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Vor dem Krefelder Zoo liegen zahlreiche Bilder, Plüschtiere und Kerzen – 30 Tiere verbrannten in der Silvesternacht.
© Marcel Kusch/dpa

Brand im Krefelder Zoo: NRW-Ministerin sieht Mitverantwortung bei Laternen-Verkäufer

Drei Frauen sollen den Brand im Affenhaus mit Himmelslaternen ausgelöst haben. Nun wird auch Kritik am Handel laut, der diese in Umlauf bringt.

Bei dem verheerenden Brand im Krefelder Zoo sieht die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser eine moralische Mitverantwortung bei dem Verkäufer der Himmelslaterne, die das Feuer vermutlich ausgelöst hat. „Wichtig ist auch die Frage, warum solche gefährlichen Gegenstände wie Himmelslichter bei uns so einfach in den Verkehr gebracht werden können, obwohl die Anwendung verboten ist“, sagte die CDU-Politikerin der „Rheinischen Post“ (kostenpflichtiger Artikel). Sie kündigte an: „Dem werden wir nachgehen. Hier scheint mir das Handelsunternehmen, das diese Himmelslichter verkauft hat, zumindest moralisch in der Mitverantwortung zu stehen.“

Polizei prüft Bausubstanz des Krefelder Zoos

Strengere Tierschutz-Vorgaben für Zoos lehne sie ab: „Ich habe den Eindruck, dass die Zoos in Nordrhein-Westfalen sehr gut geführt werden“, sagte Heinen-Esser. „Die Mitarbeiter sind allesamt Tierfreunde, die sich sehr für die Tiere und deren Wohl einsetzen.“ Das Affenhaus des Zoos war in der Silvesternacht abgebrannt.

Eine der verbrannten Himmelslaternen vom Krefelder Zoo.
Eine der verbrannten Himmelslaternen vom Krefelder Zoo.
© Fabian Strauch/dpa

Dabei kamen mehr als 30 Tiere, darunter Menschenaffen, ums Leben.

Hinweis auf Verbot von Himmelslaternen schwer zu finden

Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass das Feuer durch eine Himmelslaterne ausgelöst wurde. Drei Frauen haben sich gemeldet und gesagt, dass sie die Laterne – und vier andere – hätten losfliegen lassen. Himmelslaternen bestehen aus dünnem Seidenpapier und einer Kerze oder einem Behälter mit Brennpaste in der Mitte. Werden sie entzündet, können sie laut Herstellerangaben etwa 500 bis 800 Meter durch die Luft schweben und bis zu zwölf Minuten brennen. Bei Wind fliegen sie leicht davon, können sich dabei in Bäumen, auf Dächern oder Stromleitungen verfangen. Die Laternen sind in Deutschland verboten, können aber im Internet unter Namen wie „Wishing Lamp“ (Wunschlaterne) „Sky Lantern“ (Himmelslampion), „Chinese Lantern“ (Chinesischer Lampion), „Kong-Ming-Laterne“ oder „Himmels-Lampion“ bestellt werden. Plattformen wie Amazon und die Shopping-App Wish bieten sie unter anderem an – Hinweise darauf, dass der Gebrauch der Lampions gefährlich sein kann und in vielen Bundesländern seit 2009 verboten ist, findet sich erst nach mehreren Klicks.

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Nach Informationen der „Rheinischen Post“ überprüft die Polizei auch die baurechtlichen Gegebenheiten im Zoo. Dabei gehe es unter anderem um die Frage, ob das verwendete Plexiglas als Material für die Bedachung des Affenhauses geeignet war. Die Polizei wolle dazu auch die Bauakten sichten. Das Feuer hatte sich rasend schnell ausgebreitet. Einen Brandmelder hatte das 1975 errichtete Tropenhaus nicht.

Karlsruher Zoo-Chef: Brandschutz in Zoos anpassen

Vor dem Zoo beteiligten sich am Samstag über 100 Menschen an einer Mahnwache. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie „Nun seid ihr endlich frei“, „Bei lebendigem Leibe verbrannt“ und „Sie haben nicht auf euch aufgepasst“.

Aus Sicht des Karlsruher Zoo-Chefs Matthias Reinschmidt ist der Brand kein Anlass, die Affenhaltung in Zoos generell infrage zu stellen. „Wir sehen uns als Zentren der Arterhaltung“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Gerade für vom Aussterben bedrohte Arten wie Orang-Utans brauche man jeden verfügbaren Platz.

Das Orang-Utan Baby „Suria“ klammert sich im Zoo in Krefeld an seine Mutter. Beide starben beim Brand im Affenhaus. (Archivbild).
Das Orang-Utan Baby „Suria“ klammert sich im Zoo in Krefeld an seine Mutter. Beide starben beim Brand im Affenhaus. (Archivbild).
© Roland Weihrauch/dpa

Eine Fortsetzung des Zuchtprogramms in den Zoos sei entscheidend für die Zukunft der Menschenaffen, argumentierte Reinschmidt. Von ehemals rund einer Million Orang-Utans auf der Erde gebe es inzwischen nur noch 50 000 in der freien Natur – auch weil immer mehr Wälder abgeholzt würden. Derzeit lebten 1200 Orang-Utans in Zoos. Um die genetische Vielfalt zu sichern, sollten es nach seiner Meinung noch mehr sein. „Es ist deshalb indiskutabel, mit der Menschenaffenhaltung in Zoos aufzuhören“, sagte Reinschmidt.

Tierparks sollten aber nach seiner Meinung ihre Brandschutzmaßnahmen anpassen. Denkbar seien etwa neue Feuermelder, mehr Kontrollgänge und eine Art Sicherheitszone um Zoos an Silvester. (dpa)

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