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Ein Auto fährt durch die überfluteten Straßen von Williamsburg
© Jaymee Sire/via REUTERS
Update

Springflut in der U-Bahn, Autos treiben im Wasser: Mindestens fünfzehn Menschen sterben bei Überschwemmungen in New York

Die Straßen New Yorks verwandeln sich in lebensgefährliche Flüsse. Busse werden überflutet, U-Bahnen stehen komplett still.

Ausläufer des Hurrikans „Ida“ haben der Millionenmetropole New York den stärksten Regen der Geschichte gebracht und schwere Überschwemmungen verursacht. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio rief den Notstand aus. Straßen und Wohnungen standen am späten Mittwochabend teilweise etwa einen Meter unter Wasser, der U-Bahnverkehr kam komplett zum Erliegen.

Laut Polizei sind mindestens fünfzehn Menschen gestorben. Der Fernsehsender NBC meldete in der Nacht zu Donnerstag, in New York City seien vier Menschen in überfluteten Kellern eingeschlossen worden und gestorben. NBC berichtete zudem über ein Todesopfer im benachbarten Bundesstaat New Jersey. In der dort gelegenen Stadt Passaic wurde zudem mindestens eine weitere Person getötet, wie Bürgermeister Hector Lora CNN sagte. Der Mann sei in seinem Auto von den Fluten mitgerissen worden.

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„Wir erleben heute Abend ein historisches Wetterereignis mit Rekordregen in der ganzen Stadt, brutalen Überschwemmungen und gefährlichen Bedingungen auf unseren Straßen“, schrieb de Blasio bei Twitter. Die Menschen sollten in Häusern Schutz suchen und nicht auf die Straße gehen, um den Rettungskräften die Arbeit zu ermöglichen.

Nach der Millionenmetropole rief auch der Staat New York den Notstand wegen heftiger Überschwemmungen aus. „Ich rufe den Ausnahmezustand aus, um New Yorkern zu helfen, die vom Sturm heute Nacht betroffen sind“, schrieb Gouverneurin Kathy Hochul auf Twitter. „Bitte halten Sie sich von den Straßen fern und vermeiden Sie alle unnötigen Fahrten.“

Innerhalb nur einer Stunde fielen im Central Park in Manhattan rund 80 Millimeter Regen, wie der Nationale Wetterdienst mitteilte. Damit pulverisierte das Unwetter den bisherigen Rekord, den Tropensturm „Henri“ erst vor gut einer Woche mit 49 Millimeter für 60 Minuten aufgestellt hatte. Insgesamt ist der Sommer 2021 in New York nicht nur sehr heiß und sonnig, sondern auch der regenreichste in der New Yorker Geschichte.

„Bleiben Sie weg von der U-Bahn. Halten Sie sich von den Straßen fern. Fahren Sie nicht in diese schweren Überschwemmungen“, schrieb de Blasio weiter. Etwa 5300 Kunden Haushalte seien ohne Strom. Noch ist unklar, ob Menschen bei dem Unwetter verletzt wurden oder ums Leben kamen.

Am Mittwochabend hatten die Behörden in New York und seinem Umland vor schweren Unwettern, lebensgefährlichen Überflutungen und sogar Tornados gewarnt. Kurze Zeit später ging so viel Regen über der Großstadt nieder, dass Straßen sich in Flüsse verwandelten. Einige im Internet kursierende Videos zeigten im Wasser treibende Autos.

Alle U-Bahnlinien mussten den Dienst zwischenzeitlich einstellen - viele Menschen saßen in den lahmgelegten Waggons fest.

In eine U-Bahnstation drang Wasser mit der Kraft einer Springflut ein, wie Bilder zeigten. Zudem kursiert etwa ein Video von einem Mann, der auf einer Luftmatratze auf dem Wasser treibt. Die Authentizität der Bilder konnte zunächst nicht bestätigt werden. Der Flughafen Newark stellte seinen Flugverkehr zwischenzeitlich ein, der John-F.-Kennedy-Flughafen meldete Verspätungen.

