Streit der Internetriesen: Yahoo verklagt Facebook wegen Patentverletzung
Zahlreiche Nutzer und Werbekunden hat Yahoo bereits an Facebook verloren. Nun schlägt das Internet-Urgestein zurück - und klagt gegen das weltgrößte Online-Netzwerk, ausgerechnet kurz vor dessen Börsengang.
Yahoo hat seine Drohung wahr gemacht: Der Internetkonzern hat das soziale Netzwerk Facebook nur wenige Wochen vor dessen Milliarden-Börsengang wegen Patentverletzung verklagt. In der am Montag eingereichten Klage wirft Yahoo Facebook vor, ohne entsprechende Lizenzabkommen zehn patentierte Technologien unter anderem im Zusammenhang mit Werbung, Datenschutz und personalisierten Websites genutzt zu haben. Yahoo hatte Facebook bereits im vergangenen Monat mit einer Klage gedroht, sollte keine Einigung erzielt werden. Zunächst blieb unklar, welche Summe Yahoo verlangt.
Facebook kündigte an, man werde sich energisch gegen diese "rätselhaften Aktionen" wehren: "Wir sind enttäuscht, dass mit Yahoo ein langjähriger Geschäftspartner von Facebook und ein Unternehmen, das von seiner engen Beziehung mit Facebook deutlich profitiert hat, sich entschieden hat, auf ein Gerichtsverfahren zu setzen." Viele Inhalte auf den Yahoo-Seiten sind mit Facebook verknüpft.
Sehr wahrscheinlich wird auch dieser Patentstreit wie so viele zuvor mit einer außergerichtlichen Einigung oder dem Abschluss eines Lizenzvertrags enden. Allerdings verdeutlicht er einen wunden Punkt von Facebook: Das Netzwerk hatte bis Ende 2011 nur 56 Patente, was verglichen mit anderen großen Technologieunternehmen sehr wenig ist. Yahoo beispielsweise besitzt mehr als 1.000 Patente.
In einer ähnlichen Situation schloss Yahoo unmittelbar vor dem Börsengang von Google 2004 ein Patentnutzungsabkommen mit dem Suchmaschinenriesen, das Yahoo mehrere hundert Millionen Dollar einbrachte. Da der Börsengang von Facebook wohl noch weit größer wird als der von Google, dürfte es auch um mehr Geld gehen.
Yahoo verteidigte die Entscheidung, Klage einzureichen. Das Unternehmen habe über Jahre "substanzielle Ressourcen in Forschung und Entwicklung" gesteckt, die zu Patenten führten, für die andere Unternehmen Lizenzgebühren zahlen. Ohne die Technologien von Yahoo hätten Facebook und andere Internetseiten weniger Besucher und weniger Werbeeinnahmen, heißt es in der Klageschrift.
Die nach Darstellung von Yahoo verletzten Patente decken demnach grundlegende Konzepte von sozialen Netzwerken ab. Etwa die Personalisierung von Internetseiten abhängig von den Interessen und Vorlieben der Nutzer. Außerdem sollen auch bei der Personalisierung von Werbung Yahoo-Patente verletzt worden sein.
Wie die Klage in der Öffentlichkeit aufgenommen wird, ist noch nicht abzusehen. Yahoo ist aber ein Unternehmen, das seit drei Jahren sinkende Umsätze aufweist. Das Geld aus einem Lizenzabkommen käme also ganz gelegen. Allerdings könnte auch der Eindruck entstehen, dass hier ein verzweifeltes Unternehmen versucht, schnell noch Geld zu machen.
Facebook ist in den vergangenen Jahren viel schneller gewachsen und hatte zuletzt 845 Millionen Nutzer. Dagegen sank Yahoos Stern. Nach Angaben gab es zuletzt zwar immer noch 700 Millionen Nutzer - doch die Einnahmen gehen zurück. Dabei ist Yahoo, dessen Wurzeln ins Jahr 1994 zurückreichen, zehn Jahre älter als Facebook und war eines der bedeutendsten Unternehmen in der Pionierzeit des Internet.
Der erst zu Jahresbeginn angetretene Konzernchef Scott Thompson soll Yahoo aus der Krise führen und scheint dabei einen radikalen Kurs zu fahren. Die Androhung der Patentklage war eine der ersten Aktionen, die in seine Amtszeit fielen. Thompson hatte bereits intern aufgeräumt und zahlreiche Topmanager ausgewechselt. Vertreten wird Yahoo von der Anwaltsfirma Quinn Emanuel, die auch im Patentkrieg der Mobilfunk-Branche eine zentrale Rolle spielt. Sie vertritt Samsung, Motorola und HTC in deren Ideenklau-Streitereien mit Apple und Microsoft.
(dapd/dpa)
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