Autobombe vor Polizeistation: 14 Tote und viele Verletzte nach Anschlag in Kabul
Seit Juli 2018 verhandeln die Taliban mit den USA über eine friedliche Lösung für Afghanistan. Ihre Angriffe setzen sie dennoch fort.
Bei einem Autobomben-Angriff auf ein Polizeigebäude in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind nach neuen Angaben der afghanischen Regierung mindestens 14 Menschen getötet und 145 weitere verletzt worden. Der Großteil der Verwundeten seien Zivilisten, teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Wahidullah Majar, auf Twitter mit. Laut Innenministerium detonierte die Autobombe vor dem Eingang des Gebäudes im Westen der Stadt. In der unmittelbaren Umgebung befindet sich auch eine Militärschule.
Bilder in sozialen Medien zeigten eine massive, schwarze Rauchwolke aufsteigen. Augenzeugen berichteten dem lokalen TV-Sender ToloNews, es seien auch Schüsse zu hören. Das Innenministerium dementierte, dass es Angreifer gebe. Oft dringen nach einer Explosion mehrere bewaffnete Angreifer in Gebäude ein und versuchen dort, weitere Menschen zu töten.
Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Ziel sei ein „Rekrutierungszentrum des Feindes“ gewesen. Erst in der Nacht zu Mittwoch waren mehrere Explosionen und wiederkehrende Schusswechsel im Zentrum und Norden Kabuls zu hören gewesen. Ein Sprecher des Geheimdienstes NDS, Haris Dschibran, teilte über WhatsApp mit, dass Spezialeinheiten des Geheimdienstes mehrere Einsätze gegen Terroristen in verschiedenen Gebieten Kabuls durchgeführt hätten.
Eine Operation sei abgeschlossen, zwei weitere würden andauern. „Das größte feindliche Versteck wurde während der Operationen zerstört“, hieß es. Allerdings gab es keine Angaben, ob Verstecke der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder der Taliban angegriffen wurden.
Zahl der zivilen Opfer gestiegen
Der Anschlag auf das Polizeigebäude war der 16. größere Angriff in der Hauptstadt Kabul seit Januar. Bei den vorherigen 15 wurden laut Behördenangaben fast 100 Menschen getötet und fast 600 verletzt. Allerdings sind Regierungsbeamte dafür bekannt, Opferzahlen für die Öffentlichkeit gering zu halten.
Laut Angaben der UN-Mission in Afghanistan (Unama) ist die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan im Juli signifikant gestiegen. Vorläufigen Ergebnissen zufolge seien mehr als 1500 Zivilisten verletzt oder getötet worden. Dies sei die höchste Monatszahl seit Mai 2017. Damit wurden allein im Juli fast halb so viele zivile Opfer verzeichnet wie im gesamten ersten Halbjahr 2019.
„Mit der Intensivierung der Friedensbemühungen in den vergangenen Wochen hat auch der Konflikt vor Ort zugenommen“, erklärte der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Tadamichi Yamamoto, bei Veröffentlichung der Zahlen Anfang August. Er forderte die Konfliktparteien auf, die militärische Eskalation zur Verbesserung der Verhandlungsposition in den Friedensgesprächen zu unterlassen.
Gespräche mit den USA gehen weiter
Hochrangige Vertreter der Taliban sprechen seit Juli 2018 mit den USA über eine politische Beilegung des fast 18 Jahre dauernden Konflikts. Aktuell läuft die achte Verhandlungsrunde im Golfemirat Katar. In den vergangenen Tagen hatten sich beide Seiten optimistisch gezeigt, bald zu einer Einigung zu kommen. Laut Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid diskutierte am Mittwoch nur ein Teil der Verhandlungsdelegationen. Ein Komitee arbeite an technischen Fragen.
Bei den Gesprächen geht es vor allem um Truppenabzüge sowie Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terroristen wird. Die Gespräche sollen in offizielle Friedensgespräche der afghanischen Regierung mit den Taliban münden. Auch ein Waffenstillstand wird diskutiert. (AFP, dpa)