Ein Video von Unicef-Sprecher Joe English zeigte den Queens Boulevard im gleichnamigen Stadtteil, der so überflutet war, dass Fahrgäste in einem Linienbus auf die Sitze steigen mussten: „Der Queens Boulevard in Maspeth/Corona ist im Moment ein buchstäblicher Fluss. Bus voll durchflutet, mehrere Autos im Wasser stecken geblieben. Absolut verrückt“, schrieb English auf Twitter.

Menschen laufen durch den überfluteten New Yorker Stadtteil Bronx.
Menschen laufen durch den überfluteten New Yorker Stadtteil Bronx.
© David Dee Delgado/Getty Images/AFP

Das Extremwetter traf dabei auch die gerade stattfindenden US Open und die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber, deren Spiel verschoben wurde.

Auch in das Louis-Armstrong-Stadion in New York regnete es trotz Überdachung hinein.
Auch in das Louis-Armstrong-Stadion in New York regnete es trotz Überdachung hinein.
© Benno Schwinghammer/dpa

In das Louis-Armstrong-Stadion, in dem Kerber am Mittwochabend ihr Zweitrundenspiel gegen Anhelina Kalinina aus der Ukraine bestreiten sollte, regnete es trotz Dachs seitlich so stark hinein, dass der Spielbetrieb auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden musste.

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Auch das Gelände in Flushing Meadows war teilweise überflutet, sodass Tausende Besucher entweder Schutz suchen oder durchs Wasser waten mussten. Im Central Park fielen innerhalb einer Stunde 80 Millimeter Regen - ein Rekord. Der Wetterdienst rief alle Bewohner eindringlich auf, zu Hause zu bleiben: „Sie können nicht wissen, wie tief das Wasser ist, es ist zu gefährlich: Fahren Sie nicht.“ Viele New Yorker waren fassungslos angesichts des Unwetters. „Ich bin 50 Jahre alt und ich habe noch nie so viel Regen gesehen“, sagte Metodija Mihajlov, dessen Restaurant in Manhattan unter Wasser gesetzt wurde, der Nachrichtenagentur AFP. "Es war wie im Dschungel, wie tropischer Regen. Unglaublich."

„Ich bin 50 Jahre alt und ich habe noch nie so viel Regen gesehen“

Auch für den gesamten Bundesstaat New York wurde der Notstand verhängt. Der Schritt solle möglichst schnelle Hilfe für alle Betroffenen ermöglichen, erklärte Gouverneurin Kathy Hochul.

Aus anderen Gebieten im Nordosten der USA wurden ebenfalls Sturmschäden gemeldet. In den Bundesstaaten Pennsylvania und New Jersey waren zehntausende Haushalte ohne Strom, in New Jersey gab es laut Nachrichtensender CNN mindestens einen Toten. In Annapolis im Bundesstaat Maryland, etwa 50 Kilometer von der US-Hauptstadt Washington entfernt, entwurzelte ein Tornado Bäume und stürzte Strommasten um. In dem Bundesstaat starb ein 19-Jähriger bei Überschwemmungen, ein weiterer Mensch wurde vermisst. „Ida“ war am Wochenende als Hurrikan der zweithöchsten Stufe vier im Südstaat Louisiana an Land getroffen. Der Wirbelsturm richtete dort verheerende Schäden an, schwächte sich in der Folge ab und zog weiter Richtung Nordosten der USA.

US-Präsident Joe Biden wird am Freitag in Louisiana erwartet, er will sich dort ein Bild vom Ausmaß der Schäden machen. Nach wie vor haben in dem Bundesstaat mehr als 900.000 Haushalte keinen Strom.
Erst vor eineinhalb Wochen hatte der Tropensturm „Henri“ im Nordosten der USA für Stromausfälle und Überschwemmungen gesorgt. Der Klimawandel sorgt nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern zu steigenden Temperaturen der Meeresoberfläche und damit zu stärkeren Wirbelstürmen, die vor allem für Küstenorte weltweit eine zunehmende Bedrohung sind.(dpa/Reuters/AFP)

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