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Wer im Drogenkrieg der arabischen Clans zwischen die Fronten gerät, kann bei Toni Hamady (Kida Khodr Ramadan, Mitte) nicht auf Gnade hoffen.
© Turner Broadcasting/Wiedemann & Berg

Zweite Staffel von "4 Blocks": Zurück in der Parallelwelt

In der zweiten Staffel der Neuköllner Clan-Serie „4 Blocks“ explodiert die Gewalt. Dabei bleibt die Fiktion mitunter hinter der Realität zurück.

Dieser Besuch in der alten Heimat wird sich für Toni Hamady lohnen. In Beirut wird das Oberhaupt der in Neukölln lebenden arabischen Großfamilie zum neuen Koks-Großlieferanten für Berlin ernannt. Weniger gut läuft es für die Al-Safi-Familie. Sie wird nicht nur entmachtet, bei dem Treffen im Libanon wird auch noch der Bruder des Clanchefs umgebracht.

Die zweite Staffel der TV-Serie „4 Blocks“ kommt ohne Umschweife zur Sache: „Berlin gehört jetzt uns, und das ist erst der Anfang“, verkündet Toni Hamady seinen Clanbrüdern. Zusammen zeigen sie, was Organisierte Kriminalität bedeutet und wie man mit der Logistik eines Großunternehmens den Drogenvertrieb auf eine neue Stufe hebt – mit protzigen Luxusautos als Lieferfahrzeugen. Die Al-Safis schauen dabei freilich nicht tatenlos zu. Gemeinsam mit einer Tschetschenen-Gang eröffnen sie den Drogenkrieg auf Berlins Straßen.

Mit Preisen überhäuft

Die erste Staffel „4 Blocks“ war die Überraschungsserie des Vorjahres, obwohl ihr nur ein Bruchteil des Geldes für „Babylon Berlin“ zur Verfügung stand. Die Serie aus Neukölln wurde mit Preisen geradezu überhäuft. Neben drei Deutschen Fernsehpreisen, einem GrimmePreis und einer Goldenen Kamera wurde der von der Produktionsgesellschaft Wiedemann & Berg für TNT Serie geschaffene Sechsteiler mit vielen weiteren Awards bedacht.

Zu sehen sind die sieben neuen Episoden von „4 Blocks“ von Donnerstag an zunächst nur bei TNT Serie, also unter anderem über die Pay-TV-Plattform Sky. Ins Free-TV-Serie kommt die Serie 2019, sie wird erneut bei ZDFneo laufen. Die Vielschichtigkeit, mit der die erste Staffel die Zuschauer mit ihren Schilderungen der arabischen Clan-Parallelwelt überraschte, sie fehlt allerdings in der Fortsetzung. Für Vince (Frederick Lau), den in der ersten Staffel getöteten Undercover-Polizisten und Vertrauten von Toni Hamady, gibt es keinen Ersatz. Sein Serientod hinterlässt eine große Lücke.

Die Fortsetzung bietet dafür hohes Tempo, viel Action, aber auch deutlich mehr Gewalt. Für die Regie wurden Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) und Özgür Yildirim („Blutzbrüdaz“) verpflichtet, als Autoren waren erneut Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad dabei. Mit Blick auf die Größenordnung der kriminellen Geschäfte bleiben sie allerdings hinter der Realität zurück. Im Juli wurden in Berlin 77 Immobilien eines arabischen Clans beschlagnahmt, weil die Justiz davon ausgeht, dass sie unter anderem mit Einkünften aus Straftaten erworben wurden. Der fiktive Clanchef Toni Hamady besitzt gerade einmal eine Immobilie, die er an Flüchtlinge vermietet und die ihm kein Glück bringt.

Viele ausdrucksstarke Darsteller

Auch ohne Frederick Lau lebt „4 Blocks“ von seinen ausdrucksstarken Schauspielern, allen voran Kida Khodr Ramadan als Clanchef. Nach wie vor verfolgt Toni das Ziel, wenn nicht seinen Clan, so doch wenigstens seine kleine Familie mit Ehefrau und Tochter in eine legale Zukunft zu führen. Anders als zuvor sind ihm dafür nun alle Mittel recht. Wie eine Dampfwalze räumt er alle Hindernisse aus dem Weg und bemerkt nicht, wie er sich immer weiter von den Menschen entfernt, die ihm wichtig sind. Seine Frau Kailila (Maryam Zarree) erkennt ihn nicht wieder. Ihr Blick ist voll tiefer Traurigkeit. Beeindruckend ist auch der Rapper und Schauspieler Veysel Gelin. Er spielt Tonis Bruder Abbas, der als Polizistenmörder in Tegel einsitzt und sich dort Respekt verschaffen muss, mit solcher Eindringlichkeit, dass sich sicherlich niemand mit diesem Clan-Mitglied anlegen will.

Das genaue Gegenteil verkörpert der von Hefiane Mohammad gespielte Mohammad Al-Safi. Er hat bereits geschafft, wovon Toni Hamady träumt. Mit seinem gepflegten Auftreten und den guten Manieren gibt er das Idealbild des distinguierten Geschäftsmannes ab. Doch unter der Oberfläche sieht es anders aus.

Die Polizei in Gestalt von Hagen Kutscha (Oliver Masucci) spielt auch diesmal keine große Rolle, doch das passt zum Sujet einer abgeschotteten Parallelgesellschaft, die ihre Dinge selber regelt. Kutscha versucht, an Toni über Abbas heranzukommen, doch der fragt sich inzwischen, ob der Clanchef wirklich möchte, dass sein impulsiver Bruder wieder in die Freiheit zurückkehrt und zum Risiko für die Familiengeschäfte wird.

Eine andere Frage ist ebenfalls noch nicht geklärt: Noch steht nicht fest, ob es eine dritte Staffel geben wird.

„4 Blocks“, TNT Serie, sieben Folgen, jeweils donnerstags um 21 Uhr

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