Vor dem Börsengang: Yahoo droht Facebook mit Klage
Im Online-Werbemarkt kann Yahoo mit Facebook derzeit nicht mithalten. Dafür wirft der Internet-Pionier dem Rivalen Patentverletzungen vor - und Facebook kann eine Klage so kurz vor dem Börsengang gar nicht gebrauchen.
Dem weltgrößten Online-Netzwerk Facebook droht wenige Monate vor dem Börsengang eine Patentklage des Konkurrenten Yahoo. Es gehe um zehn bis 20 Patente, berichtete die "Financial Times" am Dienstag unter Berufung auf informierte Personen. Sie deckten Bereiche wie Funktionen von Online-Netzwerken, Werbung und Personalisierung ab. Der Moment ist geschickt gewählt: Eine laufende Patentklage wäre für Facebook ein erhebliches Hindernis auf dem Weg an die Börse. Entsprechend groß ist der Druck für eine Einigung.
"Wir müssen darauf bestehen, dass Facebook ein Lizenzabkommen eingeht. Oder wir werden gezwungen sein, Schritte zu ergreifen, um unsere Rechte zu schützen", erklärte Yahoo in einer E-Mail an die Zeitung. Bei Facebook hieß es zunächst, man habe noch keine Zeit gehabt, die Vorwürfe zu analysieren.
Facebook und Yahoo sind Konkurrenten im Geschäft mit Werbung im Internet. Facebook ist in den vergangenen Jahren schnell gewachsen und hatte zuletzt 845 Millionen Nutzer und einen Jahresumsatz von vier Milliarden Dollar. Yahoo ist ein Online-Pionier und war in den 90er Jahren eines der wichtigsten Internet-Unternehmen. Zuletzt hatte Yahoo jedoch Schwierigkeiten, mit Rivalen wie Google und Facebook schrittzuhalten. Die Anzeigenerlöse sind unter Druck, die Konkurrenten konnten Yahoo sogar Marktanteile im Kerngeschäft Bannerwerbung abnehmen.
Yahoo hatte auch schon kurz vor dem Google-Börsengang 2004 die Patentkeule herausgeholt. Zuvor hatte Yahoo Overture, einen Spezialisten für Suchmaschinenwerbung, gekauft, der eine Klage gegen Google startete. Damals bekam Yahoo bei der Einigung 2,7 Millionen Google-Aktien. Wenige Wochen später war das Paket mit dem Börsengang rund 230 Millionen Dollar wert. Zum heutigen Aktienkurs wären es sogar 1,6 Milliarden Dollar.
In Yahoo-Kreisen wurde der Zeitung zufolge jedoch ein Zusammenhang des Vorgehens gegen Facebook mit dem anstehenden Börsengang verneint.
Der neue Chef Scott Thompson versuche lediglich, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um Geld hereinzuholen, hieß es. Facebook hatte den Börsengang vor wenigen Wochen auf den Weg gebracht. Nach bisherigen Plänen will das Unternehmen mit der Aktienplatzierung rund fünf Milliarden Dollar einnehmen. Konkrete Details sind noch offen. Schon seit Monaten wird aber über einen angepeilten Börsenwert von bis zu 100 Milliarden Dollar spekuliert. Während in der Mobilfunk-Branche aktuell ein ausgewachsener Patenkrieg mit dutzenden Klagen tobt, gab es im Internet-Geschäft zuletzt nur wenige solcher Fälle.
(dpa)