.
"Es ist schwer für New Yorker daran zu denken, dass überhaupt jemand auf Hart Island begraben wird", sagte der Demokrat Mark D. Levine, Mitglied im New Yorker Stadtrat, der "New York Times". "Aber es wird in einer würdigen und professionellen Art und Weise geschehen." (Mit AFP)
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